Staatsanleihen Griechen spüren Unbarmherzigkeit der Märkte

Griechenland muss erneut feststellen, wie unbarmherzig Investoren an den Anleihenmärkten sein können. Die Bonds des Landes büßten ordentlich ein, Grund dafür sind wohl auch die Pläne von Premier Antonis Samaras.

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Die Oppositions-Partei Syriza will Neuwahlen in 2015 erzwingen, sie setzt sich etwa für Abschreibungen auf einige griechische Staatsanleihen ein. Quelle: dpa

Griechenland musste im dritten Quartal erneut feststellen, wie unbarmherzig Investoren an den Anleihenmärkten sein können. Die Bonds des Landes, dessen Rückkehr an die Märkte im April ein Ende der Staatsschuldenkrise der Eurozone andeutete, büßten im abgelaufenen Quartal 5,7 Prozent ein – während die Anleihen im Rest der Region stiegen.

Hinter dem Ausverkauf steckten vor allem wachsende Sorgen, dass der Vorschlag der Regierung, in die Selbstfinanzierung zurückzukehren, die eingeleiteten Haushaltskontrollen des Landes in Gefahr bringen könnte. Premierminister Antonis Samaras versucht, die Abhängigkeit vom 240 Milliarden Euro schweren Bailout zu reduzieren.

Das Programm basiert auf Krediten, im Gegenzug für finanzielle Reformen. Zwar läuft die Unterstützung der Eurozone in diesem Jahr aus. Doch der Internationale Währungsfonds (IWF) plant Ausschüttungen bis zum ersten Quartal 2016.

„Griechenlands Plan, das Bailout früher hinter sich zu lassen, hat zu Besorgnis geführt“, sagt Jan von Gerich, Stratege für Festverzinsliche bei Nordea Bank AB in Helsinki. „Ich würde Griechenland nicht in einen Korb mit den anderen europäischen Staatsanleihen tun, weil es sich um einen Sonderfall handelt. Es geht um ein ganz anderes Rendite-Niveau, daher ist die Investoren-Basis völlig anders.“

Als sich die europäische Staatsschuldenkrise ihrem Ende näherte, waren griechische Anleihen in den Jahren 2012 und 2013 sowie in der ersten Hälfte 2014 jene mit der besten Entwicklung in der Region, zeigen Bloomberg-Indizes. Selbst nach der Rally liegt die Rendite zehnjähriger griechischer Bonds allerdings bei ungefähr dem Doppelten von Portugal – also dem Land mit der zweithöchsten Rendite der Eurozone.

Die Rendite der zehnjährigen griechischen Papiere sprang im vergangenen Quartal um 68 Basispunkte auf 6,63. Das war der größte Anstieg seit dem zweiten Quartal 2012. Ein Vertreter des griechischen Finanzministeriums führte den Ausverkauf im dritten Quartal auf die Entscheidung eines bestimmten Hedgefonds zurück, das Engagement bei griechischen Papieren zu reduzieren. Den Namen des Fonds nannte er dabei allerdings nicht.

„In Griechenland haben wir diese Phasen von Volatilität“, sagt Luca Cazzulani, Stratege für Festverzinsliche bei UniCredit SpA in Mailand. „Was passiert, hat viel mit der Troika zu tun. Es sorgt für Druck.“ Mit Troika sind die Kreditgeber IWF, EZB und Europäische Kommission gemeint.

Zu den Spannungen tragen zudem Bemühungen der griechischen Oppositions-Partei Syriza bei, eine Neuwahl im ersten Quartal 2015 zu erzwingen. Meinungsumfragen zeigen, dass die Partei – die sich für Abschreibungen auf einige griechische Staatsanleihen einsetzt – wahrscheinlich gewinnen würde.

Trotz des Einbruchs im dritten Quartal verzeichnen die Bonds aus Griechenland weiterhin die beste Entwicklung in den Bloomberg-Indizes 2014. Bis zum Dienstag dieser Woche bescherten sie einen Ertrag von 22 Prozent. Im Jahr 2012 lag das Plus bei 103 Prozent, 2013 bei 48 Prozent.

Jens Peter Soerensen, Chef-Analyst bei der Danske Bank A/S in Kopenhagen, glaubt, dass griechischen Anleihen ihre Rally wieder aufnehmen werden. Er verweist dabei auf eine mögliche Heraufstufung durch die Ratingagenturen.

Standard & Poor's, Moody's Investors Service und Fitch Ratings sehen griechische Staatsanleihen derzeit noch unterhalb des Qualitätsbereichs „Investment-Grade“. Das hindert einige Fonds daran, in die Bonds zu investieren.

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