SEB ImmoInvest Gefangen im Immobilienfonds

Der Milliardenpoker um den SEB-Immofonds erinnert fatal an die Griechenland-Rettung. Die Anleger müssen jetzt entscheiden, was mit ihrem Geld passiert.

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Ein Mann mäht vor einem verlassenen Haus den Rasen Quelle: dpa

Die Investoren können gemeinsam entscheiden, wie hoch ihre Verluste sind – das kennen Anleger von der Griechenland-Krise. Jetzt gibt es die Variante auch beim SEB ImmoInvest. Die Fondsgesellschaft lässt ihre Kunden über das Schicksal des Fonds entscheiden, der seit zwei Jahren kein Geld mehr auszahlt. Am 7. Mai will die SEB Asset Management das liquide Vermögen – geschätzt eine Milliarde Euro – auszahlen. Bis 13 Uhr sammelt sie alle Verkaufsaufträge, warnt aber gleichzeitig: Wollen die Anleger insgesamt mehr Geld, als flüssig im Topf ist, gehen alle erst mal leer aus. Der Fonds wird dann über Jahre abgewickelt. Anleger sind in einem klassischen Dilemma: Im Fonds bleiben – oder Geld abziehen, in der Hoffnung, dass schon nicht alle anderen so handeln werden wie man selbst.

Verlust für alle

Fest steht: SEB-AM-Chefin Barbara Knoflach wertet den Fonds vor dem Stichtag noch mal um fünf Prozent ab. Den Verlust haben schon mal alle, auch wenn der Fonds erhalten bleibt. Zudem stellt sie den Fonds auf neue gesetzliche Regeln um. Er zahlt dann künftig – selbst wenn alles gut geht – nicht täglich, sondern nur noch einmal im Jahr Geld aus. Wollen Anleger mehr als 30.000 Euro pro Halbjahr, müssen sie zwölf Monate vorher kündigen. Wollen am 7. Mai zu viele ihr Geld sehen, wird der Fonds komplett abgewickelt. Alle Anleger müssen sich auf eine jahrelange Hängepartie einstellen. Bis sämtliche Immobilien verkauft sind, bekommen sie ihr Geld nur kleckerweise. Danach verschwindet der Fonds vom Markt. Knoflach kämpft verzweifelt, stellt für eine fernere Zukunft eine bessere Performance in Aussicht. In den vergangenen zwölf Monaten brachte das Portfolio schlappe ein Prozent, für 2012 sind die besagten fünf Prozent minus schon mal sicher.

Entscheidung zum wohl anderer

Von den weltweit verteilten 133 Immobilien stehen viele in mittelgroßen deutschen Städten, in denen die Preise nicht so schön gestiegen sind wie in Ballungsräumen. Die Vermietungsquote ist mit im Schnitt 89 Prozent eher schlecht. Das zur Auszahlung von Anlegern benötigte Geld wurde aufgebläht durch mehr Kredite. Um Immobilien loszuwerden, will der Fonds potenziellen Käufern die Finanzierung gleich mitliefern. Knoflach hat in die Trickkiste gegriffen, um den Fonds präsentabel zu machen. Die Entscheidung, bleiben oder gehen, kann dem Anleger niemand abnehmen. Wer jetzt auf eine Auszahlung verzichtet, trägt möglicherweise zum Überleben des Fonds und damit zum Wohle derer bei, die dringend auf das Geld aus dem Fonds angewiesen sind.

Er bleibt aber über ein Jahr in einem vergleichsweise unattraktiven Investment mit – zugegeben – begrenztem Verlustrisiko gefangen. Wer seinen Ausstieg anmeldet, hat eine kleine Chance, dass er jetzt sein Geld bekommt. Er müsste sich allerdings den Kopf zerbrechen, wo er dieses Geld anlegen will. Andere Immobilienfonds sind meist keine Alternative, sie haben manche Rosskur wie die Einführung von Kündigungsfristen auch noch vor sich.

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