Riedls Dax-Radar

Die maue Wirtschaft ist gut für die Börsenkurse

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Große Technologietrends

Auch dahinter, die nächste Gewichtsklasse im Index, kommt in Bewegung: Intel ist gerade mit Macht dabei, beim Chip-Absatz verlorenes Terrain wieder aufzuholen; Biotechniker Amgen hat eine prall gefüllte Pipeline von mehr als 30 neuen Medikamenten und Anwendungen; Cisco wird bei der wachsenden Bedeutung der Netz-Infrastruktur wieder eine Schlüsselrolle spielen, so wie Comcast beim Thema Kommunikation.

All das deutet darauf hin, dass die großen Technologietrends, die sich in den US-Unternehmen manifestieren, für die Börsen entscheidender sind als die Antwort auf die Frage, ob die Wirtschaft nun um 0,5 Prozent oder um 0,9 Prozent wächst. Und ein Ende dieser Trends ist nicht im Sicht – im Gegenteil: Selbst wenn man sich an bescheidenen Prognosen orientiert, dürften diese Entwicklungen weit über das Jahr 2020 hinausreichen.

Mix aus Technologie und klassischer Industrie

Die Zugkraft der großen Trends zeigt sich auch im Dax. Infineon, SAP und Siemens sind Favoriten der vergangenen Monate und der nächsten Jahre. Continental und Daimler kommen dazu, weil diese Unternehmen mittlerweile bei weitem mehr sind als alte Auto- oder Reifenhersteller. Beide stecken in einem Shift hin zu den großen Trends auf Basis ihrer klassischen Stärke. Je mehr ihnen diese Verbindung gelingt, sie integrierte Technologie- und Industriekonzerne werden, desto unabhängiger werden sie von den Schwankungen einer wackligen Wirtschaft.

An der Börse kommt das doppelt an: Zum einen stützt und glättet es Wachstums- und Gewinnzahlen; zum anderen werden solche Erfolgsunternehmen auch mit einer höheren Bewertung belohnt. Dass beide, Continental und Daimler, dennoch günstige KGVs im Bereich um zehn haben, deutet auf das weitere Potenzial dieser Aktien.

Die technische Verfassung spricht für die Fortsetzung der großen Hausse

An beiden Aktienmärkten, im Dow wie im Dax, verläuft die Entwicklung derzeit im Rahmen der Erwartungen: Der Dax ist der entscheidenden Untergrenze um 10.000 bis 10.100 zwar näher gekommen, hat sich davon aber wieder flugs entfernt. Die hohe Dynamik der jüngsten Erholung ist ein wichtiges Signal für die Marktstärke. Vorbei ist die Zitterpartie zwar noch nicht, doch es ist durchaus möglich, dass der Absacker vom 15. September das für diesen Monat erwartete Tief erst einmal war. Der Anstieg über 10.300 war so wichtig, weil er die kleine, negative Doppelspitze von August und September wieder neutralisiert.

Zusätzlich vollzieht sich nun die Stabilisierung der 200-Tage-Linie. Sie wird in den nächsten Tagen bei knapp über 10.000 Punkten langsam nach oben drehen. Gemeinsam mit einem deutlich höheren, aktuellen Indexstand ist das aus technischer Sicht das klassische Bild einer beginnenden Aufwärtsentwicklung. Auch im Dow sieht es eher gut als schlecht aus. Das Niveau um 18.000 (hier waren von November 2015 bis Juni 2016 zahlreiche Hochspitzen) wurde exakt verteidigt, die 200er-Linie drückt bei 17.600 langsam von unten hoch.

Fazit: Die wacklige Wirtschaft hält die Zinsen am Boden und sorgt nebenbei dafür, dass der Optimismus wahrlich nicht überschäumt. Für die Aktienmärkte ist das ein klassisches Hausse-Umfeld. Große Trends, von der Digitalisierung bis zur neuen Mobilität, stützen zusätzlich. Die technische Verfassung in Dow und Dax ist intakt aber nicht überschäumend. Auch das lässt Spielraum für positive Überraschungen. Natürlich: Vom Tisch sind die großen Unsicherheiten nicht; vor allem der Ausgang der US-Wahl, der durch die jüngste Schwäche von Clinton offener denn je ist. Dennoch, an den Märkten sprechen derzeit mehr Argumente für eine Fortsetzung der großen Aufwärtsbewegung als für deren Ende.

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