Russische und ukrainische Anleihen Die Hedgefonds kommen

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Chancen für die Ukraine

Die Krise auf der Krim und die drohende Intervention Russlands verunsichert Investoren, die Börsen geben weltweit nach. Während der Dax Verluste macht, flüchten Anleger in den "sicheren Hafen" Gold.

Die meisten der Hedgefonds wetten mit Staatsanleihen: Der ukrainische Staat hat derzeit Bonds in einem nominellen Wert von rund 45 Milliarden Dollar ausstehen; die in US-Dollar denominierten Staatsanleihen werfen derzeit eine Rendite von rund 12 Prozent ab, so JP Morgan.

“Ukrainische Staatsanleihen waren besonders gesucht, aber einige haben auch bei ukrainischen Unternehmensanleihen zugelangt“, zitiert die russische Nachrichtenagentur ITAR-TASS einen Händler in Kiew.

Beide Länder, Russland wie auch die Ukraine, seien nun “fundamental extrem günstig bewertet”, sagte Peter Rup von Artemis Wealth Advisors  der Nachrichtenagentur Bloomberg am Mittwoch. Steven Tananbaum von Golden Tree sagte auf einem Branchensymposium in New York vergangene Woche, russische Staatsanleihen seien „mindestens 50, wahrscheinlich eher 100 Basispunkte billiger als unser Fair-Value Modell ihnen zugesteht“, das sei noch die ungünstigste Annahme, nämlich, dass das Sanktions-Karussell sich weiter dreht und Russland eventuell westliche Gläubiger nicht mehr bedient.

Einmalige Chance

Bei Greylock hingegen heißt es, man sei derzeit vor allem an ukrainischen Schuldpapieren interessiert. Andrey Popel, einer der Chefs, ist ein gebürtiger Ukrainer, dem beste Verbindungen in das Land nachgesagt werden. “Die Ukraine hat die einmalige Chance, von einem der korruptesten zu einem der saubersten und unternehmerfreundlichsten Ländern Europas zu werden”, sagte Popel zu Bloomberg. Unglücklicherweise aber überschatte die Krimkrise diese historische Chance und, so räumt Popel ein, mache „die Sache“ zumindest kurzfristig erheblich schwieriger.

Greylock kaufte früh und verkaufte den Großteil seiner ukrainischen Staatsanleihen im vergangenen Dezember zwischenzeitlich: Nachdem Russland der Regierung Janukovich nochmals mit umgerechnet 15 Milliarden US-Dollar unter die Arme gegriffen hatte und die Bonds einen Kurssprung machten, nahm der Fonds Gewinne mit. Doch er kaufte sie im Februar billiger wieder zurück, außerdem investiert er inzwischen auch in zahlreiche hochriskante und entsprechend rentierliche ukrainische Unternehmensanleihen.

Laut Greylock-CEO Hans Humes hat der Hedgefonds seine Position in den Staatsschuldscheinen nun wieder etwas reduziert und kauft stattdessen die Anleihen ukrainischer Unternehmen, etwa die des ostukrainischen Stahlkonzerns Metinvest, die derzeit zweistellige Renditen abwerfen.

Über die Chancen in Russland ist Popel gepalten; er glaubt, dass dort die Kurse zwar langfristig unten sind, die Risiken aber zumindest kurzfristig noch erheblich seien. „Es ist sehr, sehr verlockend, in Aktien mit KGVs von unter 4 und in Unternehmensanleihen zu 60 oder 50 % zu gehen“ sagte er, “aber wir erwarten eine ernsthafte Wirtschaftskrise, die die Bond-Kurse weiter unter Druck bringen wird. Wir haben russische Assets im Visier, aber der Markt hat noch nicht kapituliert.”

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