Schwedische Währung Kommt die digitale Krone?

Die „Sveriges Riksbank“ ist die älteste Zentralbank der Welt. 1661 druckten die Währungshüter als erste Notenbank überhaupt Banknoten. Jetzt denken die Schweden über eine digitale Währung nach – abermals als Vorreiter.

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Die schwedische Krone könnte als E-Krone bald auch eine digitale Variante bekommen. Quelle: Imago

Stockholm Eine Pionierrolle hat Schweden schon häufig gespielt: 1661 gab die älteste Zentralbank der Welt als erstes Land Banknoten als Zahlungsmittel heraus. Heute ist Schweden das Land, in dem der bargeldlose Zahlungsverkehr am weitesten fortgeschritten ist. Und bald könnte Sveriges Riksbank, wie der offizielle Name der altehrwürdigen Institution lautet, erneut ihrer Vorreiterrolle gerecht werden.

Die Bank untersuche derzeit die Möglichkeiten, eine digitale Währung einzuführen, erklärte die stellvertretende Zentralbankchefin Cecilia Skingsley jetzt in Stockholm. Man stünde allerdings noch ganz am Anfang und müsse die Konsequenzen einer digitalen Währung untersuchen, sagte sie der „Financial Times“.

Vor allem die Folgen für die finanzielle Stabilität müssten genau abgewogen werden. Es gebe dabei noch viele unbeantwortete Fragen: Würden die Bürger bei Einführung der E-Krone, wie Skingsley die digitale Währung nennt, ein Konto bei der Zentralbank einrichten? Gäbe es Zinsen? Wie solle die Währung überhaupt konzipiert werden? Als Karte, die man aufladen kann, als App oder als etwas anderes? „Gar nichts zu tun ist keine Alternative“, so die Vize-Zentralbankchefin. Sie rechnet damit, dass in rund zwei Jahren ein Großteil der Fragen beantwortet sein wird. Eines macht sie aber auch klar: Ein vollständiger Ersatz für das Bargeld wird die E-Krone nicht werden.

Der Schritt der Riksbank kommt nicht völlig überraschend. Nach dem Aufkommen von digitalen Währungen wie etwa den Bitcoins haben sich auch andere Zentralbanken mit dem Thema beschäftigt. Außerdem ist das skandinavische Land seit langem Vorreiter in digitalen Technologien. So ist Schweden auf dem Weg zu einer bargeldlosen Gesellschaft schon weit gekommen. In Bussen der Nahverkehrsbetriebe in den größeren Städten wird kein Bargeld mehr akzeptiert. An vielen Geschäften informiert ein Aufkleber an der Tür: „Wir bevorzugen das Zahlen per Kreditkarte“. Hat man Pech, steht da sogar: „Wir akzeptieren kein Bargeld“. Dabei spielt es keine Rolle, ob der Kunde nur ein Brötchen oder gleich einen ganzen Backofen kaufen will.


80 Prozent der Zahlungen mit Kreditkarte

„Im Handel laufen heute rund 80 Prozent aller Zahlungen über Kreditkarten ab“, sagt Bengt Nilervall von der schwedischen Handelskammer. Und auch die königlich technische Universität KTH kommt in einer Studie zu einem ähnlichen Ergebnis: „Wir wenden nur noch sehr wenig Bargeld an, das Bezahlen mit Geld nimmt rapide ab“. Nach KTH-Berechnungen befinden sich nur noch weniger als 78 Milliarden Kronen (8,4 Milliarden Euro) im Umlauf. Vor sechs Jahren waren es noch 109 Milliarden.

Die großen Banken des Landes haben sich bereits vor über fünf Jahren auf das Leben ohne Cash eingestellt. SEB, Nordea und Swedbank akzeptieren in rund 80 Prozent ihrer Filialen weder die Bargeld-Einzahlung noch das Abheben von Guthaben. Nur noch Handelsbanken akzeptiert in einigen wenigen Filialen Bargeld. Wie lange die Bank daran festhalten wird, ist unklar. Man werde die Entwicklung weiter genau beobachten. Eine Entscheidungshilfe könnte die gestiegene Zahl von Überfällen auf Handelsbanken-Filialen sein. Seit die Konkurrenz den Bargeldverkehr mehr oder minder eingestellt hat, sind dort auch die Überfälle drastisch zurückgegangen.

Die schwedische Notenbank hat vor ein paar Jahren ausgerechnet, dass der Bargeldverkehr die Gesellschaft jährlich mit einigen Milliarden Euro belastet. Denn das Handling der Münzen und Noten, die allabendliche Abrechnung, das Überfallsrisiko und Schwarzgeldtransaktionen kosten. Nach Berechnungen der Universität KTH verursachen Bargeldzahlungen Kosten von etwa 0,26 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Bei Kreditkarten liegen die Kosten bei rund 0,09 Prozent.

Noch gilt Bargeld als offizielles Zahlungsmittel, doch die Praxis in Nordeuropa zeigt, dass es immer stärker zurückgedrängt wird. In Dänemark hat die Regierung Anfang des Jahres vorgeschlagen, kleinere Läden, Tankstellen und Restaurants von der Bargeld-Pflicht zu befreien. Auch in Finnland und Norwegen wird das Bargeld zunehmend von Karten- oder Handyzahlungen verdrängt.

Da scheint es nur konsequent, wenn die Zentralbank über die Einführung der digitalen Krone in Schweden nachdenkt. Das Land wäre damit einmal mehr Vorreiter der Digitalisierung. Bis es dazu allerdings kommt, ist es noch ein längerer Weg, wie auch Vize-Zentralbankchefin Cecilia Skingsley betonte.

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