Riedls Dax-Radar

Zweiter Dax-Rückschlag steht noch aus

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Zwei mögliche Szenarien für den Dax

Selbst im vergleichsweise moderaten Crash von 2011 – in dessen Ausmaß sich die bisherigen Verluste noch abspielen – gab es nach einem ersten Rückschlag und einer nachfolgenden Erholung einen zweiten Rückschlag. Angesichts der unsicheren Nachrichtenlage und der Schwächesignale der Kurse ist es unwahrscheinlich, dass die Märkte 2015 glimpflicher davonkommen als 2011.

Für den Dax kann man damit die Entwicklung der nächsten Monate auf zwei mögliche Szenarien reduzieren: Entweder die Märkte setzen das Muster der scharfen Korrektur fort – dann dürfte es mindestens noch einmal unter 10.000 gehen, maximal sogar bis 8500. Oder es kommt im zweiten Abschwung doch zu einem stärkeren Verfall als 2011. Der Dow Jones könnte dann in den Bereich 14.000 bis 13.000 sinken, der Dax mindestens bis an seine alte Obergrenze um 8100.

Solange die Entscheidung darüber nicht gefallen ist, drängen sich Neukäufe nicht auf. Vielmehr geht es jetzt darum, einen guten Teil Liquidität in Reserve zu halten, um dann – auf welchem Niveau auch immer – wieder Qualitätsaktien zu kaufen. Und dazu werden Klassiker gehören wie die genannten Daimler und BASF

Russische Förderung der BASF

Für die Ludwigshafener gab es zuletzt wichtige Nachrichten. BASF wird seinen im vergangenen Jahr aus politischen Gründen abgeblasenen Assettausch mit Gazprom nun doch durchziehen. Dabei geht das Gashandelsgeschäft inklusive Gasspeicher komplett an den Partner Gazprom. BASF erhält dafür direkten Zugang zur sibirischen Gasförderung.

Auf einen Schlag wird BASF damit 12 Milliarden Euro von bisher 74 Milliarden Euro Jahresumsatz verlieren, denn diese Umsatzgröße des Gashandels wurde im jüngsten Geschäftsbericht voll eingebucht. Die Umsatzbewertung der BASF-Aktie steigt damit etwa um ein Fünftel. Auf der anderen Seite sind von den neuen Quellen wahrscheinlich erst ab 2018 echte Umsätze und Gewinne zu erwarten.

Dennoch, unterm Strich hat der Deal für BASF mehr Vorteile. BASF wollte schon länger das margenschwache Gashandelsgeschäft loswerden, das einst gegen die Dominanz von E.On Ruhrgas aufgebaut wurde. Die direkte Förderung in Sibirien ist für BASF langfristig wichtiger, zudem erhöhen sich die Gasreserven wahrscheinlich um etwa ein Drittel. Dass BASF in politisch schwieriger Zeit weiter mit seinem langjährigen Partner Gazprom zusammenarbeiten kann, ist für die Ludwigshafener von grundsätzlichem Wert.

An den Zahlen zur Gewinnbewertung der Aktie wird sich kaum etwas ändern. Wesentlich besser könnten die Renditekennzahlen des Unternehmens ausfallen, da der Gewinnbeitrag des Gashandelsgeschäfts bisher ziemlich mager war.

Und dass die Energienotierungen derzeit so niedrig sind, könnte sich im Nachhinein sogar als günstiges Umfeld für ein solches Investment erweisen. Denn wegen des weltweit ungebrochenen Verbrauchs sind langfristig ohne weiteres auch wieder einmal höhere Gaspreise denkbar.

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