Riedls Dax-Radar

Die Trump-Rally ist vorbei – doch der Kursanstieg geht weiter

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Power im amerikanischen Technologiemarkt

Für die Börsen kommt es dabei nicht darauf an, ob das Wachstum in den USA oder Deutschland nun bei 1,5 Prozent oder 2,0 Prozent liegt. Wichtig für die Börsen ist, dass es überhaupt leicht nach oben geht. Börsen können über Jahre hinweg in einem Zustand der latenten Unsicherheit Schritt für Schritt nach oben klettern.

Steigende Unternehmensgewinne sind einer der wichtigsten, wenn nicht sogar der wichtigste Antrieb für Aktien. Hier sieht die Entwicklung differenziert aus, ist aber unterm Strich gar nicht schlecht. Nimmt man nur Durchschnittsgewinne von Indizes zur Hand, womöglich noch bereinigt um Aktienrückkäufe und bilanzielle Kosmetik, so mag die Aufwärtsentwicklung der Gesamtgewinne schon in den vergangenen Jahren eher bescheiden ausgesehen haben. Doch damit verliert man das Entscheidende aus den Augen – denn von den Fußkranken und Bruchpiloten im Index wird die Richtung ja eben nicht vorgegeben.

Die Märkte für Geduldige
Wo lässt es sich am besten nach Rendite fischen?Zwischen 1900 und Ende 2016 gewannen die Aktienmärkte weltweit im Schnitt 5,1 Prozent pro Jahr, die Inflation herausgerechnet. Zu diesem Ergebnis kommt die Credit Suisse in ihrem „Global Investment Returns Yearbook“ 2017, das im Februar veröffentlicht wurde. Für die Berechnung stützt sich die Schweizer Bank auf die Daten der Professoren Elroy Dimson, Paul Marsh und Mike Staunton von der London Business School. Der Datensatz erfasst die Performance von 70.000 Börsentagen und vergleicht die Aktienmärkte aus 21 Ländern. Wer trotzte den Krisen der vergangenen Jahrzehnte besonders gut? Ein Überblick. Quelle: dpa
Österreich Quelle: Wiener Börse
Italien Quelle: REUTERS
Belgien Quelle: Fotolia
Frankreich Quelle: REUTERS
Deutschland Quelle: dpa
Portugal Quelle: dpa

Genug Spielraum für Korrekturen

Wer wissen will, warum Aktien steigen, muss sich mit den Gewinnern beschäftigen. Im Dax sind das zum Beispiel SAP, Siemens oder Infineon, die in den vergangenen Jahren einen wichtigen Umbau im Konzern geschafft haben, schon heute starke Gewinne erzielen und für die großen Fragen der Zukunft gut gerüstet sind: Von der Digitalisierung über den Infrastrukturausbau bis hin zu neuen Technologien. 

So nutzen Anleger den Heimvorteil

Besonders anschaulich ist diese Power im amerikanischen Technologiemarkt Nasdaq zu spüren. Alle taktgebenden Unternehmen – Apple, Microsoft, Google, Amazon, Facebook, Tesla - stehen an der Spitze von Megatrends, die nicht einmal angekratzt werden, wenn der Dow einmal ein paar hundert Punkte verliert.

Natürlich kann es auch an diesen Märkten Pausen geben. Von Sommer 2015 bis Sommer 2016 kam es im Nasdaq-Index zu einer einjährigen Schwankungsphase. Diese Schwankung aber erwies sich im Nachhinein als ideale Kauf- oder Nachkaufgelegenheit.

Zinsangst ist kein guter Anlageratgeber

Die größte Angst haben Anleger hierzulande immer noch vor den Notenbanken. Wie ein Kaninchen auf die Schlange starren manche Marktteilnehmer auf die Aktionen von Draghi und Yellen. Es gibt nicht wenige Anleger, die die gesamte Hausse seit 2009, die im Dax bisher mehr als 200 Prozent Gewinn gebracht hat, aus Angst vor steigenden Zinsen komplett an sich vorbei laufen ließen.

Natürlich ist es für Anleger wichtig, die Notenbank im Auge zu haben. Doch dabei geht es nicht darum, ob wieder einmal um 25 Basispünktchen nach oben oder nach unten gedreht wurde. Die zwei kleinen Zinserhöhungen, die Yellen bisher vorgenommen hat, fallen in der langfristigen Entwicklung der Dow-Jones-Kurve kaum ins Gewicht.

Anlagerisiken aus dem Ausland gibt es reichlich: Trump-Protektionismus, Brexit, geopolitische Konflikte. Wertpapiere von Unternehmen, die in Deutschland Geschäfte machen, sind nicht nur sicher, sondern auch lukrativ.
von Christof Schürmann

Entscheidend für die Märkte ist, auf welchem Niveau die Zinsen etwa sind und wie ihre grobe Richtung weitergehen könnte. Und da sieht es aktuell keineswegs düster aus. Denn selbst wenn Yellen nochmals an der Zinsschraube dreht, ist absehbar, dass sie weder die Wirtschaft noch die Märkte abwürgen wird. Mehr noch: Es gibt Anzeichen – vor allem die wieder gedämpften Ölpreise – die für die nächsten Monate auf eine Inflationsentspannung deuten. Spätestens dann dürfte die Zinsangst wieder verfliegen.

Fazit für den Dax: Die Wahrscheinlichkeit einer Schaukelpartie hat sich erhöht, sie könnte sich in den nächsten Wochen zwischen 11.700 und 12.100 abspielen. Dass alte Favoriten Pause machen und dafür neue zulegen (zuletzt etwa Merck), sollte insgesamt dazu beitragen, die Marktverluste in Grenzen zu halten. Der deutliche Abstand zur 200-Tage-Linie, die derzeit erst bei knapp 10.900 verläuft, ist ein großer Puffer für vorübergehende Korrekturen.    

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