Staatsanleihen Griechenland-Anleihen sind wieder gefragt

Nach Schuldenschnitt, Rating-Herabstufungen und Zins-Rodeo schöpfen die Investoren bei Anleihen aus Griechenland neue Hoffnung. Es gibt deutliche Anzeichen der Besserung. Und Anleger machen Kasse.

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Euromünze aus Griechenland. Quelle: dpa

New York Solche Meldungen machen Mut: In der vergangenen Woche ist die Rendite zehnjähriger griechischer Anleihen erstmals seit knapp drei Jahren wieder unter die von 30-jährigen Papieren des Landes gefallen. Damit mehren sich die Anzeichen, dass sich der Bondmarkt des Landes, das die Euroraum-Schuldenkrise auslöste, bessert.

Die Renditekurve hat sich am 21. Mai erstmals seit Juni 2010 normalisiert. Das ist ein Signal, dass die Anleger mit zunehmendem Optimismus auf die Konjunktur des Landes schauen. Einiges spricht für die Papiere aus Hellas. Die griechischen Bonds weisen in diesem Quartal die beste Entwicklung weltweit auf, sie kommen auf einen fast achtmal so hohen Ertrag wie die Papiere mit der zweitbesten Performance. Das Handelsvolumen in griechischen Anleihen an den elektronischen Sekundärmärkten dürfte in diesem Monat das höchste seit mindestens zwei Jahren sein.

Nach der größten Umschuldung von Staatsanleihen in der Geschichte legten griechische Bonds zu, weil die Anleger darauf setzen, dass das Land in der Europäischen Währungsunion bleiben wird. Die Rally erhielt in diesem Monat Schub, nachdem Fitch Ratings die Bonitätsnote von Griechenland anhob.

Der Zinsrückgang sei ein Zeichen, dass die “Märkte gesprochen haben”, sagte Ministerpräsident Antonis Samaras am 23. Mai. Er fügte hinzu, dass Griechenland, das seit März 2010 den Bondmarkt nicht mehr angezapft hat, dem Beispiel Irlands folgen und wieder Zugang zu den Kapitalmärkten erlangen könnte - auch wenn das Land sich immer noch in einem Hilfsprogramm befindet.

“Im vergangenen Jahr galten griechische Anleihen als Spekulation, ob das Land aus dem Euro ausscheiden wird, aber jetzt ist es ganz anders”, sagt Gabriel Sterne, Ökonom für Festverzinsliche bei Exotix in London. “Es gibt immer noch Fundamentalrisiken, aber die Auslöser für etwas Schreckliches sind weniger schwerwiegend geworden.

Wir sind zwar noch lange nicht so weit, aber wenn die Renditen weiter fallen, könnten griechische Anleihen ein Vermögenswert werden, in den Anleger investieren wollen.” Exotix hat in der vergangenen Wochen griechische Anleihen von “Verkaufen” auf “Halten” angehoben.


Acht-Prozent-Marke in Sicht?

Die Rendite von zehnjährigen griechischen Papieren fiel am 21. Mai unter die Rendite 30-jähriger Anleihen, nachdem sich der Renditeabstand am 16. Mai 2012 auf bis zu 759 Basispunkte ausgeweitet hatte. Eine inverse Renditekurve gilt als Anzeichen, dass die Investoren mehr um kurzfristige Krisen als um die langfristige Solvenz besorgt sind.

Zehnjährige griechische Anleihen rentierten am Dienstag bei 8,82 Prozent. Die Rendite sank am 22. Mai auf 8,10 Prozent, den niedrigsten Wert seit dem 10. Juni 2010. Nach der Umschuldung hatte sie am 31. Mai 2012 ein Hoch bei 30,97 Prozent erreicht. Dreißigjährige Bonds kamen auf eine Rendite von 8,42 Prozent, womit die Renditedifferenz, der Spread, zwischen den Papieren bei 40 Basispunkten lag.

Zum Vergleich: Im März begebene irische Bonds mit Laufzeit 2023 weisen eine Rendite von 3,55 Prozent auf und am 7. Mai über Banken platzierte portugiesische Anleihen mit Fälligkeit 2024 kommen auf eine Rendite von 5,10 Prozent. Beide Länder wollen im nächsten Jahr ihr Hilfsprogramm hinter sich lassen.

Griechische Staatsanleihen haben im laufenden Quartal bis zum 24. Mai einen Ertrag von 31 Prozent eingebracht und sind damit die Wertpapiere mit der besten Performance unter den 26 Märkten, die Bloomberg und die European Federation of Financial Analysts Societies verfolgen. Bundesanleihen haben im gleichen Zeitraum 0,3 Prozent eingebüßt, während portugiesische Bonds mit einem Ertrag von vier Prozent die zweitbeste Performance einfuhren.

“Die jüngste Heraufstufung der griechischen Bonitätsnote, die etwas besseren Konjunkturdaten sowie der fortgesetzte Reformkurs stützen die Anleihen des Landes”, erläuterte Nick Stamenkovic, Stratege bei RIA Capital Markets in Edinburgh. “In den kommenden Wochen dürfte die zehnjährigen Papiere die 8,5-Prozent-Marke erneut testen, möglicherweise sogar die 8- Prozent-Marke.”

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