Société Générale Warnung vor der Wende am Kapitalmarkt

Nach Meinung der Société Générale naht das Ende der stabilen Rahmenbedingungen für die Investoren. Die französische Bank stemmt sich damit gegen den weit verbreiteten Optimismus für eine Fortsetzung des Booms.

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Frankfurt Goldilocks und die drei Bären – das ist ein in England populäres Märchen, in dem die Hauptperson drei Schalen mit Haferbrei probiert. Eine heiße, eine kalte und eine mit mittlerer Temperatur. Goldilock, ein Mädchen, entscheidet sich für die mittlere. Daher rührt das Bild einer „Goldilock-Economy“, das zurzeit bei Ökonomen sehr beliebt ist, weil es die heutige Situation in vielen großen Volkswirtschaften beschreibt: Die Wirtschaft wächst nicht zu schnell und nicht zu langsam, die Inflation bleibt unter Kontrolle, alles geht seinen ruhigen Gang.

Aber Alain Bokobza, Chef-Stratege bei der französischen Bank Société Générale, warnt: „Mit der Goldiklocks-Ökonomie geht es zu Ende“, sagt er. Und fügt hinzu: „Das ist ein Kindermärchen, aber manchmal verhalten sich Investoren auch wie Kinder.“ Er sieht steigende Risiken an den Kapitalmärkten und vor allem die USA als gefährdet an. „Da ist der Optimismus jetzt so groß, dass es nur noch schlechter werden kann.“ Daher glaubt der Franzose auch, dass der Euro sich stärker als der Dollar entwickeln wird. „Entsprechend der Kaufkraft läge der angemessene Kurs bei 1,30 Dollar pro Euro“, sagt er. Die Warnung Bokobzas grenzt sich von der Einschätzung vieler angelsächsischen Experten wie Goldman Sachs ab. Auch Prognosen der DZ Bank etwa erwarten zumindest auf Sicht noch eine Fortsetzung der wirtschaftlich stabilen Zustände.

In seinen Portfolien hat Bokobza den Anteil der US-Aktien schon auf ein Minimum reduziert und stattdessen US-Staatsanleihen gekauft. In Europa ist das Bild gemischter: Die Eurozone ist nach Einschätzung der SocGen erst in der Mitte des geschäftlichen Zyklus angelangt, in den USA naht dagegen schon das Ende. Die Dringlichkeit, den Aktienanteil zu reduzieren, sei hier daher nicht ganz so groß wie in den USA.

Bokobza glaubt, dass der zunehmend härtere geldpolitische Kurs der Europäischen Zentralbank (EZB) Staatsanleihen volkswirtschaftlich starker Länder wie Deutschland härter trifft als die schwächerer Länder im Süden der Eurozone. Dieses Muster hat sich jedenfalls zuletzt gezeigt. Offenbar schrumpfen die Risikoaufschläge, die schwächere Länder zahlen müssen, bei steigenden Zinsen etwas ein. Anleihekäufern in Europa rät er daher zunächst zu Anleihen aus schwächeren Staaten, dann zu Unternehmensbonds und erst zuletzt zu Bundesanleihen oder ähnlich bonitätsstarken Papieren.

Japan sieht der Franzose im Zyklus noch weiter zurück. Daher hält er japanische Aktien zurzeit für besonders attraktiv. Weil die japanische Notenbank irgendwann voraussichtlich ihren superweichen Kurs aufgibt, ist seiner Meinung nach eine Absicherung der Währung nicht unbedingt nötig.

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