In Japan versuchen Regierung und Notenbank seit Jahren vergeblich, die chronische Wirtschaftskrise mit allen Mitteln zu überwinden. Japan ist seit einem guten Vierteljahrhundert in einer Spirale aus steigenden Schulden, stagnierendem Wachstum und fallenden Preisen gefangen. Notwendige Strukturreformen wurden nur halbherzig angegangen. Stattdessen übernahm die japanische Notenbank mit einem massiven Anleihenkaufprogramm immer mehr Staatsschulden.
Seit 2013 ist Haruhiko Kuroda Chef der Zentralbank in Japan. Er verantwortet die Geldpolitik der “Abenomics“ – jenes Reformkonzepts, mit dem Ministerpräsident Shinzo Abe eine extrem lockere Geldpolitik mit milliardenschweren Konjunkturprogrammen zu kombinieren versuchte. Im Zentrum dieser Politik steht die japanische Notenbank, die durch ultra-expansive Geldpolitik die defizitären Programme der Regierung Abe unterstützen soll. Keine Notenbank der Welt bläht derzeit ihre Bilanz aggressiver auf als die Bank of Japan – in den letzten vier Jahren allein um 200 Prozent.
Abenomics gescheitert
Die monetäre Flutung der Wirtschaft hat weder das japanische Wachstum angeregt noch die Inflation auf den Zielwert von zwei Prozent gebracht. Und dies, obwohl der japanische Yen stark abgewertet hat. Dennoch hat "Abenomics" für Japan klare Konsequenzen. Das Land hat heute einen gigantischen Berg an Staatsschulden in Höhe von 250 Prozent der Wirtschaftsleistung, der mit Abstand höchste Wert aller Industrienationen. Schon heute wird ein großer Teil dieser Staatsschulden direkt von der japanischen Notenbank finanziert, primär durch Aufkauf von Staatsanleihen.
Zur Person
Heinz-Werner Rapp ist seit 1995 in unterschiedlichen Positionen bei FERI tätig und wurde 2006 in den Vorstand der FERI AG berufen. Er ist außerdem Mitglied in verschiedenen Aufsichts- und Verwaltungsräten. Als Chief Investment Officer verantwortet er die gesamten Anlageaktivitäten der FERI Gruppe. Schwerpunkte liegen dabei in der Entwicklung langfristiger Anlagestrategien und innovativer Anlagekonzepte sowie von „Asset Protection“-Strukturen.
Als Folge ihrer massiven Wertpapierkäufe kontrolliert die Bank of Japan heute große Segmente der Aktien- und Rentenmärkte. Sie besitzt knapp 40 Prozent der japanischen Staatsschulden und dominiert auch andere Segmente des japanischen Anleihemarktes. Dies führt schon jetzt zu stark abnehmender Marktliquidität und anderen strukturellen Problemen und kann deshalb nicht beliebig fortgesetzt werden.
Geldpolitik ohne Skrupel
Im Januar beschloss deshalb die japanische Notenbank, analog zur EZB, überraschend den Einstieg in Negativzinsen. Die Finanzmärkte reagierten darauf verstimmt. Anders als erwartet fiel der Aktienmarkt, und der Yen wertete erneut auf. Damit wurde klar, dass die japanische Notenbank am Ende ihrer konventionellen Möglichkeiten angelangt ist.