Skandalbanker Nick Leeson Der Bock wird Gärtner

Nachdem er die Barings Bank mit unlauteren Spekulationen in die Pleite getrieben hatte, tauchte er erst einmal unter. Jetzt hat Nick Leeson seine Schuld beglichen – und will Kreditberater für überschuldete Iren werden.

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Betroffen: Der ehemalige Barings-Händler Nick Leeson vor der Gerichtsverhandlung. Quelle: Reuters

Ganze 16 Jahre brauchte Nick Leeson für eine Entschuldigung. "Reue ist ein viel verwendetes Wort, aber es tut mir wirklich leid", sagte Nick Leeson einem britischen Radiosender. Seine Entschuldigung sei "aufrichtig", er sei allerdings nicht sicher, ob sie etwas ändere.

Die Läuterung des Mannes, dessen riskante Geschäfte mit Derivaten der Barings Bank 1995 Verluste in Höhe von 1,3 Milliarden Pfund bescherten und zum Zusammenbruch der Investmentbank führten, geht nun in die nächste Runde.

Bad Banker Nick Leeson, wird künftig irische Schuldner beraten, die nach dem Kollaps am Immobilienmarkt ihre Kredite neu verhandeln möchten.

Leeson, der seit über zehn Jahren in Irland lebt, tritt dazu bei der irischen Organisation GDP Partnership ein. Das teilte die Gesellschaft in einer Erklärung mit, die Leeson über Twitter verbreitete. Es gebe derzeit “viel Angst und Stress in dem Land, wobei Schulden die Wurzel des Problems” seien, hieß es in der Mitteilung. Laut der Mitteilung wird Leeson bei GDP mit dem Immobilienbewerter Conor Devine und mit James Gibbons zusammenarbeiten. “Ich habe in der Vergangenheit schon vor einigen schwierigen Situationen gestanden und am Ende hat es sich zum Besseren gewendet”, schrieb Leeson, “es ist oftmals schwierig, die Lösung zu sehen, aber es gibt immer eine.”

Irland erlebte dem schlimmsten Einbruch am Immobilienmarkt in Europa. Die Immobilienpreise sind seit 2007 um 50 Prozent gefallen. Jetzt wird über eine Übereignung von Immobilien, deren Kredite nicht bedient werden, an die Banken in größerem Ausmaß nachgedacht. Der Internationale Währungsfonds hatte in der vergangenen Woche moniert, die Fortschritte der Banken bei dem Problem der faulen Kredite seien “unzureichend” und dies gefährde eine nachhaltige wirtschaftliche Erholung.


Flucht und Comeback

Der Brite Leeson hatte als früherer Chefhändler bei Barings in Singapur horrende Verluste angehäuft. Die Bank brach zusammen und ihre Vermögenswerte wurden für ein britisches Pfund an die niederländische ING Gruppe verkauft. Barings, zu deren Kunden Königin Elizabeth II zählte, hatte den Krieg der Briten gegen Napoleon Bonaparte 1804 bis 1815 finanziert.

Nach seinen Pleitegeschäften war Leeson geflohen und hatte einen Zettel hinterlassen, auf dem lediglich das Wort "sorry" stand. Er wurde am Flughafen in Frankfurt am Main festgenommen und in Singapur vor Gericht gestellt. Von seiner sechseinhalbjährigen Haftstrafe musste er vier Jahre absitzen.

Während seiner Haft erkrankte Leeson an Darmkrebs, außerdem ging seine erste Ehe in die Brüche. Nach seiner Verurteilung schrieb der Skandal-Händler den Bestseller "Das Milliarden-Spiel. Wie ich die Barings-Bank ruinierte", der später mit Ewan McGregor unter dem Titel "Das schnelle Geld - Die Nick-Leeson-Story" verfilmt wurde.

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