Schwellenländer-Börsen Wann platzt die Blase in den Schwellenländern?

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Krise in China scheint unabwendbar

Diese Volkswirtschaften hinken hinterher
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Der Ausbruch einer Kreditkrise in China scheint vor diesem Hintergrund fast unabwendbar, einzig der Zeitpunkt steht noch nicht fest. Allein die ausfallgefährdeten Kredite aus der Expansion der vergangenen vier Jahre beziffert Goldman Sachs auf 3000 Milliarden Dollar, etwa 36 Prozent der chinesischen Wirtschaftsleistung.

Als alternativer Gradmesser für den Zustand der chinesischen Wirtschaft bietet sich der Vermietungsstand von Büroflächen im Shanghai Tower an. In dem 2,4 Milliarden Dollar teuren, nach Fertigstellung im nächsten Jahr mit 632 Metern zweithöchsten Gebäude der Welt konnte bisher von insgesamt 220 000 Quadratmeter Bürofläche noch kein einziger Quadratmeter vermietet werden. Nach 13 Boomjahren ist die Luft auf dem Immobilienmarkt des Landes dünn geworden.

Wohnungen sind kaum bezahlbar

Das Volumen verkaufter Immobilien geht zurück, laut Immobilienmarktexperte Jinsong Du von Credit Suisse allein 2013 um elf Prozent. Die börsennotierten chinesischen Immobiliengesellschaften sitzen nach Angaben des Londoner Researchhauses Capital Economics inzwischen auf einem rekordhohen Bestand von mehr als drei Millionen unverkauften Wohnungen, eine Million mehr als noch vor zwei Jahren. Wohnungen sind kaum noch bezahlbar. Für eine 100-Quadratmeter-Wohnung muss ein Durchschnittsverdiener inzwischen im Schnitt 30 Jahresgehälter auf den Tisch blättern. Trotzdem steigen die Quadratmeterpreise weiter, in den Ballungszentren Peking, Shanghai, Guangzhou und Shenzhen 2013 um etwa 25 Prozent.

Gut 40 Prozent des chinesischen Stahlverbrauchs gehen in den Hausbau. Der chinesische Immobilienmarkt ist damit eine entscheidende Größe für die Nachfrage nach Stahl, Erz und Schiffstransportkapazität. Der Baltic Dry Index, der die Schiffraten für den Transport von Massenfrachtgütern misst, ist seit Mitte Dezember um 40 Prozent eingebrochen. Besorgt registrieren wird man das vor allem bei den wichtigsten Rohstofflieferanten Chinas. Zu ihnen zählen Australien, Brasilien, Chile, Kanada, Russland und Südafrika. Weniger Rohstoffnachfrage bedeutete Abwertungsdruck auf deren Währungen.

Anleger sollten einen Bogen um Schwellenländer machen

Auch in Indien mehren sich die Anzeichen einer Immobilien- und Bankenkrise. Die Immobilienpreise haben sich im landesweiten Durchschnitt binnen sechs Jahren annähernd verdoppelt. Mit Vermietungen lassen sich inzwischen nur noch Renditen zwischen ein und drei Prozent erzielen, bei fast zehn Prozent Inflation im Land. Der Verkauf stockt, der Immobilienbestand von Projektentwicklern liegt um das Drei- bis Vierfache über dem langjährigen Mittel. Vor allem die Staatsbanken sind krisenanfällig. Auf sie entfallen drei Viertel aller und knapp 90 Prozent der faulen Kredite, wie aus den Statistiken der Reserve Bank of India hervorgeht. Bankaktien haben sich an der Börse Mumbay gegen den allgemeinen Trend – der Aktienindex Sensex legt auf Jahressicht in Rupie rund sechs Prozent zu – nach unten abgesetzt.

Währungen, Anleihen und Aktien der Schwellenländer haben die Unsicherheit im Hinblick auf die zukünftige US-Geldpolitik bereits zu spüren bekommen, allerdings mit unterschiedlicher Härte. Eine beschleunigte Abwertung des japanischen Yen und das erhöhte Risiko einer wirtschaftlichen Abschwächung in China dürften aber erst im Ansatz berücksichtigt sein.

Anleger sind gut beraten, einen Bogen um die Schwellenländer zu machen. Spekulanten können auf eine Verschärfung der Krise wetten (siehe Chartgalerie Seite 1). In Sachen Schwellenländer Goldman Sachs zu folgen dürfte sich auch diesmal auszahlen.

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