Riedls Dax-Radar

Zehn Gründe, warum die Aktien trotz Trump, Brexit und Euro-Krise steigen

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Triebkräfte der Börse

Dieser Zinsrückgang hat einen substanziellen Anteil an der wirtschaftlichen Erholung seit 2008. Er half den Unternehmen bei ihren Investitionen genauso wie den Staaten bei der Bewältigung ihrer Schuldenlast. Parallel dazu vollzog sich an den Aktienmärkten ein klassischer Kursanstieg. Kritisch allerdings wird es, wenn ein Pfeiler dieser Hausse wegbräche.

Das wurde 2016 aus 100.000 Euro
Platz 27: Aktien NigeriaEuro-Investoren, die im vergangenen Jahr an der kleinen nigerianischen Börse investierten, machten ein sehr schlechtes Geschäft. Das lag gar nicht mal an den Aktien selbst, der Leitindex Nigeria All Share verlor zwar „nur“ sieben Prozent. Das lag vor allem daran, dass der bevölkerungsreichste afrikanische Staat stark von den Öleinnahmen ist. Doch am 20. Juni gab die Zentralbank die Anbindung der heimischen Währung Naira an den Dollar auf. Die darauf folgende deutliche Abwertung der Währung Naira zu vielen Währungen macht die Aktien aber zum weltweit größten Verlustbringer. Wer Anfang des Jahres theoretisch 100.000 Euro an der Börse in Nigeria investierte, hat jetzt nur noch 61.390 Euro auf dem Konto. Privatanleger können jedoch kaum in Nigeria direkt investieren, es gibt auch keine Zertifikate oder börsengehandelte Indexfonds auf den Nigeria All Share.Schlussstand: 30.12.2016, Angaben ohne Transaktionskosten Quelle: dpa
Platz 26: GhanaAuch gezielte Investitionen an der Börse in Ghana sind für hiesige Privatanleger kaum möglich. Das ist auch gut so. Denn der Aktienindex der ebenfalls sehr kleinen Börse in Ghana, entwickelte sich sehr schlecht. Die agrarisch strukturierte  Wirtschaft des als Musterdemokratie auf dem Kontinent geltenden Landes,  schrumpft. Das Land ist stark vom Export von Rohstoffen wie Gold, Öl, Kakao und Edelhölzern abhängig. Dabei steigen zwar im vergangenen Jahr viele Rohstoffpreise, doch der Kakaopreis brach um fast ein Drittel ein. Von 100.000 in Ghana investierten Euro blieben bis Jahresende nur 77.840 Euro übrig.Schlussstand: 30.12.2016, Angaben ohne Transaktionskosten Quelle: dpa
Platz 25: Aktien ÄgyptenNoch dramatischer als in Nigeria schlägt in Ägypten die Währungsentwicklung zu Buche. Dort gab die Zentralbank im November den Wechselkurs des ägyptischen Pfunds frei, das daraufhin abstürzte. Das bescherte Anlegern, die im Januar 100.000 Euro in den Leitindex EGX 30 investierten einen Verlust von 20.430 Euro, so dass nur noch 79570 Euro übrig bleiben. Das fast Tragische dabei: Die Abwertung beflügelten den Aktienmarkt. Der EGX 30 selbst gehört in Lokalwährungen gerechnet mit einem Plus von mehr als 70 Prozent zu den weltweit besten Börsen und stieg auf ein Rekordhoch nach dem anderen. Schlussstand: 30.12.2016, Angaben ohne Transaktionskosten Quelle: dpa
Platz 24: Aktien ChinaDer Entwicklung der chinesischen Wirtschaft verunsichert Anleger weltweit seit anderthalb Jahren. Das spiegelt sich auch der Börse wider. Der Leitindex CSI 300, der die 300 größten Aktien Festlandchinas erfasst, verlor über elf Prozent. Da gleichzeitig der Yuan zum Euro weiter abwertete, bleiben Anlegern die 100.000 Euro in den Index investiert haben, nur 85.450 Euro übrig.Schlussstand: 30.12.2016, Angaben ohne Transaktionskosten Quelle: dpa
Platz 23: Britisches PfundDas knappe Votum der Briten für einen Austritt aus der Europäischen Union schockte am 24. Juni Europa die ganze westliche Welt. Der britische Aktienmarkt erholte sich – wie auch andere europäische Börsen – von dem Schock zwar recht schnell. Auf Jahressicht hat der Leitindex Footsie deshalb in Pfund gerechnet über 14 Prozent zugelegt und stieg Ende Dezember sogar auf ein Allzeithoch. Doch das britische Pfund selbst steht weiter unter massivem Druck. Zum Euro hat es in diesem Jahr gut 13 Prozent verloren und damit so viel wie keine andere Hauptwährung. Aus 100.000 in Pfund investierten Euro wurden so nur noch 86.980 Euro.Schlussstand: 30.12.2016, Angaben ohne Transaktionskosten Quelle: dpa
Platz 22: Mexikanischer PesoDem mexikanischen Peso – dem zweitgrößten Verlierer der Hauptwährungen zum Euro – machte der Wahlsieg von Donald Trump zum US-Präsidenten zu schaffen. Kein Wunder, die USA sind Mexikos wichtigster Handelspartner, doch Trump will den Handel massiv besteuern und die Grenzen zu Mexiko dichter machen- auch wenn zuletzt vom dem im Wahlkampf propagierten Mauerbau nichts mehr zu hören war. Wer zu Jahresbeginn 100.000 Euro in mexikanischen Peso anlegt, verfügte Ende des Jahres jetzt nur noch über 89.510 Euro. Mexikos Leitindex IPC legte aber um zumindest rund sechs Prozent zu.Schlussstand: 30.12.2016, Angaben ohne Transaktionskosten Quelle: dpa
Platz 21: SparbuchSeit Jahren lässt sich mit dem Sparbuch nichts mehr verdienen. So war es auch 2016. Wer Anfang des Jahres 100.000 Euro anlegt hat einen Gewinn von gerade mal 50 Euro – entsprechend von 0,05 Prozent gemacht. Immerhin verloren Anleger aber zumindest nominal – also ohne Berücksichtigung der Inflation – auch nichts.Schlussstand: 30.12.2016, Angaben ohne Transaktionskosten Quelle: dpa

Genau hier wirken Krisen wie ein retardierendes Moment: Sie verzögern einen schnellen Anstieg der Renditen und dämpfen die kurzen Ausschläge nach oben. Die Grundmischung der Hausse, insgesamt niedriges Zinsniveau und weiteres Wachstum, bleibt damit bestehen.

6. Konjunkturell leben die Börsen (fast) in der besten aller Welten

Auch wenn es in der öffentlichen Diskussion kaum Erwähnung findet, konjunkturell sind die meisten Industrieländer auf einem guten Weg. Mit einem stetigen Wachstum, das hierzulande in diesem Jahr zwischen einem und zwei Prozent liegen dürfte, ist die Wirtschaft für die Börse gerade richtig temperiert: Nicht zu schwach, dass ein Absturz droht; und nicht zu stark, dass es zu einer Überhitzung käme. Zudem dämpft ein nur moderates Wachstum nicht nur die Zinsen, es lässt auch in den Folgejahren Spielraum für weitere Steigerungsraten. Die Hoffnung darauf ist eine der wichtigsten Triebkräfte der Börse.

Auch weltweit sieht es nicht schlecht aus. In China hält der langjährige Aufschwung an, die USA bekommen durch die neue Regierung eine zweite Luft, große Schwellenländer wie Russland und Brasilien werden durch die Erholung an den Rohstoffmärken in ihrem Comeback gestärkt, mit Indien entsteht ein neues ökonomisches Schwergewicht. Insgesamt kommt die Weltwirtschaft auch 2017 gut voran. Damit lässt es sich auch verkraften, wenn einstige Hoffnungskandidaten wie die Türkei in schwere Turbulenzen geraten sind.

7. Die Unternehmensgewinne bekommen durch Trump einen zusätzlichen Schub

Für die Börsen sind echte Zahlen entscheidend. Es gibt keine Kriterien, die den Kursverlauf einer Aktie auf Dauer stärker beeinflussen als der Geschäftserfolg eines Unternehmens (in der Regel sichtbar am Nettogewinn; wobei es Ausnahmen gibt, siehe Amazon) und die allgemeine Liquiditätslage, sichtbar am besten an den Zinsen.

Durch Trump wird es beim ersten Kriterium einen neuen Zuwachs geben. Wenn die von ihm versprochenen Konjunkturprogramme umgesetzt werden, kann das auf Jahre hinaus die Gewinne in vielen Branchen ein weiteres Stück erhöhen. Für Börsianer ist das umso positiver, da sie diesen Effekt bisher noch nicht auf der Rechnung hatten. In den Analyseabteilungen der Banken finden derzeit Hochstufungen statt – und die wiederum wirken sich direkt auf die Kurse aus. In der Regel dauert es mehrere Monate, bis sich ein solcher Hochstufungsprozess an den Märkten durchgesetzt hat.

So viel schütten Dax-Konzerne 2017 aus
Dividendenarie Quelle: DPA
Daimler Quelle: AP
Fresenius Quelle: dpa
Pro Sieben Sat 1 Quelle: DPA
Munich-Re Quelle: REUTERS
Deutsche-Telekom Quelle: DPA
Eli-Lilly Quelle: AP

8. Auch wenn Aktien nicht mehr billig sind, haben die Bewertungen noch Spielraum

Der amerikanische Aktienmarkt hat, gemessen am breiten Russel-3000-Index, seit der Wahl Trumps 1500 Milliarden Dollar an Wert gewonnen. Das ist ein enormer Vertrauensvorschuss. Natürlich gibt es nach einem solchen Schub immer wieder Konsolidierungen und Rücksetzer, vor allem, wenn es zwischendurch auch nach veröffentlichten Zahlen zu Ernüchterungen kommen kann. Doch derzeit deutet mehr darauf hin, dass die US-Wirtschaft mächtig unter Dampf steht und die Unternehmenserträge 2017 einen neuen Rekord erreichen.

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