Rückkehr an Anleihemarkt Irland macht für Portugal den Eisbrecher

Portugal arbeitet sich im Sog des irischen Eisbrechers zurück an die Märkte, Analysten halten eine Emission in den nächsten Wochen für möglich. Ein Risiko bleibt: In einigen Bereichen hinkt Portugal den Iren hinterher.

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Analysten halten eine Emission portugiesischer Anleihen in den kommenden Wochen für möglich. Quelle: dpa

Lissabon Portugal folgt Irland Schritt für Schritt auf dem Weg zurück in die Unabhängigkeit von auswärtiger Hilfe und an die Anleihemärkte. Nachdem Irland vor wenigen Tagen mit der ersten Emission zehnjähriger Anleihen seit dem Rettungspaket einen weiteren Meilenstein auf diesem Weg erreicht hat, scheint es nur noch eine Frage der Zeit, bis die Portugiesen auch hier nachfolgen.

In der vergangenen Woche schloss Irland die Emission des ersten Zehnjahres-Bonds seit dem Beinahe-Zusammenbruch seines Finanzsystems und der Rettung durch die Europäische Union im Jahr 2010 ab. Dies könnte Portugal zu einer ähnlichen Maßnahme anstoßen. Immerhin hatte sich die Rendite der zehnjährigen portugiesischen Bonds vom 6. März bis zum vergangenen Wochenende unter der Marke von sechs Prozent gehalten. Erst die Nachrichten zum Zypern-Hilfspaket ließen sie wieder darüber steigen.

„Irlands Gang an den Markt stellt einen weiteren Schritt zu einer Normalisierung des Bond-Marktes dar”, sagt Mark Dowding, leitender Portfoliomanager Festverzinsliche bei BlueBay Asset Management in London. „Die Tatsache, dass Irland Bonds emittieren kann, bedeutet gleichzeitig, dass sie mit dem Rückzug aus dem Programm beginnen, in dessen Verlauf sie komplett auf die EU-Partner zur Finanzierung angewiesen waren.”

Bereits im Januar waren die Portugiesen den Iren auf den Schritt gefolgt: Portugal platzierte am 23. Januar fünfjährige Papiere im Volumen von 2,5 Milliarden Euro, nachdem Irland am 8. Januar mit einer 2,5 Milliarden Euro schweren Emission den Markt getestet hatte.

„Die Bedingungen für eine mögliche Emission von Bonds in den nächsten Wochen erscheinen günstig”, erklärte der portugiesische Finanzminister Vitor Gaspar in der vergangenen Woche.


Portugal genießt die Vorzüge des Nachrückenden

Mario Draghi, der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB) hat angekündigt, dass die Notenbank Euro-Ländern unter Umständen bei der Begrenzung ihrer Kreditkosten mit dem OMT- Bondkaufprogramm helfen wird. Dies gelte jedoch nur für Länder, die „vollen Marktzugang” hätten, erklärte Draghi am 4. Oktober. Das OMT ersetze nicht den Primärmarkt-Zugang.

Die Platzierung Zehnjähriger durch Irland sei „ein großer Schritt” hin zu einer OMT-Qualifikation, erläuterte Alexander Aldinger, ein Stratege der Commerzbank in Frankfurt, in einer Notiz vom 13. März. „Während Irland der Eisbrecher ist, genießt Portugal die Vorzüge des Nachrückenden. Wir bleiben optimistisch mit Blick auf portugiesische Staatsanleihen.”

„Sie könnten sich meiner Meinung nach dazu entscheiden, Irland nachzufolgen und auch zehnjährige Bonds zu emittieren”, sagt Cyril Regnat, ein Stratege bei Natixis in Paris. „Wenn Portugal in der näheren Zukunft versucht, solche Bonds zu platzieren, bin ich mir sicher, dass die Nachfrage dafür ebenfalls gut sein wird.”

Portugal muss im September eine Anleihe im Volumen von 5,8 Milliarden Euro zurückzahlen. Die Schuldenagentur des Landes hat erklärt, sie erwäge in diesem Jahr mehrere neue Papiere im Austausch gegen kurz vor der Fälligkeit stehende Anleihen zu begeben und so die Rückzahlungen zu strecken.

In einigen Bereichen hinkt Portugal den Iren allerdings noch etwas hinterher: Die Wirtschaft des iberischen Landes wird 2013 um 1,9 Prozent schrumpfen, während die Irlands um 1,1 Prozent zulegen dürfte, erwartet die Europäische Kommission. In den drei Monaten bis Ende Dezember schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Portugals das neunte Quartal in Folge. Im Schnitt der letzten zehn Jahre beträgt das Wachstum weniger als ein Prozent - das ist mit die schwächste Entwicklung in Europa.

„Portugal wird aufgrund der im Vergleich zu Irland schwächeren Wachstumserwartungen als riskanterer Emittent angesehen”, sagt Alessandro Giansanti, ein leitender Stratege für Festverzinsliche bei ING in Amsterdam. „Das niedrige Zinsumfeld und die Unterstützung der EZB schaffen jedoch ein günstigeres Umfeld für Emittenten aus der Peripherie.”

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