Rohstoffe Aluminium klettert auf Sechs-Jahres-Hoch

Nachdem die USA den russischen Aluminiumhersteller Rusal mit Sanktionen belegt haben, klettert der Preis für das Industriemetall unentwegt.

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Die Sanktionen gegen den russischen Konzern treiben den Preis für das Leichtmetall in die Höhe. Quelle: Reuters

Frankfurt So stark wie in den vergangenen Tagen ist der Preis für Aluminium seit Jahren nicht gestiegen. Allein seit Ende vergangener Woche hat sich eine Tonne am London Metal Exchange, der bedeutendsten Metallbörse der Welt neben der Comex in New York, um 16 Prozent auf 2331 Dollar verteuert. Und noch ist kein Ende in Sicht. Allein am Donnerstag ging es um 3,6 Prozent nach oben.

Ausgelöst haben die Preisrally die USA, als sie am vergangenen Freitag Sanktionen gegen zahlreiche russische Oligarchen und Unternehmen verhängt haben. Auf der Liste befinden sich auch Oleg Deripaska und sein Unternehmen Rusal. Die Sanktionen haben den Rubel und die russischen Börsen abstürzen lassen. Den Aluminiumpreis haben sie kräftig in die Höhe getrieben.

Denn Rusal steht mit einer Produktion von zuletzt 3,7 Millionen Tonnen Aluminium im Jahr 2017 für etwa sechs Prozent der weltweiten Förderung. Mit den Sanktionen wird das Leichtmetall des Konzern nun aber in bedeutenden Teilen der Welt geächtet.

Zum Preisauftrieb hat nicht zuletzt beigetragen, dass sowohl die LME als auch die Comex ab dem 17. April kein Aluminium von Rusal mehr in ihre Lager aufnehmen möchten. Die Einschnitte sind enorm. „Wir brauchen das Material von Rusal“, sagte Colin Hamilton, Rohstoffexperte von BMO Capital Markets der Nachrichtenagentur Bloomberg.

Übereinstimmenden Medienberichten zufolge erklärte Glencore, der größte Rohstoffhändler der Welt, eine „Force Majeure“ für einige Aluminiumlieferungen von Rusal. Bloomberg zufolge soll es sich um Verträge im Volumen von 50.000 Tonnen handeln. „Glencore war im letzten Jahr der größte Aluminiumkäufer von Rusal“, erklären die Analysten der Commerzbank.

Anhand derartiger Klauseln können Unternehmen bei unerwarteten Ereignissen von einem ansonsten bindenden Vertrag zurücktreten. Einem Statement zufolge prüfe der Schweizer Rohstoffhändler noch die Verträge mit Rusal, betont aber, dass diese nicht von finanziell erheblicher Bedeutung für Glencore seien.

Für Rusal sind die Folgen der Sanktionen bereits verheerend. An der Börse hat sich der Wert des Unternehmens bereits mehr als halbiert. Die russische Regierung versprach indes Hilfen.

Der Engpass am Aluminiummarkt wird sich wohl aber nicht in Kürze auflösen lassen. Für dieses Jahr hatten die Rohstoffexperten der australischen Investmentbank Macquarie bereits ohne die Sanktionen gegen Rusal ein Angebotsdefizit vorausgesagt. China hatte zuletzt im Winter wegen der Umweltverschmutzung einige Aluminiumschmelzanlagen schließen lassen. Die Aluminiumproduktion benötigt sehr viel Energie, die in China oft mit Kohle erzeugt wird, wodurch wiederum die Luft verschmutzt wird.

Aluminium ist das Metall, das in der Erdkruste am häufigsten vorkommt. Verwendet wird es unter anderem beim Autobau, im Immobilienbau oder auch für Verpackungen wie Dosen. In Europa macht das Transportgewerbe allein rund 40 Prozent der Verwendung aus, wie aus Daten der European Aluminium Association hervorgeht. Das Metall wird für sein relativ geringes Gewicht im Vergleich zu Stahl geschätzt, da es zugleich sehr stabil ist.

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