Snap-Aktie auf Ausgabekurs Der Snapchat-Traum ist erstmal ausgeträumt

Der Höhenflug zum Börsenstart hat sich in Luft aufgelöst: Die Aktie des Snapchat-Mutterkonzerns ist auf den Ausgabekurs zurückgefallen. Ist billig für Anleger auch preiswert?

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Quelle: REUTERS

Am 2. März 2017 noch feierten die Macher der Social-Media-App Snapchat ihren erhofften Traumstart an der New Yorker Börse: Zum Börsendebüt war die Aktie des Mutterkonzerns Snap zehnfach überzeichnet und schoss am ersten Handelstag hoch auf 24 Dollar, also 40 Prozent über den Ausgabekurs von 17 Dollar.

Nun ist das Papier nach längerer Talfahrt auf den Ausgabekurs zurückgefallen – und damit den tiefsten Kurs in ihrer bisherigen, kurzen Börsenkarriere. Damit ist auch der Börsenwert des Newcomers von 34 auf 11,6 Milliarden Dollar gefallen.

Von Anfang an hatte es Kritik an der Snap-Bewertung gegeben, denn Snapchat wuchs schon zum Zeitpunkt des Börsengangs nicht mehr so schnell wie in Spitzenzeiten. Zudem fehlten glaubwürdige Ertragsperspektiven, Snap schrieb 2016 einen Jahresverlust von mehr als einer halben Milliarde Dollar, trotz eines Nutzerwachstums von 48 Prozent im gleichen Jahr. Die Bewertung zum Börsenstart entsprach dem 60-fachen Jahresumsatz und war damit deutlich ehrgeiziger als beim Börsengang von Facebook, das seinerzeit auch noch hohe Verluste auswies.

Die 10 größten US-Internetfirmen, deren Börsengang bevorsteht
Börsengang von Snap Inc.Snap, die Mutterfirma der App Snapchat, hatte Anfang März an der Wall Street den Gang aufs Börsenparkett gewagt. Die Anleger haben sich regelrecht um die Papiere gerissen – inzwischen häufte die Messaging-Firma ein Minus von 2,2 Milliarden Dollar an, der Kurs entwickelt sich schlecht. Trotzdem bleiben die Gründer optimistisch. Das Beispiel Snap zeigt: Ein Börsengang bleibt selbst bei innovativen Internet-Startups nicht ohne Risiko. Das hat Folgen: Bisher sind die wichtigsten und besonders vielversprechenden US-Internetfirmen – mit der Ausnahme von Snap – nicht an der Börse gelistet, sondern bleiben lieber im Besitz von Gründern und Finanzinvestoren. Doch ewig kann es so nicht weitergehen, Anleger wittern bereits Investmentchancen. Wir zeigen die zehn größten Internetfirmen aus dem Silicon Valley, die bisher noch den Schritt an die Märkte scheuen ... Quelle: dpa
Platz 10: LyftDas Startup-Unternehmen mit Sitz in San Francisco ist wie Uber ein Fahrdienst-Vermittler und dessen größter Konkurrent. Die App für Smartphones vermittelt privat betriebene Taxis. Bei Lyft kann jeder mit seinem eigenen Privatwagen zum Fahrer werden. Der Wert des Unternehmens beläuft sich nach Schätzungen auf 6,9 Milliarden US-Dollar.(Quelle: CB Insights) Quelle: AP
Platz 9: Stripe Der Bitcoin-kompatible Online-Bezahldienst Stripe wird mit schätzungsweise 9,2 Milliarden US-Dollar bewertet. Das Unternehmen bietet Dienstleistungen in 25 Ländern an. Stripe verwendet ein selbstlernendes Betrugs-Präventions-System. Quelle: dpa
Platz 8: InforDer weltweite Anbieter von Geschäftssoftware wurde 2002 gegründet. Mittlerweile gilt Infor als drittgrößter Hersteller neben SAP und Oracle. 15.000 Angestellte arbeiten aktuell für das US-Unternehmen. Der Unternehmenswert beträgt 10 Milliarden US-Dollar. Damit ist Infor ebenso viel wert wie... Quelle: AP
Platz 7: Dropbox... Dropbox. Das Start-up Unternehmen wurde 2007 von zwei Studenten gegründet und ist mittlerweile ebenfalls 10 Milliarden US-Dollar schwer. Das Ziel der Studenten war es, den Austausch großer Dateien per E-Mail oder USB-Stick überflüssig zu machen. Hat man eine Datei in die „Dropbox“ hochgeladen, kann sie von jedem ans Internet angeschlossenen Computer abgerufen werden. Dropbox spekuliert auf einen Börsengang noch in diesem Jahr. Quelle: REUTERS
Platz 6: PinterestÜber 150 Millionen User weltweit nutzen das soziale Netzwerk Pinterest, bei dem Nutzer Bilder und Beschreibungen an virtuelle Pinnwände anheften können. Selbst Online-Shopping ist seit einem Jahr über die Plattform möglich. Schätzungsweise 11 Milliarden US-Dollar ist das Unternehmen wert. Quelle: dpa
Platz 5: SpaceX Das US-amerikanische Raumfahrtunternehmen schafft es unter die Top Five des Rankings. SpaceX hat das ambitionierte Ziele, den Mars zu kolonisieren und menschliches Leben auf anderen Planeten zu verbreiten. Es gehört mittlerweile zu einem bedeutenden Versorger der Internationalen Raumstation (ISS). Kein Wunder, dass sein Wert ganze 12 Milliarden US-Dollar beträgt. Quelle: dpa

Die jüngste Flucht aus US-Technologiewerten setzte der Snap-Aktie zuletzt ebenso zu, wie das enttäuschende Nutzerwachstum. Im ersten Quartal stieg die Zahl der Snapchat-Nutzer nur noch um vergleichsweise bescheidene acht Millionen auf 166 Millionen aktive Nutzer.

Zum Vergleich: Die Facebook-Tochter Instagram, die eine App mit ähnlichen Funktionen mit zeitlich begrenzt abrufbaren Bild- und Text bietet, konnte seit Dezember 2016 rund 100 Millionen neue Nutzer begrüßen. Da alle ihr Geschäftsmodell auf Werbeeinnahmen aufbauen, ist bei verlangsamtem Nutzerwachstum bei Snapchat auch mit weiteren Umsatzenttäuschungen zu rechnen.

Die Snap-Aktie ist nach Bekanntgabe der Quartalszahlen eingebrochen. Das macht sie wieder interessant, denn die beteiligten Banken und selbst Konkurrent Facebook haben kaum Interesse daran, dass sie ins Bodenlose fällt.
von Matthias Hohensee

Trotz steigender Werbeumsätze rutschte Snapchat noch tiefer in die roten Zahlen. Allein im ersten Quartal dieses Jahres kletterte der Verlust trotz einer Umsatzsteigerung von 39 auf rund 150 Millionen Dollar auf insgesamt zwei Milliarden Dollar. Beim Geldverbrennen hat Snap also deutlich Fahrt aufgenommen, beim Nutzerwachstum jedoch das Tempo gedrosselt.

Für Anleger wird die Aktie trotz der deutlichen Kursverluste somit frühestens beachtenswert, wenn sich Umsatz- und Nutzerwachstum wieder beschleunigen und die hohen Verluste zurückgehen. Dann wäre eine Trendumkehr beim Aktienkurs wieder möglich – vorausgesetzt die Korrektur bei den teuren Technologietiteln ist dann beendet. Bis es aber soweit ist, sind noch tiefere Kurse durchaus denkbar – zumal Facebook und Instagram weiter beliebte Snapchat-Funktionen kopieren.

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