Die Zahl der Baustellen daheim ist groß:
- Royal Mail muss erst einmal den Kampf gegen die Gewerkschaften bestehen, die sich vehement gegen die Privatisierung wehren. Zwar versprach Royal Mail seinen Mitarbeitern über drei Jahre 8,6 Prozent mehr Gehalt. Doch Billy Hayes, Generalsekretär der Postgewerkschaft Communication Workers Unit (CWU), lässt keine Gelegenheit aus, um gegen Royal-Mail-Chefin Moya Greene zu polemisieren.
- Das Filialnetz ist ineffizient und kostspielig, benötigt also die Sanierung. Erwogen wird, Filialen in teuren Lagen zu schließen.
- Das Briefgeschäft leidet unter der elektronischen Post. Beförderte Royal Mail 2005 täglich noch 84 Millionen Sendungen, sind es heute nur noch 58 Millionen.
- Mehrere Millionen Pfund sind nach Schätzungen britischer Politiker nötig, um die Technologie auf den neuesten Stand zu bringen und so im schnell wachsenden Internet-Geschäft wettbewerbsfähig zu sein.
- Der Börsengang soll dafür sorgen, dass wie in Deutschland weiterhin jeder Brief in ganz Großbritannien zum gleichen Preis an jeden Ort an sechs Tagen in der Woche zugestellt wird – ob in der Ortschaft Land’s End im äußersten Südwesten oder in Fraserburgh in Nordschottland. Wie sich damit die Gewinne steigern lassen, ist offen.
Zumindest eine Baustelle hat die Regierung geschlossen. Sie übernahm die Pensionsverpflichtungen in Milliardenhöhe. Royal-Mail-Chefin Moya Greene erzielt nach einer harten Sanierung trotz sinkendem Briefgeschäft und hartem Wettbewerb im Paketmarkt wieder Gewinne.
Die Mitarbeiter von GLS haben nicht viel von dem Börsengang ihrer Konzernmutter. Während die 150.000 der insgesamt 165.000 Royal-Mail-Mitarbeiter einen Anteil von insgesamt zehn Prozent der Aktien zugesprochen bekamen, bleiben GLS-Mitarbeiter bislang außen vor.
Nach einem Börsengang werde sich Royal Mail vermutlich erst einmal durch Kooperationspartner oder strategische Zusammenarbeit absichern, sagt Berater Manner-Romberg. Das könnte eventuell zusammen mit den Franzosen, den Italienern oder Schweizern sein. Denn eigentlich sei die britische Post mit einem Umsatz von neun Milliarden Pfund im europäischen Vergleich bislang zu groß zum Sterben und zu klein zum Leben.
Eine Übernahme werden die Briten in jedem Fall verhindern wollen. Zwar hatte die Deutsche Post vor einigen Jahren einmal Interesse an der Royal Mail bekundet. Zurzeit dürfte sie allerdings keinen Übernahmehunger verspüren. Auch wenn sie sich offiziell dazu nicht äußert – in einem Interview mit der WirtschaftsWoche betonte zumindest DHL-Express-Chef Ken Allen, er schlucke lieber Rasierklingen als andere Unternehmen.