Riedls Dax-Radar
Händler an der Wall Street. Quelle: imago images

Gefährliche Überspekulation in den USA

BASF, Autoaktien und Versicherer treiben den Dax. Doch in Amerika braut sich für die Aktienmärkte eine neue Gefahr zusammen: Die Kurse an der Wall Street verlieren die Bodenhaftung. Womit Anleger rechnen sollten.

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Es klingt paradox, aber das größte Risiko für die Börsen entsteht derzeit ausgerechnet am bisher stärksten Aktienmarkt, dem amerikanischen. Der Grund dafür ist weniger der mögliche Shutdown der öffentlichen Ausgaben wegen des Haushaltsstreits. Den gab es in dieser Art in den vergangenen Jahren immer wieder. Und selbst wenn einmal die Grenze der Finanzierung überschritten sein sollte, bricht weder die Welt noch die US-Wirtschaft zusammen, sondern Ausgaben verzögern sich erst einmal um einige Tage. In der Regel findet dann früher oder später wieder eine Einigung statt.

Kritischer für Anleger sind die Überhitzungssignale vom US-Aktienmarkt. Seit der Dow im Mai seine jüngste, mittelfristige Kletterpartie begonnen hat, wurden die Kursschübe nach oben immer dynamischer. Für den Anstieg von 25.000 auf 26.000 Punkte hat der Markt nur noch acht Tage gebraucht. Der Abstand zur stramm steigenden 200-Tage-Linie beträgt mittlerweile 16 Prozent. In der Hausse vor der Finanzkrisenbaisse waren es zehn Prozent. Nur einmal, vor der Jahrtausend-Rally, weitete sich dieser Abstand auf 18 Prozent.

In beiden Fällen, 1999/2000 und 2007, brach der Dow Jones nicht von einem Tag auf den anderen zusammen. Am Ende der Jahrtausendrally dauerte es fast zwei Jahre, bis der Dow Jones nach unten wegrutschte. Schon vorher allerdings kam es zu heftigen Marktschwankungen von 15 bis 20 Prozent innerhalb weniger Wochen.

Was für Anleger dieses Jahr gefährlich werden könnte
Die US-Notenbank Federal Reserve in Washington. Quelle: AP
Rote Beleuchtung von Sperrpollern an der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt am Main (Hessen). Quelle: dpa
Eine Frau wirft in Köln (Nordrhein-Westfalen) ihren Wahlzettel in eine Urne. Quelle: dpa
Israelische Soldaten feuern in Bethelehem (Palästinensische Autonomiegebiete) mit Tränengas-Granaten auf palästinensische Demonstranten. Quelle: dpa
Ein Broker auf dem New Yorker Börsenparkett. Quelle: REUTERS
Ein Schild in der schweizerischen Stadt Zug. Quelle: dpa

Für solche Korrekturen braucht es keine äußeren Einflüsse. Die Kursrückschläge entstehen als Folge der vorangegangenen Überhitzung. Erst wenn neue Krisenimpulse dazu kommen (wie 2001 der Terroranschlag und 2008 die Lehman-Pleite), kann daraus ein perfekter Sturm werden.

Obwohl das fundamentale Umfeld aus niedrigen Zinsen und steigenden Unternehmensgewinnen intakt ist, sind die Aktienmärkte mittlerweile so weit vorgedrungen, dass in vielen Fällen die Risiken die Chancen überwiegen. Es geht jetzt nicht darum, große Investments neu und scheinbar günstig aufzusetzen. Es geht jetzt nur noch darum, wie weit sich die Märkte nach oben ausreizen lassen. Im Fall des Dow Jones ist es mittlerweile eng geworden.

Bis Frühjahr könnte der Dax noch auf 14.300 Punkte klettern

Die europäischen Börsen sehen kurzfristig vielversprechender aus. Dax und Euro Stoxx sind günstiger bewertet; zudem gibt es weniger Überhitzungssignale als in den USA. Im Dax beträgt der Abstand der aktuellen Notierungen von der 200-Tage-Linie gerade einmal fünf Prozent. Das kennzeichnet einen gesunden Aufwärtstrend. In einer dynamischen Aufwärtsbewegung wie im vergangenen November wurden es rund zehn Prozent. Würde der Dax in den nächsten zwei Monaten noch einmal in ähnlich dynamischer Weise zulegen, ergäbe das bis ins Frühjahr hinein ein Kursziel um 14.300 Punkte.

Die Entwicklung wichtiger Indexschwergewichte würde das zulassen. Bei BASF etwa hatten die Banken in den vergangenen Wochen verhaltene Prognosen ausgegeben. Jetzt, nach überraschend guten Zahlen für 2017 und schönen Aussichten für 2018, hat die Aktie nach oben gedreht. BASF profitiert im Basisgeschäft von der guten Chemiekonjunktur. Steigende Ölpreise kommen dem geplanten Vorhaben zugute, das Ölgeschäft auszulagern und an die Börse zu bringen. In der Agrarchemie zieht die Nachfrage seit einigen Monaten wieder an. Obendrauf kommen noch einige hundert Millionen Extragewinn als Folge der amerikanischen Steuerreform.

von Matthias Hohensee, Georg Buschmann, Frank Doll

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