Riedls Dax-Radar

Neue Kursrally im Dax möglich

Nachdem die US-Börsen Kaufsignale gegeben haben, hellen sich auch für den Dax die Aussichten merklich auf.

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Die Aussichten für den Dax hellen sich merklich auf. Quelle: dpa

Selbstzweifel sind etwas, das die Amerikaner und ihre Börsen derzeit nicht haben. Während hierzulande der Wahlkampf in den Staaten mit wachsender Besorgnis verfolgt wird, weil in manchen Umfragen Donald Trump vorne liegt, markieren die US-Börsen neue Kursrekorde.

Auf einem Niveau von 18500 ist dem Dow Jones der Ausbruch aus einer großen Konsolidierungsformation nach oben gelungen. Die 200-Tage-Linie liegt bei 17500 beruhigend weit darunter – und sie dreht seit einiger Zeit nach oben. Das ist die klassische Verfassung eines stabilen Marktes, der für die nächsten Monate weiteren Zuwachs verspricht.

US-Märkte retten europäische Aktien, das war vor zwei Wochen an dieser Stelle der Tenor ­ und daran dürfte sich bis auf weiteres nichts ändern. Offensichtlich haben die amerikanischen Anleger überhaupt keine Angst davor, dass eventuell Trump der nächste Präsident werden könnte. Zwar dürften nach wie vor Hillary Clintons Chancen größer sein – ihre Partei steht geschlossener hinter ihr als die Republikaner hinter Trump, doch ausgemachte Sache ist ihr Sieg nicht. Hätte die Börse Angst vor einem Präsidenten Trump, wären Dow und S&P 500 nicht so bruchlos durchmarschiert.

Zittern vor Zinserhöhungen – die zweite German Angst – ist in Amerika auch nicht verbreitet. Ganz im Gegenteil: In den vergangenen Monaten zeichnet sich ab, dass Fed-Chefin Janet Yellen mit ihrem Kurs durchaus erfolgreich ist: Weil die Wirtschaft insgesamt widerstandsfähig ist, am Arbeitsmarkt praktisch Vollbeschäftigung herrscht und die Inflation langsam wieder kommt, kann sie ihre angekündigte Zinswende durchziehen. Das begann vorsichtig im Dezember und dürfte in den nächsten Monaten einen zweiten Zinsschritt zufolge haben.

Dass Yellen dabei mit dem Vorschlaghammer kommt, ist angesichts ihrer bisher bedächtigen Vorgehensweise wenig wahrscheinlich. Wenn sie dann gleichzeitig noch mit ihrer Geldpolitik gegenüber der neuen politischen Führung Unabhängigkeit dokumentiert, wäre das ein weiterer Erfolg. Denn nichts muss eine Notenbank mehr vermeiden als den Eindruck, sie sei willfähriges Organ anderer Interessen; sei das die politische Führung eines Landes oder die Erwartung der Märkte.

Robuste Märkte trotz Terror, EU-Krise und britischem Sonderweg

23 Tage hat der Dax gebraucht, bis er den Brexit-Crash ausgeglichen hat. Im Dow Jones waren es sogar nur vier Tage. Gemessen am Index könnte man sagen, der Brexit sei an den Börsen verarbeitet. Quer durch die Branchen sieht das allerdings differenzierter aus. Noch stehen Finanzwerte unter Druck, während Währungsgewinner einen Vorsprung haben. Erst die nächsten Monate werden zeigen, welche Verschiebungen es auf den Immobilienmärkten gibt, bei neuen Investitionen oder den geografischen Schwerpunkten internationaler Konzerne. Ohne Frage ist es aber in positives Zeichen, dass die Aktienmärkte offensichtlich robuster sind als die öffentliche Stimmung.

Das gilt mittlerweile sogar für den Dax. Trotz zahlreicher Problemfelder (Terror, EU-Krise, Konjunkturunsicherheit, Geldpolitik) hat sich die Marktverfassung in den vergangenen Wochen stabilisiert. Besonders wichtig dabei ist, dass der Index nicht mehr in den Bereich um 9000 Punkte abgetaucht ist. Wäre er soweit zurückgefallen, hätte die Gefahr eines großen Verkaufssignals entstehen können. Im schlimmsten Fall hätte ein Rutsch unter 8900 dann einen Verfall bis auf 7000 Punkte und weniger einleiten können. Diese Gefahr ist derzeit so gut wie gebannt. Mehr noch: Nachdem der Dax bis in den Bereich um 10.400 vorgedrungen ist, hat er sogar die Chance auf ein wichtiges Kaufsignal­­. Das wäre dann die gleiche positive Indikation, die der Dow Jones schon gegeben hat.

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