Rohstoffe nahe der Talsohle Lichtblicke für die Rohstoffriesen

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Konzerne an den Börsen niedrig bewertet

Die Rohstoffpreise schwanken stark, seit Februar sind sie auf Talfahrt. Fallen die Preise weiter oder ist der Tiefpunkt erreicht? Worauf sich Verbraucher und Anleger einstellen sollten.
von Andreas Toller

Welche Faktoren den Ölmarkt künftig dominieren, ist noch nicht ausgemacht. Einerseits nimmt das Angebot durch neue Fördermethoden und die Erschließung neuer Vorkommen auch außerhalb der arabischen Länder zu, andererseits wächst der Energiehunger mit der wachsenden Weltbevölkerung und steigendem Wohlstand in den großen Schwellenländern. Zudem werden Alternativen zunehmend wichtig, sei es Gas oder erneuerbare Energiequellen.

Die großen Minenkonzerne betrifft das jedoch vor allem auf der Kostenseite. Lediglich Glencore ist als Ölhändler und Raffineriebetreiber betroffen. Die Branchenriesen Rio Tinto, BHP Billiton, Anglo American oder Vale sind angesichts der uneinheitlichen Preisentwicklung in ihren Rohstoffsegmenten viel flexibler als die großen Mineralölgesellschaften. Sie sind in der Lage, sich auf die profitabelsten Rohstoffe zu konzentrieren. Und ihre Aktien sind inzwischen günstig. Keiner dieser Werte weist für das kommende Jahr ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von mehr als zehn auf. Teilweise liegt es unter sieben. Sollten die Gewinnprognosen eintreffen, wären die Aktien damit aktuell deutlich unterbewertet.

UBS-Analyst Myles Allsop sieht laut einer Branchenstudie zudem Anzeichen einer anziehenden Rohstoffnachfrage. Der Experte erhöhte bereits seine kurzfristigen Preisprognosen für Eisenerz und Kupfer, reduzierte aber jene für Gold, Aluminium und Kohle. Nachdem sich die Aktien der britischen Minenkonzerne im bisherigen Jahresverlauf unterdurchschnittlich entwickelt haben, bieten sich Allsop zufolge nun günstige Kaufgelegenheiten. Die Schweizer Großbank hat die Kursziele für Xstrata und Glencore bereits erhöht und bleibt bei ihrer Kaufempfehlung. Auch das Kursziel von Rio Tinto hat Allsop heraufgesetzt und die Aktie zum Kauf empfohlen.

Für Anleger sollte das heißen, die Werte genau zu beobachten und bei sich abzeichnender Bodenbildung der Aktienkurse einen Einstieg zu erwägen. Denn auch das hat eine Studie der Bank of America Merrill Lynch ergeben: Ein Rohstoffmix aus Metallen, Agrarprodukten und Brennstoffen hat Anlegern seit 1930 eine durchschnittliche Rendite von acht Prozent pro Jahr eingebracht – bei deutlich weniger Schwankungen als bei den nochmals um drei Prozentpunkte rentableren Aktien. Rohstoffe und Rohstoffwerte profitieren zudem nicht nur besonders in Zeiten guter Konjunktur, sondern auch in Phasen erhöhter Inflation. Die ist zwar trotz Staatsschuldenkrise und Geldschwemme der Notenbanken bislang ausgeblieben, aber keineswegs ausgeschlossen.

Rohstoffe sind daher als Depotbeimischung ein Stabilitätsplus. Einen Anteil von maximal 20 Prozent dürfen sie in einer ausgewogenen Depotstruktur einnehmen. Für eine kurzfristige Anlage sind sie allerdings kaum geeignet, ein Anlagehorizont von zwei, drei Jahren sollte das Minimum sein. Die Rohstoffaktien der Bergbauriesen bieten dann zusätzlich zur Vielfalt der geförderten Rohstoffe und der damit verbundenen Chance für Ausweichstrategien im heterogenen Rohstoffmarkt oftmals noch ein nettes Extra: eine attraktive Dividende.

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