Riedls Dax-Radar

Trump bleibt ein Risiko für Aktienmärkte

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Volkswagen, Bayer, Deutsche Bank – sogar die Loser stabilisieren sich

Im Dax hat sich die Rally im Bereich um 11.500 bis 11.600 Punkte festgefahren. In der Spitze hat der Dax seit November 1500 Punkte gewonnen. Wenn er davon im Zuge einer klassischen Korrektur etwa 40 Prozent (600 Punkte) wieder abgäbe, wäre das ein Rückschlagpotenzial bis auf 10.900.

Selbst wenn der Dax also in den nächsten Wochen noch einmal bis an die Ausbruchszone zurückfällt, die er mit dem starken Impuls Anfang Dezember hinter sich gelassen hat, würde sich am übergeordneten positiven Szenario nichts ändern.

Die Stärke des Gesamtmarkts wird durch immer mehr Einzelwerte gestützt. Dabei gewinnen nun sogar die Kellerkinder im Dax an Statur:

Während sich die halbe Welt über den Rekordlauf an den Weltbörsen wundert, könnten die Aktienmärkte in den nächsten Jahren sogar noch deutlich weiter zulegen.
von Anton Riedl

Volkswagen-Aktien haben schon seit Herbst 2015 nicht mehr an Wert verloren, obwohl es dazwischen immer wieder neue, schlechte Nachrichten gab. Nun, dank Fortschritten bei der Einigung mit US-Behörden, startet die Aktie durch. Dass die Auto-Verkaufszahlen insgesamt gut sind, passt dazu. Aus technischer Sicht läuft bei VW eine klassische Wende-Spekulation. Kurzfristig dürfe es um 150 Euro etwas langsamer weitergehen, eine abermalige schwere VW-Baisse aber ist nicht in Sicht.

Bayer-Aktien gehören zu den Verlierern im Dax, seitdem über den Monsanto-Kauf diskutiert wird. Die Aktie selbst hat sich jedoch seit sieben Monaten stabilisiert. Mit dem jüngsten Anstieg über 100 Euro gab es nun klassische Kaufsignale. Ein konservatives Investment ist Bayer deshalb sicher noch nicht. Dennoch ist es eine wichtige Stütze für den Gesamtmarkt, wenn ein Schwergewicht wie Bayer nicht mehr nach unten durchgereicht wird.

Die Deutsche Bank steigt seit vier Monaten. Die entscheidende Wende war die Einigung im milliardenschweren Streit um amerikanische Hypotheken. Auch wenn die Deutsche Bank noch zahlreiche andere Rechtsstreitigkeiten am Bein hat, die große Kursangst an den Märkten besteht nicht mehr. Vor allem wird es immer unwahrscheinlicher, dass die Deutsche Bank eines Tages doch noch Staatshilfe in Anspruch nehmen müsste; und das allein wäre der Grund für einen neuen, schweren Absturz. Eine normale Kapitalerhöhung hingegen, die nach wie vor möglich ist, dürfte nur ein vorübergehender Kursdämpfer werden.

Der designierte US-Präsident Donald Trump bleibt Details zum Konjunkturprogramm bei seiner Pressekonferenz schuldig. Die Aktienmärkte reagieren verunsichert, der sichere Hafen Gold steigt auf ein Acht-Wochen-Hoch.

Die Deutsche Bank bleibt damit eine der großen Wende-Spekulationen in Europa. Die Bewertung ihrer Bilanzsumme liegt nur bei einem Bruchteil dessen, was für andere europäische Großbanken gezahlt wird. Sollte die Deutsche Bank in ferner Zukunft jemals wieder normal verdienen und keine bösen Belastungen mehr schultern müssen, dürfte die Aktie wesentlich weiter oben stehen.

Fazit: Nach der Trump-Euphorie bis zum Jahreswechsel findet nun eine Relativierung statt. Dabei können die großen Aktienmärkte für einige Wochen Boden abgeben. Die Stimmung der Anleger sollte sich parallel dazu abkühlen; eine vorübergehende Erholung des Euro würde gut dazu passen. Im Februar oder spätestens März könnten Dow und Dax dann einen erneuten Kletterversuch starten – das wäre dann die klassische Frühjahrsrally.   

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