„Wird auch dieser Termin überschritten, wäre das etwas ganz Neues für die Märkte“, warnt Dekabank-Chefvolkswirt Kater. „Hier setzt dann große Unsicherheit ein. Es ginge ja nicht um eine ökonomische Insolvenz des US-Haushaltes, sondern um eine „politische“. So etwas hat es noch nicht gegeben.“ Die Folgen wären enorm. „Leistungsstörungen bei einzelnen Anleihen könnten vorkommen, je länger ein solcher Zustand anhält, umso wahrscheinlicher“, so Kater. Crash-Prophet und Bestseller-Autor Max Otte wird noch deutlicher: „Das erreichen der Schuldenobergrenze wäre die wahre Keule für die Märkte“, sagt er. Das es soweit kommt, schließt er nicht aus. „Die Gefahr ist da, bei der Tea-Party mischen ein paar sehr radikale Köpfe mit.“
Wissenswertes über die USA
Obwohl die USA über 307 Millionen Einwohner haben, gibt es relativ wenige Millionenstädte. Es sind gerade einmal neun: New York (8,17 Millionen Einwohner), Los Angeles (3,79 Millionen), Chicago (2,95 Millionen), Houston (2,09 Millionen), Philadelphia (1,52 Millionen), Phoenix (1,45 Millionen), San Antonio (1,32 Millionen), San Diego (1,30 Millionen) und Dallas (1,19 Millionen).
Wie viele Bundesstaaten haben die USA? Die richtige Antwort lautet: 50. Oftmals wird fälschlicherweise auch Washington, D.C. als Bundesstaat genannt. Die Abkürzung D.C. steht für „District of Columbia“. Der Distrikt gehört zu keinem Bundesstaat, sondern ist dem Kongress der Vereinigten Staaten direkt unterstellt.
Es gibt eine ganze Reihe von deutschen Wörtern, die ins amerikanische Englisch eingedrungen sind. Darunter die bekannten Vokabeln Oktoberfest, Autobahn, Blitzkrieg, angst und kindergarten. Aber auch: wunderkind, waldsterben und doppelganger.
Seit 200 Jahren hält sich hartnäckig eine Legende, die besagt, dass Deutsch um ein Haar die offizielle Landessprache der USA geworden wäre. Wahr ist, dass knapp jeder dritte Bürger im US-Ostküstenstaat Pennsylvania zu Beginn des 19. Jahrhunderts deutsche Wurzeln hatte. US-weit lag der Bevölkerungsanteil der Deutschen bei nicht einmal zehn Prozent. Und: Eine Abstimmung über die Amtssprache der USA hat niemals stattgefunden, auch nicht auf regionaler Ebene.
In den USA gibt es Unmengen von unsinnigen Gesetzen. Eine Auswahl gefällig? Alabama verbietet das Fahren eines Fahrzeugs mit verbundenen Augen, während man in Florida auf Parkplätzen kein Ständchen singen darf – wenn man nur Badeshorts anhat. Die Stadt Gary in Indiana stellt sich dem Mundgeruch. Nach einem ausgiebigen Knoblauchverzehr ist es vier Stunden lang untersagt, ins Kino oder Theater zu gehen, oder auch nur die Straßenbahn zu benutzen. In der Weltstadt New York ist es verboten, sich den Daumen in die Nase zu stecken und dabei mit den Fingern zu wackeln.
Die Zahlungsunfähigkeit hätte verheerende Auswirkungen auf die amerikanische und die globale Konjunktur, die immer noch mit den Folgen der Finanzkrise kämpfen. Ratingagenturen könnten die Kreditwürdigkeit der USA schlechter bewerten, so wie es Standard & Poor's (S&P) bereits beim letzten Showdown im Haushaltsstreit vor zwei Jahren getan hatte.
Vorerst rüttelt S&P aber nicht an der Kreditwürdigkeit der Vereinigten Staaten. „Die Debatte um die Schuldenobergrenze wird wahrscheinlich nichts an der Bonitätsnote ändern“, teilten die Kreditwächter in der Nacht zum Dienstag mit. Allerdings schickte die Agentur eine klare Warnung in Richtung Washington: Wird die Schuldenobergrenze nicht rechtzeitig angehoben, wird das Rating radikal abgestuft.
Die Nervosität bleibt
Derzeit halten die USA bei S&P die Bonitätsnote „AA+“. Das ist die zweithöchste Bewertung. S&P ist die einzige der drei großen Ratingagenturen, bei der die USA ihre Spitzenbewertung bereits eingebüßt haben. Grund für den „AAA“-Verlust war 2011 der Streit um die Schuldenobergrenze, der nun wieder entflammt ist.
Auch wenn sich die Ausschläge unmittelbar nach dem Showdown in Grenzen halten, werden Börsianer weiter gebannt in die USA schauen. Die Unsicherheit ist groß, die Nervosität auch. „Unsicherheit bedeutet für die Märkte immer Flucht in die Sicherheit“, sagt Kater. „Aber was ist noch sicher, wenn der bislang sicherste Hafen gerade geschlossen worden ist? Wahrscheinlich würde Euro-Land hiervon profitieren, auch asiatische Märkte. Risikoklassen wie Aktien würden leiden.“
Traditionell flüchten Anleger in unsicheren Zeiten in Gold. Während die US-Börsen in den Notstandswochen 1995/1996 noch nicht mal um ein Prozent vom Fleck kamen, legte der Preis für das gelbe Edelmetall um knapp drei Prozent zu. Auch am Dienstagmorgen verteuerte sich der Goldpreis 0,4 Prozent. Auch hier könnte sich die Geschichte wiederholen. „Für die kommenden Tage erwarten wir einen großen Ansturm auf Gold und auch Silber“, sagt Daniel Marburger von Jewellers Trade Services Limited mit Blick auf den US-Haushaltstreit.
Noch ist es aber nicht so weit, dass Anleger in sogenannte sichere Häfen flüchten. „Die gelassene Reaktion der Märkte zur Zeit zeigt, dass mit einer solchen extremen Zuspitzung kaum jemand rechnet“, sagt Kater. „Die wahrscheinlichste Interpretation der gegenwärtigen Lage ist, dass mit der Regierungsschließung Drohkulissen und Handlungszwänge aufgebaut werden. Auch die Republikaner haben kein Interesse am finanziellen Selbstmord der USA.“ Das wahrscheinlichste Ergebnis sei eine weitere Vertagung der Probleme. Vielleicht werden in ein oder zwei Jahren also wieder Erinnerungen geweckt – an das Jahr 1995 und an das Jahr 2013.