Tokio Laut des Hedgefonds-Managers J. Kyle Bass kommt es in Japan zum fiskalischen Kollaps. Der Manager, der mit seinem Unternehmen Hayman Advisors während der US-Subprime-Krise 500 Millionen Dollar verdiente, empfiehlt der Bank von Japan deshalb ihre Anleihenkäufe „dramatisch” zu erhöhen, um den Verkäufen durch Investoren entgegen zu wirken.
Jesper Koll, Leiter der Aktienanalyse von JP Morgan in Tokio, prognostiziert indes einen Anstieg des Topix-Index, um 17 Prozent bis zum Jahresende. Der Topix enthält alle japanischen Aktien, die im amtlichen Handel zugelassen sind. Gleichzeitig erwartet Koll, dass sich die Rendite der zehnjährigen japanischen Staatsanleihen (JGB) auf 1,5 Prozent verdoppeln wird, da Investoren in Anlagen mit höherer Rendite strömen werden. Die umlaufenden japanischen Staatsanleihen summierten sich Ende März nach einem staatlichen Bericht vom Mai auf 991,66 Billionen Yen, umgerechnet 7,5 Billionen Euro.
Wie Daten von Bloomberg und der European Federation of Financial Analysts Societies (EFFAS) zeigen, waren japanische Anleihen in diesem Quartal die Verlierer an den weltweiten Bondmärkten. Japanische Papiere mit einer Restlaufzeit von mehr als einem Jahr verloren 2,2 Prozent. Koll zufolge war das zu erwarten, da die Konjunkturanreize von Abe die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt auf Touren bringen.
Hedgefonds-Manager Bass hingegen charakterisiert den Ausverkauf bei den Bonds als Warmlaufen für einen noch schnelleren Ausstieg, da sich die Finanzlage in dem Land mit dem weltweit höchsten Schuldenberg verschlechtere. Nach Prognosen des Internationalen Währungsfonds wird die japanische Staatsverschuldung dieses Jahr 245 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt erreichen, das ist die weltweit höchste Quote.
„Es ist nicht sonderbar, wenn die langfristigen Zinsen steigen”, sagte Koll in einem Interview am 24. Mai. „Die JGB-Renditen steigen mit der wirtschaftlichen Erholung. Das ist ein gesundes Zeichen.” Japans Notenbankgouverneur Haruhiko Kuroda hatte in der vergangenen Woche geäußert, die Bank von Japan habe ausreichende Schritte zur geldpolitischen Lockerung unternommen und er wolle die Volatilität am Bondmarkt minimieren. Zuvor war die Rendite für die zehnjährigen Papiere erstmals seit April 2012 auf ein Prozent gestiegen.
Die Märkte warten auf den dritten Pfeil
Am Sonntag sagte Kuroda in Tokio, das Land könne einen Anstieg der Bondrenditen vertragen. Ohne eine Instabilität zu verursachen sei ein Anstieg der Zinsen zwischen einem und drei Prozentpunkten bei einer anziehenden Konjunktur möglich.
Die Bondverkäufe der JGB-Investoren überstiegen die Fähigkeit der Bank von Japan, sie zu kaufen, sagt dagegen Bass. „Die Bank von Japan müsste ihre Kaufoperation dramatisch ausweiten, wenn sie den Anstieg der Zinsen erfolgreich zurückhalten will“, so der Hedgefonds-Manager. Der Anstieg der Renditen ist nach seiner Einschätzung ein Zeichen von Stress im Markt.
„Die Volatilität im Markt ist schockierend”, sagt Tetsuya Miura, Chef-Bondstratege bei Mizuho Securities, einem der 24 Primärhändler, die bei Auktionen japanischer Staatsanleihen bieten müssen. „Leider kann sich Kuroda nicht das beste Ergebnis seiner Anreize herauspicken. So lange Kuroda sich das Ziel gesetzt hat, innerhalb von zwei Jahren eine Inflationsrate von zwei Prozent zu erreichen, kann er den Zeithorizont nicht verlängern und das wird den Stress im JGB-Markt erhöhen.”
Japans Wirtschaft ist im ersten Quartal auf Jahresbasis mit 3,5 Prozent gewachsen, wie ein Bericht der Regierung zeigte. Das war das stärkste Wachstum seit einem Jahr. Die ersten beiden „Pfeile” der Abenomics genannten Wirtschafspolitik des japanischen Ministerpräsidenten Shinzo Abe haben die Kurse am japanischen Aktienmarkt beflügelt und den Yen-Kurs gedrückt.
Die Märkte warten indes immer noch auf den dritten Pfeil - strukturelle Reformen, um den Unternehmen zu helfen. „Wenn es uns jetzt nicht gelingt die Deflation zu beenden und ein Wachstumsszenario zu umreißen, dann wird das der Anfang vom Ende” für Japan, sagt Ayako Sera, Marktstrategin bei der Sumitomo Mitsui Trust Bank in Tokio. „Die Bond-Renditen werden wahrscheinlich höher tendieren, den Unterschied macht nur das Tempo“.