Riedls Dax-Radar

Wahlentscheidung als Startschuss für neuen Kursanstieg

Stabile Aktienmärkte senden zuversichtliche Signale. Nach der Zitterpartie im Vorfeld der französischen Wahl zeichnet sich ein weiterer Aufschwung ab.

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Quelle: dpa

Die Präsidentschaftswahl in Frankreich wirft ihre Schatten voraus. Am 23. April ist die erste Runde, die Entscheidung dürfte dann in der Stichwahl am 7. Mai fallen. Zwar ist es nach wie vor wenig wahrscheinlich, dass Marine Le Pen gewinnt; dennoch sind die Börsen nach den letztjährigen Erfahrungen um Brexit und Trump vorsichtig geworden. Für die Kursabkühlung im April ist zum Teil auch diese Unsicherheit verantwortlich.

Dennoch, die drei Prozent, die der Dax im April bisher eingebüßt, bedeuten natürlich keine neue Richtung des großen Trends. Die Börse geht definitiv nicht davon aus, dass es in Frankreich zu einer Umwälzung kommt.

Das bedeutet aber auch, dass es bei einem - wenn auch noch so wenig wahrscheinlichen – Wahlsieg Le Pens eine heftige Marktreaktion geben würde. Börsen und Politik sind ein heikles Thema, wie ausführlich in WirtschaftsWoche 16 beschrieben. Doch selbst wenn man die These vertritt, dass die Märkte die divergierenden Tendenzen in der EU längste verarbeitet haben, wäre es doch ein schwerer Schlag, wenn sich Frankreich völlig vom europäischen Gedanken verabschieden würde.

Die Dax-Favoriten der Woche

Seitdem es den europäischen Gedanken gibt, wurde er im Kern immer um Deutschland und Frankreich aufgebaut. Ohne die Partnerschaft dieser beiden Länder gibt es keine europäische Konstruktion welcher Art auch immer. Dann gibt es auch keine Chance auf eine Erneuerung, die der aktuellen EU so gut tun würde.

Beide Volkswirtschaften, die französische wie die deutsche, sind Gewinner der europäischen Einigung. Sollte es hier eine Abkehr davon geben, wird das in der Konjunktur und an den Asset-Märkten deutlich zu spüren sein. Dennoch, unterm Strich überwiegt eindeutig die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einem für die Wirtschaft und die Asset-Märkte verträglichen Wahlausgang kommt.

Entwarnung auf der Zinsseite

Einher mit der leichten Abschwächung des Dax ging in den vergangenen Wochen auch eine Stabilisierung des Euro. Hintergrund ist dabei vor allem die bemerkenswerte Entwicklung der langfristigen US-Renditen.

Deshalb ist die Frankreich-Wahl so wichtig für die Börse

Im Gegensatz zum Glauben an eine robuste US-Wirtschaft und den Ankündigungen weiterer Zinserhöhungen durch die Fed haben die Renditen zehnjähriger Staatsanleihen deutlich nachgegeben. Mit aktuell 2,24 Prozent sind sie sogar aus der Schwankungszone nach unten herausgefallen, die sich seit Dezember gebildet hat. Mit anderen Worten: Am Zinsmarkt wird auf absehbare Zeit nicht mit einer weiteren Erhöhung durch die Fed gerechnet.

Fundamental passen dazu die jüngsten Daten, die auf eine verhaltene Entwicklung der US-Wirtschaft deuten. Und auf politischer Ebene entspricht dem der mildere Ton von US-Präsident Donald Trump gegenüber Fed-Chefin Janet Yellen. Beides sind Indizien dafür, dass der Euro in den nächsten Monaten gegenüber dem Dollar wohl in der bisherigen Bandbreite bleiben dürfte. Die besteht mittelfristig zwischen 1,04 Dollar und 1,16 Dollar.

Autos sind mehr als Digitalzentralen – und das ist gut für den Dax

Dass der Dax nach seinem massiven Anstieg bis auf knapp 12.400 Punkte trotz Wahlunsicherheit und politischem Störfeuer von Trump bisher nur wenige Prozent nachgegeben hat, spricht für seine Stärke. Wahrscheinlich aber braucht er den Wahlausgang in Frankreich, bevor er wieder durchstarten kann.

Bei den Einzelwerten im Index gibt es eine stabile Entwicklung. Die überraschend guten Zahlen von BMW zeigen, dass Anleger die klassischen Autohersteller im Hype um neue Mobilität nicht vorschnell abschreiben sollten. Erstens findet bei ihnen noch auf Jahre hinaus das substanzielle Fahrzeuggeschäft statt. Zweitens haben auch sie – das zeigen die Strategien bei Daimler und VW – den Weg hin zu E-Autos und Digitalisierung eingeschlagen.

Und drittens wird auch ein Überflieger wie Tesla von den Mühen der Hardware eingeholt: Autos sind immer noch reale Transportmittel von Mensch und Material und nicht Digitalzentralen, mit denen man sich nebenbei von Ort zu Ort beamen lassen kann. Das Auto der Zukunft muss natürlich erhebliche digitale Qualitäten aufweisen – aber es muss analog mindestens so gut sein wie die klassischen Verbrenner-Vehikel. Für den Dax ist das eine zentrale Erkenntnis, weil die Autos und Zulieferer die Schlüsselbranche der deutschen Wirtschaft sind.

Fazit zum Dax: Bisher hat der Dax das Niveau um 12.000 Punkte verteidigen können. Der Abstand zur 200-Tage-Linie, die derzeit bei gut 11.100 verläuft, ist aber noch ziemlich groß. Damit besteht weiter Spielraum für nachgebende Kurse. Andererseits ist dies ein Zeichen von Stärke, die den Dax nach der laufenden Korrektur zunächst bis auf sein altes Hoch steigen lassen dürfte – und die aktuelle Stärke deutet darauf hin, dass der Anstieg damit nicht zu Ende sein sollte.

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