Schwerer Kurseinbruch Die Börsen im Abwärtssog

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Dramatischer Kurssturz beim Öl- und Gasförderer Chesapeake

Die Zitterpartie an den Aktienmärkten hält an, der Dax hat die 9500 Punkte unterschritten, die Gefahrenzone reicht noch viel weiter runter. Welche Aktien für erste Rückkäufe infrage kommt – und welche nicht.
von Anton Riedl

„Was wir gerade im Technologiebereich und anderen Sektoren sehen ist, dass die (hohen) Bewertungen zurückgenommen und näher an die Fundamentaldaten gebracht werden“, zitiert der Nachrichtendienst Reuters den Chef des US-Wertpapierhandels der RBC in Chicago, Ryan Larson.
„Die Wahrscheinlichkeit für eine Rezession in den USA im kommenden Jahr liegt bei 25 Prozent. Das ist ziemlich hoch“, so Ethan Harris, vom Global Economics Research bei Bank of America Merrill Lynch.Er zeigte sich am Montag angesichts der aktuellen Situation vorsichtig und erklärte gegenüber Bloomberg TV: „Die Aktienmärkte spiegelten diese höhere Gefahr eines Wirtschafsabschwungs wider“.

Zum Ende der Berichtssaison in den USA ist klar geworden: Viele Unternehmen haben die Erwartungen an Umsatz und Gewinn nicht oder nur knapp erfüllt. Ein Großteil hat zudem die Erwartungen für das laufende Quartal gesenkt. Die Gefahr: Die Turbulenzen der Finanzmärkte finden ihren Weg in die reale Wirtschaft.

Wie dramatisch die Nervosität am Markt ist, zeigt der Fall Chesapeake Energy. Der amerikanische Öl- und Gasförderer mit Sitz in Oklahoma steht wegen fallender Öl- und Gaspreisen seit langem unter Druck. Am Montag machten Gerüchte die Runde, das Unternehmen könnte einen Konkursantrag überlegen und habe eine auf Restrukturierungen spezialisierte Anwaltsfirma angeheuert.

Anleihen und Aktien gerieten danach massiv unter Druck, die Aktie fiel während des Handels um bis zu 50 Prozent, zum Schluss blieb ein Minus von 33 Prozent auf 2,05 Dollar. Chesapeake hatte zwischenzeitlich dementiert, an Plänen für einen Konkurs zu arbeiten. Aber die Zeichen stehen auf Sturm. Das Rating durch S&P ist gerade erst von „B“ auf „CCC+“ gesenkt worden, also unterhalb der Investmentgüte.

Die gesamte Branche ist ohnehin im Sparmodus, Diamond Offshore Drilling hat am Montag die vierteljährliche Dividendenzahlung ausgesetzt. ConocoPhilips hat vergangene Woche die Dividende um 66 Prozent gekürzt. Chesapeake Energy hat im Januar bereits die Dividenden auf Vorzugsaktien eingestellt.

Zu Wochenbeginn war der Rohölpreis wieder unter 30 Dollar pro Fass gefallen. Das entlastet zwar die Verbraucher an den Zapfsäulen, aber eine spürbare Belebung der Wirtschaft ist nicht zu verzeichnen. Im Gegenteil. Nun wartet alles auf den nächsten Auftritt von Fed-Chefin Janet Yellen.

Am Mittwoch wird sie in Washington vor einem Ausschuss des Repräsentantenhauses zum Thema „Geldpolitik und der Stand der Wirtschaft“ Rede und Antwort stehen müssen. Jeder Satz wird danach auf die Goldwaage gelegt werden: Erhöht sie die Zinsen weiter oder angesichts der Marktturbulenzen erst einmal nicht mehr? Von der Antwort der Frage wird abhängen, welche Richtung der Dow-Jones-Index nimmt.

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