Riedls Dax-Radar

Wacklige Konjunktur, aber stabile Kurse

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Robuste Kurse im Vorfeld der Präsidentschaftswahl

Am US-Aktienmarkt haben sich die Notierungen seit Mitte Juli festgefahren, der S&P 500 pendelt zwischen 2150 und 2200 Punkten. Es wird immer unwahrscheinlicher, dass es vor der Präsidentenwahl am 8. November eine Richtungsentscheidung gibt. Ganz egal, welcher Kandidat bis dahin in Umfragen die Nase vorne hat, die Untergrenze für mittelfristige Schwankungen im S&P liegt derzeit bei 2100 Punkten. Im Dow sind es etwa 18.000. Solange beide Barometer mindestens dieses Niveau behaupten, ist die große Aufwärtstendenz am US-Aktienmarkt in Ordnung.

Im Dax geht es darum, dass in den nächsten Wochen die Zone um 10.100/10.000 Punkte  verteidigt wird. Die 200-Tage-Linie driftet weiter leicht ab, hält sich aber über 10.000. In wenigen Tagen wird dann, wie vor einer Woche (2. September 2016) ausführlich beschrieben, dieser Durchschnitt tendenziell stabiler werden und dann schrittweise nach oben drehen. Das ist ein wichtiger technischer Indikator, der für die nächsten Monate ein positives Signal gibt.

Trump ist keine substanzielle Gefahr für die Börse

Auch in den USA gibt es mittlerweile Wirtschaftsfachleute, die vor einem Sieg Trumps warnen. Doch zum einen dürfte darin gerade jetzt eine gehörige politische Dosis stecken; zum anderen ist an der US-Börse bisher keine Schwäche zu erkennen, auch wenn die Umfragen Trump wieder einmal vorne sehen. Mit anderen Worten: Wäre Trump eine substanzielle Gefahr für den Aktienmarkt, wären die Kurse schon in den vergangenen Wochen nicht so stabil verlaufen. (An dieser Stelle wird weiterhin mit einem, vielleicht nur knappen, Wahlsieg von Hillary Clinton gerechnet.)

Spekulationen um die Deutsche Bank

Im Dax erholen sich seit einigen Tagen die Bankaktien. Hier stützt die Hoffnung, dass es eine Lösung aus dem jahrelangen Abwärtsdilemma gibt. Der Deutschen Bank kommt zusätzlich zugute, dass eine Einigung im juristischen Streit mit US-Behörden möglich wird.

Die Entwicklung der Commerzbank und mehr noch die der Deutschen Bank ist im Vergleich zur Erholung anderer internationaler Großbanken, vor allem in Amerika, geradezu peinlich für die größte Volkswirtschaft in Europa. Früher oder später wird es hier eine Veränderung geben müssen – vielleicht eine Aufspaltung der bisherigen Institute und dann eine Fusion bestimmter Teile, die effizient zusammenpassen und die auch für die Gesamtwirtschaft eine zentrale Funktion hätten. Eine Deutsche Bank (der Name dürfte wohl bleiben) hat immer auch eine politische Funktion.

Das Problem dabei ist nur, welche zusätzlichen Kosten (vor allem durch bereinigende Abschreibungen) entstehen – und wer die tragen wird. Dass die bisherigen Aktionäre der Deutschen Bank, obwohl sie schon mehr als 30 Milliarden Euro verloren haben, nun die großen Gewinner einer solchen Aktion werden sollen, ist zweifelhaft.

Andererseits steckt in der Deutschen Bank reichlich spekulative Musik. Immerhin ist die Deutsche Bank bei einer Bilanzsumme von 1,8 Billionen Euro nur noch 18 Milliarden an der Börse wert – also ein Prozent der Bilanzsumme. Die – natürlich wesentlich erfolgreichere - britische HSBC wird an der Börse mit 5,9 Prozent der Bilanzsumme gehandelt; das ist eine sechsmal so hohe Bewertung wie bei der Deutschen.

Selbst wenn bei der Deutschen durch Verkäufe, Abspaltungen und Portfolio-Bereinigungen die Bilanzsumme deutlich schmelzen dürfte, sollte eine dann funktionierende Deutsche Bank auf einen Börsenwert von 3 bis 4 Prozent der Bilanzsumme kommen. Allein bei einer Bilanzsumme von angenommen 1000 Milliarden wäre das eine Verdoppelung des bisherigen Börsenwerts.

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