Staatsanleihen Trump vernichtet eine Billion Dollar in einer Woche

Der Ausverkauf an den Staatsanleihemärkten diese Woche hat mehr als eine Billion Dollar an Wert vernichtet. Investoren erwarten, dass die Ausgabenpolitik unter einem Präsidenten Donald Trump die Inflation anheizen wird.

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Die Anleihemärkte reagierten deutlich auf den Sieg Trumps. Quelle: Reuters

New York Die Wahl Donald Trumps zum nächsten Präsidenten der USA bringt nicht nur die Weltpolitik in Aufruhr, auch an den Anleihemärkten sind die Auswirkungen deutlich. Die Kapitalisierung des globalen Bondmarktindex der Bank of America sank in dieser Woche um mehr als 450 Milliarden Dollar. Der Gesamtverlust für diese Woche liegt erst zum zweiten Mal innerhalb von zwei Jahrzehnten über eine Billion Dollar, wie aus Daten von Bank of America Merrill Lynch hervorgeht. Die weltweiten Aktien gewannen dagegen im gleichen Zeitraum 1,3 Billionen Dollar an Wert. 30-jährige US-Anleihen, die sensibler als kürzere Laufzeiten auf den Inflationsausblick reagieren, verzeichneten in dieser Woche den größten Renditeanstieg seit Januar 2009.

„Wir sehen die Wahl von Donald Trump als Einschnitt“, sagt Adam Donaldson, Leiter Bond-Analyse bei der Commonwealth Bank of Australia in Sydney. „Die starke Neigung in Richtung fiskalpolitischer Expansion und inflationärer Politik stellt eine krasse Veränderung dar, verglichen mit der Misere der letzten Jahre.“ Dies öffne der Fed die Tür zu einer Zinserhöhung im Dezember, aber auch zu rascheren Schritten 2017 und 2018 als zuvor erwartet.

Der Marktwert des Global Broad Market Index der Bank of America, der mehr als 24.000 Bonds rund um den Globus abbildet, ist in dieser Woche um 1,14 Billionen Dollar auf 48,1 Billionen Dollar abgesackt. Die einzige Woche zuvor mit einem Verlust von mehr als einer Billion Dollar gab es im Juni 2013, als die Federal Reserve unter dem damaligen Vorsitzenden Ben Bernanke drohte, ihre Anleihekäufe zu reduzieren.

In dieser Woche ist die Rendite der zehnjährigen US-Benchmark-Anleihe um 37 Basispunkte gestiegen, während die Rendite der 30-jährigen Treasuries bis Donnerstag um 39 Basispunkte geklettert ist. Im Zehn-Jahres-Bereich wird die Rendite im ersten Halbjahr auf 2,50 Prozent steigen, prognostiziert die Commonwealth Bank. Zum Vergleich: Der Schlussstand am Donnerstag lag bei 2,15 Prozent. Treasuries werden weltweit am Freitag wegen des US-Feiertags Veterans’ Day nicht gehandelt.

Was nach einem Superjahr für Bonds aussah, droht nun sich in Luft aufzulösen. US-Staatspapiere brachten Investoren in dieser Woche einen Verlust von 2,9 Prozent ein, womit sich der Gewinn in diesem Jahr auf 6,3 Prozent reduziert, zeigt der Bloomberg Barclays Global Aggregate Treasuries Total Return Index. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Fed auf ihrer Sitzung am 13./14. Dezember die Zinsen erhöht, wird bei 80 Prozent gesehen, verglichen mit 76 Prozent Ende vergangener Woche, wie aus auf der Basis von Futures von Bloomberg zusammengestellten Daten hervorgeht.

„Der Treasury-Markt ist wirklich den zweiten Tag in Folge eingebrochen“, sagt Dan Fuss, Vice Chairman bei Loomis Sayles in Tokio. Er prognostiziert, dass die Rendite 10-jähriger US-Bonds innerhalb von 12 Monaten bis auf 3,0 Prozent klettern könnte. Zudem rechnet er damit, dass die Fed die Zinsen im Dezember, und dann bis November nächsten Jahres weitere zwei Mal anheben wird.

Die Nachfrage nach US-Papieren lässt nach. Eine Auktion 30-jähriger Treasuries im Volumen von 15 Milliarden Dollar zog lediglich Gebote in Höhe des 2,11-fachen des verfügbaren Angebots an – der niedrigste Wert seit Februar. Eine Emission von 10-jährigen Papieren am Mittwoch hatte eine Überzeichnungsquote von 2,22, was dem niedrigsten Wert seit 2009 entsprach.

„Es gibt viele Risiken, da Trump noch sowas wie eine Unbekannte ist“, sagt Alex Stanley, leitender Zinsstratege bei der National Australia Bank in Sydney. „Es besteht die Gefahr, dass die US-Renditen am langen Ende weiter steigen werden und die Kurve weiter steiler wird, da sich der Markt mit der Aussicht auf höhere Fiskalausgaben auseinandersetzt.“

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