Riedls Dax-Radar

Zehn Gründe, warum die Aktien trotz Trump, Brexit und Euro-Krise steigen

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Nicht trotz sondern wegen der Krisen

Das heißt nicht, dass das politische Umfeld für die Börsen keine Rolle spielt. In der bundesdeutschen Geschichte gab es bisher zweimal eine große Aktienhausse: In den Goldenen Fünfzigerjahren und seit den Achtzigerjahren. In beiden Fällen gab es neben der Aufbruchsstimmung in der Wirtschaft im politischen System genug Spielraum für die Entfaltung der Börsen.

Wie Trump-Tweets US-Unternehmen beeinflussen
Der Twitter-Account des desgnierten Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, Donald Trump Quelle: dpa
Autobauer General Motors /GM) Quelle: dpa
Ford-Chef Mark Fields Quelle: AP
Die Zentrale des US-amerikanischen Autokonzerns General Motos (GM) in Detroit Quelle: dpa
Der nächste US-Präsident Donald Trump Quelle: dpa
Boeing Quelle: REUTERS
Lockheed Martin F-35 Joint Strike Fighter Quelle: AP

Es ist zu erwarten, dass sich daran auch durch die Wahlen dieses Jahres nichts ändert. Natürlich sind mehrwöchige, zum Teil auch scharfe Rückschläge möglich, wenn ein europäisches Kernland wie Frankreich nach rechts abdriften würde. Kritisch wäre es für die Börsen auch, wenn die Konjunkturlokomotive Deutschland eine wirtschaftsfeindliche Regierung bekäme. Parteifarben indessen spielen kaum eine Rolle: 1998, als die rot-grüne Koalition antrat und man in liberalen Kreisen den Untergang des Abendlandes erwartete, setzten die Börsen erst so richtig zum Sprung nach oben an.

4. Den Zerfall der alten EU haben die Märkte längst eingepreist

Als die Aktienbörsen nach der überraschenden Brexit-Entscheidung den Handel öffneten, ging es sofort dramatisch nach unten; im Dax in der ersten Stunde um zehn Prozent. Das waren auf einen Schlag 100 Milliarden Euro Minus  – also reagiert haben die Märkte sehr wohl auf den Brexit. Doch die Erholung in den Monaten danach war überraschend. Natürlich machte sich hier das gute Umfeld für die Börsen bemerkbar, die niedrigen Zinsen und die anziehende Konjunktur. Gleichzeitig aber wurde offensichtlich, dass sich die Märkte nicht mehr davon schrecken lassen, wenn Europa auseinanderdriftet. Immerhin vollzieht sich dieser Prozess schon seit etlichen Jahren: Frankreich ist wirtschaftlich schwach und politisch wacklig, Italien und andere Süd-Länder in einer Schuldenfalle, in Polen und Ungarn wächst der Nationalismus – und jetzt gehen auch noch die Briten von der Fahne.

Die Anlagemärkte haben diesen Prozess längst diskontiert. Am besten sichtbar am Euro, der genau seit dem Finanzkrisenjahr 2008, seitdem das Schuldendebakel in Europa besonders sichtbar wurde, gegenüber dem Dollar ein Drittel seines Wert verloren hat.

Sicherlich wäre es nicht schön für den Dax, wenn die EU gleich völlig untergehen würde. Doch die Märkte haben sich mittlerweile auf die europäische Realität eingestellt. Immerhin steckt in dieser Desillusionierung sogar eine Chance – wenn in Europa eines Tages eine gründliche Erneuerung zustande käme.

5. Aktienkurse steigen nicht trotz der Krisen, sondern auch wegen der Krisen

Die Finanzkrise von 2008 war ein schwerer Bruch. Am Zinsmarkt hatte sich in den Jahren 2003 bis 2008 in der Umlaufrendite zwischen drei und fünf Prozent ein Boden gebildet und im Zuge des wirtschaftlichen Aufschwungs wäre es dann zur Zinswende nach oben gekommen.

Diese Entwicklung wurde im Herbst 2008 mit dem Finanzkrisencrash zunichte gemacht: Seitdem fluten die Notenbanken die Märkte mit Geld - und bei den Zinsen setzte die dramatische Abwärtsbewegung ein, in der wir immer noch stecken.

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