Stabil Die besten Aktien mit Schutzpanzer

Bei Anlegern sind die Papiere von großen Markenkonzernen mit stabilen Bilanzen und attraktiven Dividenden gefragt. Sie profitieren von der Sehnsucht nach Qualität und Verlässlichkeit. Solange die Schuldenkrise nicht gelöst ist, wird sich daran wenig ändern. Welche Papiere aktuell interessant sind.

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Drei Aktientipps für vorsichtige Anleger
E.On - Aktie wieder unter StromAls größter Kernkraft-Nutzer hat E.On besonders unter der Energiewende gelitten. E.On hat aber auch mehr und konsequenter als die Konkurrenten RWE und Vattenfall in Erneuerbare investiert, was sich langfristig auszahlen dürfte. Außerdem hat E.On die Krise genutzt, um sich von schwach rentablen Beteiligungen zu trennen, und hat Schulden abgebaut. Quelle: Bloomberg Quelle: dpa
Ein Joker könnte das Geschäft mit Flüssiggas werden, das die E.On-Tochter Ruhrgas ausbaut. Dem flüssigen Brennstoff gehört nach Meinung von Versorgungsexperten die Zukunft. Umsatz 2012 (in Mrd. €): 111,5 Kurs/ Stoppkurs (in €): 18,76/ 16,30 Börsenwert (in Mrd. €): 37,5 Dividendenrendite (in %): 5,3 KGV 2012/ 2013: 8,7/ 10,4 Chance/Risiko: 5/4 Stand: 4. Oktober 2012
Deutsche Telekom - Rendite bleibt attraktivZwar läuft das Stammgeschäft (Deutschland) schleppend, doch zeichnet sich im Ausland Besserung ab. Die Mobilfunk-Tochter T-Mobile USA soll mit Konkurrent Metro PCS fusionieren. Der Markt senkte darüber erst mal den Daumen: zu klein, zu teuer. Doch langfristige Synergien werden unterschätzt. Das neue Unternehmen wäre immerhin fast so groß wie die Nummer drei im US-Markt (Sprint). Quelle: dapd
Das Versprechen der Deutschen Telekom, die Dividende nicht zu kürzen, läuft zwar 2013 aus; doch mehr als fünf Prozent Rendite sind auch in den kommenden Jahren drin. Umsatz 2012 (in Mrd. €): 58,1 Kurs/ Stoppkurs (in €): 9,61/ 8,20 Börsenwert (in Mrd. €): 41,5 Dividendenrendite (in %): 7,3 KGV 2012/ 2013: 15,2/ 15,0 Chance/Risiko: 6/5 Stand: 4. Oktober 2012
K+S - Teuer, aber gutSicher, es gibt günstiger bewertete Aktien im Dax. Doch wer K+S nur nach Kurs- Umsatz und KGV bewertet, springt zu kurz. Beim einzigen deutschen Rohstoffkonzern müssen auch die Reserven in die Betrachtung mit einfließen. Und davon hat K+S eine Menge, sie dürften noch bis Ende des Jahrhunderts reichen. Quelle: AP
K+S In Kanada sollen neue Vorkommen von 160 Millionen Tonnen Kali erschlossen werden, dem wichtigsten Grundstoff für Dünger. Die Düngernachfrage steigt weiter, weil Ackerland knapper wird, die Weltbevölkerung aber wächst. Umsatz 2012 (in Mrd. €): 4,2 Kurs/ Stoppkurs (in €): 39,46/ 31,30 Börsenwert (in Mrd. €): 7,6 Dividendenrendite (in %): 3,3 KGV 2012/ 2013: 12,3/ 11,1 Chance/Risiko: 6/5 4. Oktober 2012

Es dauert exakt 95 Sekunden, bis Kai Franke der Name des Schweizer Konzerns zum ersten Mal über die Lippen kommt. Der Chefstratege der BHF-Bank referiert im schicken Kölner Club Astoria, wie Kunden ihr Geld sicher durch die Krise bringen können. „Ohne Sachwerte – und dazu gehören auch Aktien erster Qualität wie eben eine Nestlé“, doziert Franke zwischen Martinsgans und Christstollen-Parfait, „wird das nicht gelingen, jedenfalls nicht nach Abzug der Inflation.“ Die Kunden – Unternehmer, wohlhabende Privatleute und Lokalprominenz – nicken. Eine Fußballer-Gattin notiert: „Staaten sind keine verlässlichen Schuldner mehr!“

Nur fünf Kilometer Luftlinie östlich, am anderen Rheinufer, spricht ein paar Tage später der Vermögensverwalter Bert Flossbach. Ähnlicher Rahmen, gleiches Thema: Wohin mit dem Geld? Flossbach braucht gar nur 45 Sekunden, bis er bei „der Nestlé“ landet. „Solide finanzierte Konzerne mit weltweitem Geschäft und guten Dividenden“ seien der beste Schutz vor Euro-Krise, Schulden-GAU und Inflation.

Starke Aktien

Die Aktie, ein Krisenschutz?

Die Argumente der Profis gleichen sich: Anleihen sind nicht mehr sicher oder bringen keinen Zins, Gold ist nicht die Antwort auf alle Fragen, gute Immobilien sind zu teuer. Da landen viele eben bei der Aktie. Und die Anleger hören auf sie. „Noch vor wenigen Monaten hatten Sie noch nicht A gesagt, da winkten die Kunden schon ab“, sagt der Niederlassungsleiter einer Schweizer Bank, „die Leute wollten nur Immobilien.“ Inzwischen sei das anders: „Einige Familien mit zwei- bis dreistelligen Millionenvermögen kaufen erstmals seit Jahren wieder.“

Stephan Albrech, Chef der Vermögensverwaltung Albrech & Cie, bestätigt den Trend: „Viele Stiftungen, die einen kalkulatorischen Zins für die kommenden Jahre erreichen müssen, denken über Aktien nach.“ Laut einer Umfrage von Infratest und Aquila Capital unter 255 institutionellen Großanlegern in Europa, darunter Pensionsfonds, Versorgungswerke und Stiftungen, will ein Viertel dieser – traditionell konservativen – Anleger seine Aktienquote demnächst erhöhen; jeder Fünfte will weniger in Staatsanleihen investieren.

Drei Aktientipps für alle Anleger
BASF - Die Chemie stimmt nochAm weltgrößten Chemiekonzern würde ein Einbruch des chinesischen Wirtschaftswachstums nicht spurlos vorübergehen. Doch langfristig würde BASF aus einer neuen Krise gestärkt hervorgehen und Marktanteile gewinnen: Die Bilanz ist solide, die Kosten sind im Griff, und bei fast allen Kunden kann BASF derzeit Preiserhöhungen durchsetzen. Quelle: ZB
Dank der Konzerntochter Wintershall (Öl- und Gasförderung) leiden die Ludwigshafener weniger unter steigenden Energiepreisen als andere Chemiekonzerne. Zudem ist die Aktie nicht teuer. Umsatz 2012 (in Mrd. €): 76,8 Kurs/ Stoppkurs (in €): 67,06/ 53,20 Börsenwert (in Mrd. €): 61,6 Dividendenrendite (in %): 3,7 KGV 2012/ 2013: 12,3/ 11,1 Chance/Risiko: 6/5 Quelle: Bloomberg, Stand: 4. Oktober 2012
SAP - Erfolge in der WolkeSAP hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt: 2015 will der Konzern als erster Anbieter weltweit vollständig profitabel in der Cloud (Software flexibel im Netz mieten, statt sie zu kaufen und fest zu installieren) arbeiten. Cloud Computing ist eine Revolution, herkömmliche Softwareumgebungen werden nach und nach verschwinden. Quelle: dapd
SAP, dort groß geworden, hat die Herausforderung wider Erwarten gut angenommen. Die Produkte der Kurpfälzer sind inzwischen auch für kleinere Kunden aus Schwellenländern und Mittelstand attraktiv – lange ein Manko. Umsatz 2012 (in Mrd. €): 16,1 Kurs/ Stoppkurs (in €): 54,93/ 44,30 Börsenwert (in Mrd. €): 67,5 Dividendenrendite (in %): 1,4 KGV 2012/ 2013: 18,0/ 15,6 Chance/Risiko: 6/5 Stand: 4. Oktober 2012
Bayer - Die Apotheke vom RheinDie Aktie ist schon gut gelaufen, Skeptiker werden auf das deshalb gestiegene KGV und das respektable Kurs-Buchwert-Verhältnis von 2,6 verweisen. Doch Bayer hat in den vergangenen Jahren viele Probleme beseitigt oder verkleinert, die zuvor auf dem Kurs gelastet hatten, etwa die früher sehr schwache Pharma-Pipeline aufgefüllt. Quelle: dapd
Zudem expandiert Bayer stark im Pflanzenschutz und bei Saatgut, also in zwei sehr zukunftsträchtigen Branchen. Auch das stabile Geschäft mit Veterinärmedizin baut Bayer aus, etwa in den USA. Umsatz 2012 (in Mrd. €): 38,9 Kurs/ Stoppkurs (in €): 67,60/ 58,60 Börsenwert (in Mrd. €): 55,9 Dividendenrendite (in %): 2,4 KGV 2012/ 2013: 12,6/ 11,5 Chance/Risiko: 7/6 Stand: 4. Oktober 2012

Sogar Notenbanken kaufen

Sogar Notenbanken kaufen. Die Schweizer Nationalbank SNB etwa hält größere Anteile am Handybauer Nokia. „Es gibt in der Nationalbank eine intensive Diskussion, ob man die Aktieninvestments nicht noch erheblich ausdehnen muss“, weiß Alfred Roelli, Kapitalmarktstratege der Genfer Bank Pictet. Um den Kurs des Schweizer Franken stabil bei 1,20 Franken je Euro zu halten, druckt die SNB Franken und kauft Euro. Die dabei bisher angefallenen rund 400 Milliarden Euro sind zum größten Teil in Staatsanleihen investiert.

Nun diskutieren die Notenbanker, den Anteil der Aktien an den Devisenrücklagen auf 25 Prozent zu verdoppeln. Auch andere Notenbanken mit Überschüssen in ausländischen Währungen kauften zuletzt wieder vermehrt Aktien – etwa die Singapurs.

„Um mehr Aktien in unseren Portfolios werden wir langfristig auf keinen Fall herumkommen, die dabei unvermeidlichen stärkeren Wertschwankungen werden wir in Kauf nehmen“, schreibt Saumil H. Parikh, Portfoliomanager beim weltgrößten Rentenfonds-Anbieter Pimco, an seine Kunden. „Nur Aktien mit überdurchschnittlichem Gewinn- und Dividendenwachstum bieten uns in den kommenden Jahren eine faire Chance auf eine hinreichende Rendite.“ Pimco hat die Kapitalmärkte seit 1910 untersucht und folgert, dass sich mit Blue-Chip-Aktien in den kommenden Jahren durchschnittliche Jahresrenditen von 6,5 Prozent aus Kursgewinnen und Dividenden erzielen lassen, etwas mehr als die Inflation. Mit Anleihe-Portfolios erstklassiger Schuldner drohe sich nach Inflation das Vermögen der Anleger bis 2030 zu halbieren.

Großanleger haben wenig Aktien

Apple ist wertvollstes Unternehmen aller Zeiten
Platz 10 der US-BörsenriesenMit Konsumartikeln wie Windeln schafft der US-Konzern Procter & Gamble gerade so in die Spitzenliga der größten amerikanischen Aktiengesellschaften. Zum weit verzweigten Sortiment zählen aber etwa auch Rasierer, Waschmittel und Pflegeprodukte. Börsenwert: 184 Milliarden US-Dollar (Stand: 20. August 2012) Quelle: dapd
Platz 9Die Mischung macht's bei Johnson & Johnson. Der Konzern verkauft sowohl Haushaltsprodukte als auch frei erhältliche und rezeptpflichtige Medikamente. In Deutschland gehört wohl Penaten zu den bekanntesten Marken. Börsenwert: 186 Milliarden Dollar. Quelle: dapd
Platz 8Den Mobilfunkkonzern AT&T verbindet natürlich eine enge Geschäftsbeziehung mit Apple. So wurde dort lange Zeit das iPhone von Apple exklusiv verkauft, was zum Start des Smartphones vor mittlerweile fünf Jahren zu langen Schlangen vor AT&T-Geschäften führte. Börsenwert: 213 Milliarden Dollar. Quelle: dapd
Platz 7Einen Rang weiter vorn sortiert sich ein Ölkonzern ein. Chevron ist ein riesiger Konzern, der in den USA auch Tankstellen unter dem Firmennamen betreibt. Es gibt allerdings noch einen anderen Ölkonzern weiter vorne in der Rangliste. Börsenwert: 220 Milliarden Dollar Quelle: dapd
Platz 6Der Erzrivale des deutschen Industriekonzern Siemens, General Electric, baut unter anderem Flugzeugtriebwerke. Der Gigant gehört seit Jahrzehnten zur Spitzenklasse der größten Konzerne. Börsenwert: 220,5 Milliarden Dollar. Quelle: ap
Platz 5Den Wandel vom Hard- zum Softwareanbieter und Dienstleistungsunternehmen hat IBM erfolgreich absolviert wie man unschwer an dieser Rangliste der größten US-Börsenkonzerne erkennen kann. Börsenwert: 229 Milliarden Dollar Quelle: dapd
Platz 4 Der Einzelhandelskonzern Walmart ist ein Umsatzgigant. Anders als die deutschen Discount-Märkte ist der von der Familie Walton geschaffene Konzern an der Börse notiert. Den Firmenerfolg hat das nicht verhindert. Börsenwert: 255 Milliarden Dollar Quelle: dapd

Gemessen an solchen Prognosen, haben Großanleger wenig Aktien. Versicherungen halten weniger als fünf Prozent ihrer Gelder in Aktien. „Deutsche Versicherungen sind die Letzten, die ihre Aktienquoten erhöhen werden“, meint Philipp Vorndran, Kapitalmarktstratege bei Flossbach von Storch, „angelsächsische Pensionskassen oder Versorgungswerke sind da weiter.“

Anleger suchen das Verlässliche. „Wenn meine Kunden Aktien ins Depot nehmen, dann fast ausschließlich Papiere weltweit operierender Großkonzerne mit attraktiven Dividenden“, sagt Johannes Hirsch, Chef des Family-Office Antea. „Die großen Kapitalsammelstellen, die Kunden eine regelmäßige Rendite versprochen haben, schaffen dies nur mit Dividenden“, sagt Vorndran. Er gehe davon aus, dass die Dividende deshalb als Auswahlkriterium künftig noch an Bedeutung gewinnen werde. Und Dividenden fließen eher (und vor allem verlässlicher) bei internationalen Markenkonzernen wie Procter, Unilever oder Nestlé als bei konjunktursensiblen Stahlwerten oder High-Tech-Firmen.

Welche Aktien die Analysten lieben

Die gleiche Art Aktie

Weil alle Großanleger die gleiche Art Aktie suchen, „sehen wir seit einigen Monaten eine Marktspreizung“, sagt Roelli, „es gibt einen Run auf Blue Chips mit starken Markennamen und soliden Dividenden, während das Gros der Aktien links liegen gelassen wird.“ Laut Vermögensverwalter Jens Ehrhardt sind auf Jahresfrist schon mehr als 70 Prozent aller Aktien weltweit im Minus; die Börsen werden von immer weniger Schwergewichten gezogen. Frank Ebach, Niederlassungsleiter der BHF-Bank, sieht an der Börse dieselbe Entwicklung wie am Immobilienmarkt: „1a-Qualität wird immer teurer – und den Rest will keiner haben.“

Die wenigen Werte, die bei Anlegern als verlässlich gelten, kosten fast den 20-fachen Jahresgewinn; wer als konjunkturanfällig und riskant gilt, kann auch mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) unter zehn keine Käufer anlocken. „Es ist ein uralter Reflex der Anleger, in jeder Krise große Aktien zu kaufen“, sagt BHF-Stratege Franke, „Werte wie McDonald’s, Coca-Cola, 3M oder Colgate-Palmolive haben auch in dieser Krise wieder massiv zugelegt und den Gesamtmarkt abgehängt.“

Die meistgehandelten Aktien Deutschlands
Platz 10: LufthansaNach einem leichten Kurs-Hoch von elf Euro im Februar, sackte die Lufthansa Aktie im Juni auf den seit 2009 nicht mehr erreichten Tiefstand von acht Euro ab. Derzeit ist der Lufthansa-Kurs ist im leichten Aufwärtstrend und pendelt sich auf einem Wert von 9,60 Euro pro Stück ein. ISIN: DE0008232125Gehandelte Stücke im ersten Halbjahr 2012: 614 Millionen Gehandeltes Volumen: 20 Milliarden Euro Quelle: dapd
Platz 9: SAPDie Aktie des Softwaregiganten befindet sich langfristig auf einem stetigen Aufstieg und konnte den Wert innerhalb der letzten 10 Jahre verdoppeln. Von kleinen Sprüngen nach oben und unten abgesehen, wird das Wertpapier gerade für ordentliche 47,66 Euro gehandelt und ist somit die teuerste Aktie unseres Rankings.ISIN: DE0007164600Gehandelte Stücke im ersten Halbjahr 2012: 663 MillionenGehandeltes Volumen: 16 Milliarden Euro Quelle: dpa
Platz 8: RWEDie Energiewende macht RWE nach wie vor zu schaffen. Die Aktie des Energieversorgers befinden sich zwar gerade wieder auf einem leicht steigenden Kurs, doch mit einem Wert von momentan 33,33 Euro je Aktie ist an den absoluten Spitzenwert von 99 im Jahr 2008 gerade nicht zu denken.ISIN: DE0007037129Gehandelte Stücke im ersten Halbjahr 2012: 722 MillionenGehandeltes Volumen: 11 Milliarden Euro Quelle: dapd
Platz 7: DaimlerDer Automobilhersteller landet momentan wieder auf demselben Kurswert, mit dem er zu Jahresbeginn gestartet ist: bei soliden 35 Euro pro Aktie. Die Frage ist nur, ob Daimler das bisherige Jahreshoch von 48 noch einmal toppen kann.ISIN: DE0007100000Gehandelte Stücke im ersten Halbjahr 2012: 986 MillionenGehandeltes Volumen: 20 Milliarden Euro Quelle: dapd
Platz 6: Deutsche PostDie Post-Aktie liegt gerade bei einem unspektakulären Kurs von 14 Euro. Abgesehen von kurzfristigen Kurs-Ausreißern hat sich der Wert in den vergangenen Jahren von den 14 Euro kaum wegbewegt.ISIN: DE0005552004Gehandelte Stücke im ersten Halbjahr 2012: 1.049 Millionen Gehandeltes Volumen: 30 Milliarden Euro Quelle: dapd
Platz 5: InfineonDie Aktie des Halbleiterherstellers ist mit fünf Euro pro Stück gerade fast schon ein Zocker-Schnäppchen. Auch wenn es 2009 mit einem unglaublichen Kurs-Tiefstwert von 0,36 schon mal düsterer ausgesehen hat.ISIN: DE0006231004Gehandelte Stücke im ersten Halbjahr 2012: 1.120 MillionenGehandeltes Volumen: 7 Milliarden Euro Quelle: dpa
Platz 4: Deutsche BankDas bisherige Jahreshoch der Deutschen Bank-Aktie lag im April bei einem soliden Kurs von 39 Euro. Inzwischen geht es wieder langsam bergab: 26,20 Euro pro Stück ist der aktuelle Wert - damit nähert sich der Kurs wieder verdächtig dem Tiefstand der letzten zehn Jahre von 21 Euro an.ISIN: DE0005140008Gehandelte Stücke im ersten Halbjahr 2012: 1.378 MillionenGehandeltes Volumen: 16 Milliarden Euro Quelle: dpa

Welche Aktien kaufen?

Diese Situation ist nicht neu: Ende der Sechziger liefen die Börsen schlecht – mit einer Ausnahme: Die Aktien von weltweit agierenden Markenkonzernen stiegen unablässig. IBM, McDonald’s, Gillette, Xerox, Polaroid und Avon kannten keine Ölkrise und keine 1970er-Stagflation. An der Börse galten Inhaber weltweit angesagter Marken, die in keinem Haushalt fehlen durften, als sichere Bank; das Label „Nifty Fifty“ („die schicken 50“) kam in Mode. „You’ll never get fired for buying Xerox or IBM“, war ein geflügeltes Wort unter US-Brokern – so wie heute kein Fondsmanager gefeuert werden dürfte, weil er Nestlé gekauft hat.

Zwei Studien spielten als Erste mit dem Begriff. Die eine listete 50 Blue Chips auf, die den Markt acht Jahre in Folge geschlagen hatten, und nannte sie „the nifty 50 outperformers“. Die andere enthielt schlicht die 50 US-Aktien mit den höchsten KGVs. Die 24 Aktien, die sich auf beiden Listen fanden, schlugen von 1964 bis 1972 nach Berechnungen von Morgan Stanley den US-Index S&P 500 um 189 Prozent oder durchschnittlich 15 Prozent pro Jahr. Ende 1972 platzte die Blase, die Werte halbierten sich über vier Jahre. Die neuen, stabilen Werte steigen seit etwa drei Jahren – gemessen an dem Achtjahreszeitraum 1964 bis 1972 stünden die schicken Werte dieses Jahrtausends also erst am Anfang.

Welche Eigenschaften Aktien heute brauchen

„Die heutigen Umstände begünstigen eindeutig das Entstehen einer Gruppe elitärer Outperformer an der Börse, wie es die Nifty Fifty waren“, sagt Morgan-Stanley-Analyst Ronan Carr, „wie in den Siebzigern ist das Wachstum schwach, politische Unsicherheit und Angst vor Inflation sind groß, die damit einhergehende Volatilität nimmt zu und verleidet den Investoren Engagements in Beta-Aktien – also solchen, die im Boom alles hinter sich lassen, in Schwächephasen aber sehr gefährlich sind.“

Welche Eigenschaften brauchen Aktien heute, um – wie die Nifty Fifty in den Sechzigern – für Anleger überdurchschnittlich attraktiv zu sein? Die Morgan-Stanley-Analysten nennen fünf Qualitätskriterien für Papiere, die Anlegern nach Abzug von Inflation und Steuern noch Rendite einbringen dürften:

1. finanzielle Stärke (solide Bilanz)

2. Preissetzungsmacht

3. verlässliches Gewinnwachstum

4. solide Dividende und

5. hoher Schwellenländer-Anteil

Tops und Flops unter Europas Bankaktien

Stärken ausspielen

Die in der Tabelle auf Seite 94 aufgelisteten Werte erfüllen nicht nur diese Kriterien, sondern haben auch in den letzten fünf Jahren relativ zu ihren Wettbewerbern Stärke bewiesen. Sollte die Konjunktur weltweit doch wieder anspringen, dürften sie ihre Stärken voll ausspielen. Viele Investoren befürchten, dass mit dem nächsten Aufschwung auch die Inflation anziehen könnte. Noch verharren die von den Notenbanken in der Krise geschaffenen Billionen innerhalb des Finanzsystems; die Banken bringen sie nicht in Umlauf, sondern sanieren ihre Bilanzen und parken das Geld bei der Zentralbank.

„Das könnte sich aber ändern, wenn die Konjunktur anspringt und die Banken wieder mehr Kredite vergeben“, sagt Daniel Stelter, Managing Director bei Boston Consulting, „vor allem Preissetzungsmacht und Gewinnqualität der Unternehmen werden dann wichtig.“

Große Markenartikler haben nicht nur viele Kunden weltweit, sondern auch einen breiten Stamm an Zulieferern. So haben sie bei Preisverhandlungen im Einkauf relativ viel Macht. Ein weiterer Vorteil sind die hohen Markteintrittsbarrieren, die sie zur Abwehr von Konkurrenten aufgebaut haben.

Die liebsten Zockerpapiere der Deutschen
Platz 20Die Aktionäre von Deutschlands zweitgrößter Bank haben es nicht leicht. Der Frustfaktor der Aktie ist hoch, von Erholung kaum eine Spur - nur wer nahe des Tiefs bei knapp über einem Euro eingestiegen ist, hat wirklich Spaß an der Aktie. Zertifikate-Anleger suchten scheinbar den Extra-Kick und setzten auf ein gehebeltes Papier. Der Commerzbank Faktor 4x Long DAXF Index war in der Gunst der Anleger recht hoch. Papiere für 9,5 Millionen Euro wurden im April an der Stuttgarter Börse gehandelt. Übrigens nicht die einzige Platzierung der Commerzbank....Quelle: Börse Stuttgart Quelle: dpa
19. PlatzBei Thyssen-Krupp hat sich die Lage zuletzt zwar spürbar gebessert. Der Umsatz stieg deutlich – alle Bereiche liegen operativ im Plus. Allerdings belasten die neuen Werke in den USA und Brasilien sowie der steigende Schuldenstand. Zertifikate-Anleger störte das nicht, sie handelten Papiere mit Basiswert Thyssen-Krupp im Wert von 10,4 Millionen Euro. Vor allem Discount-Zertifikate waren beliebt. Quelle: dpa
Platz 18Ob die Commerzbank-Aktie sich jemals erholt oder weiter abschmiert, beschäftigt nicht nur die Anteilseigner der Bank. Auch die Zertifikate-Anleger spekulieren fröhlich auf steigende und fallende Kurse bei der gelben Bank. Mit einem Volumen von 10,5 Millionen Euro schafft es der Commerzbank Faktor 4x Short DAXF Index auf Platz 18 der beliebtesten Basiswerte. Quelle: dpa
Platz 17Der milde Winter hat deutliche Spuren in der Bilanz des Kasseler Düngemittelspezialisten K+S hinterlassen. Wegen des schwachen Auftausalzgeschäfts ging der Umsatz von Januar bis Ende März deutlich zurück. Kein Wunder, dass der Aktienkurs zuletzt unter Druck geriet. Zertifikate-Anleger griffen trotzdem zu. Sie zockten mit Papieren auf K+S im Wert von 11,1 Millionen Euro - immerhin 6,4 Millionen Euro entfielen auf Discount-Zertifikate. Quelle: dpa
Platz 16Der Gewinn sinkt, aber immerhin bestätigt RWE die Prognose. Im ersten Quartal lähmte den Energieriesen weiter das schwache Gasgeschäft und die Kosten des Atomausstiegs. Bei Zertifikate-Anlegern ist die Aktie als Basiswert trotzdem beliebt, sie kauften und verkauften RWE-Zertifikate im Wert von 12,5 Millionen Euro. Wenig überraschend: Mit 8,5 Millionen Euro entfällt ein Großteil auf die beliebten Discounter. Quelle: dpa
Platz 15Auch bei Eon ist das Thema Nummer eins der Atomausstieg. Für fast 13,5 Millionen Euro handelten Zertifkate-Anleger Eon-Papiere. Neben den Discountern (6,5 Millionen Euro) waren vor allem Aktienanleihen beliebt, die für gut vier Millionen Euro gehandelt wurden. Quelle: dpa
Handelssaal der Börse Stuttgart Quelle: dpa

Mehrere Hundert Produkte

Mittelständische Maschinenbauer oder Technologieunternehmen bekommen Probleme, wenn ein größerer Wettbewerber ihre Produkte nachbaut und besser oder billiger anbietet. Bei einem Konzern wie Procter & Gamble, Nestlé oder Unilever beruhen Umsatz und Gewinn auf mehreren Hundert Produkten.

„Selbst wenn jemand plötzlich viele dieser Markenartikel günstiger anböte, bräuchte er noch immer mehrere Jahre und Milliarden von Euro für Werbung, um die starken Markennamen wettzumachen“, sagt Stelter. Hinzu kommen Kostenvorteile der Giganten gegenüber kleineren und neuen Wettbewerbern bei Verwaltung, Herstellung, Vertrieb und Marketing.

Unilever, Procter & Gamble, Colgate-Palmolive, BAT

Die besten Aktien nach Branchen
Startbild Aktien nach Branchen
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Aktien Chemie
Aktien Handel
Aktien Konsumartikel
Aktien Medien
Aktien Medizintechnik

Unilever nutzt diese Vorteile seit Jahrzehnten konsequent wie kaum ein anderer. Zum Konzern gehören Marken wie Langnese, Ben & Jerry’s oder Calvin Klein. In den vergangenen Jahren verlor Unilever in Westeuropa Marktanteile, der Umsatz stagnierte. Schuld daran waren nicht zuletzt Discounter wie Aldi oder Lidl. Unilever trennte sich von zahlreichen Marken und hat sich gesundgeschrumpft.

Der Umsatz je Aktie stieg seit 2005 kontinuierlich von 13,20 auf 15,50 Euro; der Gewinn je Aktie von 1,26 auf 1,55 Euro. Dabei erhöhte der Konzern die Dividende von rund 1,9 Milliarden Euro 2005 auf zuletzt 2,6 Milliarden Euro, was einer Rendite von durchschnittlich 3,6 Prozent entspricht. Einen nennenswerten Rückgang bei Umsatz, Gewinn oder Dividende verursachte die Krise zwar nicht; doch kürzte Unilever die Ausschüttung an die Aktionäre zwischen 2006 und 2009 vorübergehend um fast die Hälfte, hat sie seitdem wieder verdoppelt.

Damit ist Unilever kein ganz so verlässlicher Dividendenzahler wie die Branchenkollegen Nestlé, Colgate-Palmolive oder Procter & Gamble. Die Börse nimmt dies übel und bewertet die Niederländer nur mit dem rund 15-fachen Jahresgewinn, während die verlässlicheren Zahler auf KGVs zwischen 16 und 20 kommen. Dieser Abschlag dürfte übertrieben sein.

Fünf für die Ewigkeit
BASF Quelle: dpa
China Mobile Quelle: REUTERS
Coca-Cola Quelle: dapd
Altria Quelle: AP
Royal Dutch Shell Quelle: dpa

Procter & Gamble ist mit Marken wie Pampers, Ariel, Gilette und Wella stark in nicht zyklischen Konsumgütern wie Waschmitteln, Kosmetik und Hygieneartikeln. Pro Tag werden auf der Welt rund vier Milliarden Mal Produkte von Procter benutzt. Das Unternehmen vertreibt über 300 verschiedene Markenprodukte in mehr als 180 Ländern; 26 davon sind die Nummer eins oder zwei im Markt und bringen jährlich mehr als eine Milliarde Dollar Umsatz. „Dank dieser einzigartigen Marktmacht kann Procter Skaleneffekte noch effizienter nutzen als Wettbewerber und verfügt über mehr Preissetzungsmacht“, sagt Michael Romer, Analyst bei Sarasin. Ihm missfällt allerdings das schwache Wachstum: Procter hat mit nachlassendem Umsatzwachstum in den etablierten Märkten zu kämpfen. Zulegen kann der Konzern aber in den Schwellenländern, wo die Kaufkraft der Mittelschicht noch steigt. Der Umsatzanteil der Schwellenländer hat sich seit 2000 auf 39 Prozent verdoppelt. Für Anleger ist Procter vor allem wegen der guten Gewinn- und Dividendenqualität interessant: Die freien Cash-Flows sind hoch, die Margen stabil. In den vergangenen Jahren schaffte Procter unter dem Strich in jedem Jahr ein besseres Ergebnis pro Aktie; die Dividende pro Aktie stieg in 15 Jahren im Schnitt um elf Prozent pro Jahr.

Die zehn wichtigsten Aktien-Regeln

Wettbewerber Colgate-Palmolive, gegründet 1806, ist weltweit in mehr als 200 Ländern präsent. Mundpflegeprodukte wie Zahncreme und -bürsten bringen rund ein Drittel des Umsatzes, der Rest verteilt sich auf Körperhygiene, Kosmetik und Reinigungsmittel. Bei der Mund- und Zahnpflege hat Colgate einen Weltmarktanteil von 45 Prozent. In den schnell wachsenden Konsumentenmärkten der Schwellenländer liegen die Marktanteile sogar deutlich höher, in Brasilien zum Beispiel bei Zahncreme bei 70 Prozent. Seit 1990 hat das Unternehmen ein beeindruckendes Gewinnwachstum von durchschnittlich 9,4 Prozent jährlich erwirtschaftet.

Der britische Tabak- und Genussmittelkonzern BAT verdient zwar nach wie vor gut, auch in den entwickelten Märkten Nordamerika, Westeuropa und Japan. Doch für das Umsatzwachstum von konzernweit rund sieben Prozent pro Jahr seit 2007 sorgen auch bei BAT die Schwellenländer, die überproportional zulegen. Dabei wirtschaftet BAT überaus profitabel: der Cash-Flow der Briten stieg seit 2006 von 1,5 auf über vier Milliarden Pfund; dazu schüttet BAT regelmäßig etwa 65 Prozent der Netto-Gewinne an die Anleger aus. In den letzten zwölf Jahren steigerten die Briten die Dividende um 14 Prozent pro Jahr.

Diageo, Adidas, Johnson &Johnson, SAP, BASF

Wo das Geld jetzt sicher ist
Bargeld Quelle: Sebastian_Wolf
Goldbarren und -münzenDas Edelmetall ist die Notfallreserve außerhalb des Finanzsystems schlechthin. Wer mit dem Schlimmsten rechnet, hofft, dass er kleinere Goldmünzen gegen Lebensmittel oder Medikamente tauschen kann, wenn Banken ihn nicht mehr mit Bargeld versorgen. Verwahren Anleger ihr Gold allerdings im Bankschließfach, kann es nach einer Bankpleite dauern, bis sie Zugriff bekommen. In Krisenzeiten fällt der Goldpreis mitunter. Großanleger wie Hedgefonds müssen ihren Goldbestand verkaufen, um flüchtende Anleger auszuzahlen. Da in Panikphasen andere Anlagen wie Aktien oder Anleihen stark an Wert verlieren oder illiquide werden, ist Gold dann eine der wenigen Anlagen, die sie noch zu Geld machen können. Quelle: dpa
Spareinlagen: Sparkassen/VolksbankenIhren Kunden versprechen Sparkassen, Landesbanken sowie Genossenschaftsbanken, dass sie Pleiten der zu ihrer jeweiligen Gruppe gehörenden Institute im Vorfeld verhindern. Meist geschieht das über Fusionen von schwachen mit stärkeren Mitgliedern. Kommt es zu keiner Pleite, muss auch kein Geld gerettet werden. Dadurch sollen auch Zertifikate und Anleihen vor einem Totalverlust sicher sein. Das ist ein Unterschied zu anderen Einlagensicherungssystemen. Die Solidarität funktionierte bislang, könnte aber bei der Schieflage großer Institute überstrapaziert werden. Quelle: dpa
Fresenius Quelle: Pressebild
Deutsche Börse Quelle: dapd
Investmentfonds Quelle: Wolfgang - S - Fotolia
Sparschwein Quelle: Edel Rodriguez

Auch der Getränkekonzern Diageo expandiert seit Jahren geschickt in die Schwellenländer. Dabei profitieren die Briten von der Zugkraft ihrer Marken als Statussymbol in China, Indien oder auch Indonesien. Diageo vertreibt 8 der 20 erfolgreichsten Premiummarken für Spirituosen weltweit, darunter viele hochpreisige und margenstarke wie Whisky, Gin oder Cognac. Vergangene Woche nutzten die Briten den akuten Finanzbedarf des Wettbewerbers United Spirits, um einen Fuß in den indischen Whisky-Markt zu bekommen. Für 1,6 Milliarden Euro bekommt Diageo in zwei Schritten 53 Prozent an United. Indien ist der am schnellsten wachsende Markt der Welt für Whisky; bis 2015 erwarten Marktforscher ein Absatzplus von 50 Prozent auf dem Subkontinent.

Adidas macht bereits heute rund die Hälfte des Umsatzes in den Wachstumsmärkten. Noch liegt Konkurrent Nike in China knapp vorne, doch Adidas holt auf. Die Franken haben ihre Wachstumsziele angehoben; der Umsatz soll bis 2015 auf 17 Milliarden Euro steigen, 2011 setzte Adidas rund 13 Milliarden Euro um. Ein Hemmschuh bleibt die 2006 übernommene Reebok und damit das US-Geschäft. Der Reebok-Umsatz schrumpft, wird aber vom weltweit starken Wachstum der Kernmarke mit den drei Streifen mehr als kompensiert. Die Marke ist langfristig der Gewinner unter den Sportmarken; die Konzentration auf die Felder Fußball/Fanartikel, Golf und Lifestyle dürfte sich auszahlen.

Mit Johnson & Johnson können Anleger den Fokus etwas mehr auf die weltweit wachsende Gesundheitsbranche legen statt nur auf Konsum; die Amerikaner erwirtschaften den Großteil ihres Umsatzes mit patentpflichtigen Medikamenten (Sparte Pharma), rezeptfreien Salben, Cremes oder Körperpflegemitteln (Consumer); als drittes Standbein unterhält Johnson eine schnell wachsende Medizintechniksparte. Das etwas höhere Risiko als bei reinrassigen Konsumgiganten wie Procter (Pharma-Patente können auslaufen, ohne dass ein Nachfolger marktreif ist) schlägt sich in der günstigeren Bewertung der Aktie nieder: Das KGV liegt bei 13.

Aussichtsreiche Aktien ohne Regulierungsdruck

Unternehmen mit starkem Eigenkapitalanteil und geringer Verschuldung, wie der Softwarekonzern SAP, haben in schwierigen Konjunkturphasen nicht nur günstigere Kapitalkosten und einen längeren finanziellen Atem, sondern auch den strategischen Vorteil, schwächere Konkurrenten aufkaufen oder ihnen mit aggressiver Preispolitik Kunden abjagen zu können. „Sie nutzen Krisenzeiten häufig, um ihre Marktanteile auszubauen, wovon sie im nächsten Aufschwung profitieren“, sagt Stelter. So hat SAP Milliarden in das Zukunftsgeschäft Cloud Computing (Miet-Software aus dem Netz) investiert. Die Aktie ist zwar nicht ganz günstig (KGV 18). Doch SAP wächst schnell und vor allem stetig; Umsätze und Gewinne mit Cloud-Software wachsen inzwischen mit dreistelligen Prozentraten pro Jahr; die SAP-Tochter Success Factors gewinnt Analysten zufolge derzeit neun von zehn Ausschreibungen für Cloud-basierte Services bei SAP-Kunden. Es sieht also ganz so aus, als könne SAP seine Stärke aus der alten Softwarewelt in die neue übertragen.

Nur wenige Aktien aus konjunktursensiblen Bereichen wie Stahl, Chemie oder Maschinenbau sind für die großen Kapitalanleger derzeit attraktiv. Zu ihnen gehört BASF. Der weltgrößte Chemiekonzern bringt es trotz eindrucksvoller Wachstumszahlen nur auf ein KGV von rund zehn. Was sicherlich auch mit der wegen der schwächelnden Weltkonjunktur derzeit flauen Nachfrage nach Basischemie zu tun hat. BASF kann jedoch als einziger großer Chemiekonzern seine Umsatz- und Gewinnprognosen für das Gesamtjahr 2012 aufrechterhalten: Der Konzern hat klug diversifiziert und mit Agrarchemie, Pflanzenschutz sowie der Tochter Wintershall (Öl und Gas) zwei weitgehend konjunktur- und inflationsgeschützte Geschäftsbereiche im Portfolio. Zudem hat BASF die Krise genutzt, um Wettbewerber aufzukaufen und seine Marktposition in China zu festigen. Falls – und darauf deuten jüngste Daten hin – das chinesische Wirtschaftswachstum wieder anzieht, fährt BASF die Ernte ein.

Verlässliche Dividenden

Diese Dax-Werte haben Potenzial
Goldene Aussichten im Jahr der Olympischen SpieleFür Adidas verspricht es ein gutes Jahr zu werden. Sportgroßereignisse wie die Olympischen Spiele dürften ein ordentliches Umsatzplus bescheren. Im vergangenen Geschäftsjahr verzeichnete Adidas einen Rekordgewinn von 671 Millionen Euro, 18 Prozent mehr als im Jahr 2010. „Die Aktie hat in den letzten sechs Monaten deutliche Fortschritte gemacht“, urteilt Michael Romer, Analyst von Sarasin. „Das heißt aber auch, dass nicht mehr viel Spielraum nach oben ist.“ Große Sportereignisse ließen den Aktienkurs zwar steigen. „Wenn es losgeht, ebbt das Interesse der Investoren aber ab“, warnt er. Zudem bedeute mehr Umsatz nicht zwingend mehr Gewinn: „Großanlässe erzeugen nicht nur höhere Umsätze, sondern meist auch höhere Marketingkosten.“ Langfristig dürfte sich die Aktie aber gut entwickeln. Bis 2015 möchte der Konzern seine Gewinnmarge von 7,5 auf elf Prozent steigern. „Adidas möchte den im Vergleich zum Großhandel margenstärkeren Einzelhandel deutlich ausbauen“, sagt Romer.Fazit : Konzentration auf den Einzelhandel und internationale Wettkämpfe machen den Sportartikelhersteller für Investoren attraktiv. Quelle: dpa
Die Aktien überzeugentrotz GewinneinbruchAktien von Versicherungen sind besonders für sicherheitsbewusste Anleger attraktiv. Unternehmen wie der Münchener Allianz-Konzern sind solide kapitalisiert. Anders als Banken haben sie umfangreiche Rücklagen. Die Allianz-Aktie steht sehr gut da, trotz der Halbierung des Gewinns auf nur noch 2,8 Milliarden Euro im vergangenen Jahr und der verhaltenen Prognose für das laufende Jahr. „Die Performance von Aktien der Versicherungsbranche orientiert sich derzeit weniger am operativen Geschäft des jeweiligen Unternehmens als an der allgemeinen konjunkturellen Lage“, sagt Stefan Bongardt, Analyst bei Independent Research. Ähnlich wie Banktitel profitieren auch die Aktien der Versicherer von der jüngsten Geldschwemme der EZB. Knapp ein Drittel der von Bloomberg befragten Analysten rät zum Kauf der Allianz-Papiere. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von acht ist die Aktie eine der günstigsten im Dax. Noch unklar ist, ob die vom Konzern angekündigte hohe Dividende von 4,50 Euro je Aktie in nächster Zeit für einige kurzfristige Zukäufe sorgt.Fazit : Die Papiere von Versicherern gelten als Fels in der Brandung.Aktuell profitieren sie von der Entschärfung der Schuldenkrise. Quelle: dpa
DHL tröstet über schwaches Briefgeschäft hinwegDie Deutsche Post ist guter Dinge. Der Konzern rechnet in diesem Jahr mit weiteren Umsatz- und Ergebnisbesserungen. Voraussetzung: Es geht mit der Weltwirtschaft aufwärts. Die Logistiksparte des Unternehmens hängt stark von der Konjunktur ab. Läuft es gut mit DHL, tröstet dies über das unbefriedigende Brief-Geschäft hinweg. Und mit DHL sieht es dank wachsendem Internethandel gut aus. „Früher galt die Aktie als konservativ“, sagt Ingo Schmidt, Analyst der Hamburger Sparkasse (Haspa). „Das lag am Brief-Geschäft, heute überwiegt DHL – eine hochzyklische Sparte.“ Damit seien die Titel eher risikoreich. Die Haspa stufte die Aktie von „verkaufen“ auf „halten“ hoch. Vergangenes Jahr lag das Konzernergebnis fast ein Drittel über dem Vorjahresniveau. Das Unternehmen profitierte vor allem vom Wachstumsmarkt Asien. Dort ist es im DHL-Geschäft mit einem Anteil von 36  Prozent Marktführer. „Wir denken nicht, dass das Geschäft dort abflacht“, sagt Schmidt. Zuletzt ist es sogar um zehn Prozent gewachsen. Ganz begeistert ist Schmidt von der Deutschen Post dennoch nicht: „Uns gefällt die Bilanz nicht“, sagt er und verweist auf die hohe Goodwill-Position, die zu einigen Abschreibungen führen könnte. Dennoch rät die Mehrheit der Analysten zum Kauf der Aktie.Fazit : Wachsender Internethandel, eine gute Konjunktur und eine starke Position in Asien stimmen Analysten optimistisch. Quelle: dapd
Kein Schnäppchen, aber ein sicherer HafenDas Geschäft mit der Gesundheit ist ein Dauerbrenner: Fresenius erzielte im vergangenen Jahr sowohl beim Gewinn als auch beim Umsatz neue Rekorde. Das bereinigte Ergebnis steigerten die Bad Homburger um satte 18 Prozent auf 770 Millionen Euro. Auch im laufenden Geschäftsjahr möchte der Hersteller von Medikamentenimitaten sein Nettoergebnis um bis zu elf Prozent steigern. Die Aktie des Konzerns hält sich konstant auf hohem Niveau. Die Mehrzahl der Analysten geht davon aus, dass das auch in Zukunft so bleibt und rät Anlegern zum Kauf des Papiers. Das durchschnittliche Kursziel liegt mit rund 87 Euro etwa zehn Euro über dem aktuellen Wert. „Im Vergleich zu anderen europäischen Unternehmen der Medizintechnik ist Fresenius gut positioniert“, schreibt Veronika Dubajova von Goldman Sachs in einer Branchenstudie. Das hänge unter anderem mit dem guten Geschäftsverlauf des Konzerns in den Schwellenländern zusammen. Da scheint es die Anleger auch nicht zu stören, dass die Aktie vergleichsweise teuer ist: Sie wird mit dem 14-Fachen ihres Gewinns bewertet. Positiv dürfte sich auswirken, dass die Aussichten bei der Fresenius-Tochter Fresenius Medical Care ebenfalls gut sind. Besonders das Geschäft mit Dialysegeräten könnte den Gewinn ankurbeln.Fazit : Der Pharmakonzern wächst auf hohem Niveau. Obwohl die Aktie vergleichsweise teuer ist, raten Analysten zum Kauf. Quelle: ap
Energiewende führt zu einem Halbleiter-BoomDer Halbleiterkonzern Infineon stellt seine Weichen für die Zukunft: höhere Marktanteile in China und erneuerbare Energien. Wie Vorstandschef Peter Bauer auf der Hauptversammlung mitteilte, benötigen diese Technologien wesentlich mehr Halbleiter als ein konventionelles Kraftwerk. Über das abgelaufene Geschäftsjahr kann Infineon nicht klagen: Der Umsatz stieg um ein Viertel auf vier Milliarden Euro. Der Aktienkurs legte 2011 laut Infineon zehn Prozent zu, während der Dax zwölf Prozent einbüßte. Die Mehrheit der Analysten rät zum Kauf der Aktie. Einzig die Entschädigungsforderungen des Insolvenzverwalters von Qimonda werfen laut Analysten einen Schatten auf die optimistischen Zukunftspläne: 1,7 Milliarden Euro samt Zinsen fordert dieser. Adrian Hopkinson, Analyst der WestLB, rechnet in seiner neusten Studie zu Infineon damit, dass sich der Rechtsstreit noch hinziehen wird. Die Auswirkungen auf das Kursziel halten sich aber in Grenzen: Die WestLB hat in der Studie Kosten von 200 Millionen Euro für den Rechtsstreit veranschlagt. Für jede weitere 100-Millionen-Euro-Summe dürfte sich das Kursziel um 0,1 Euro verschlechtern. Durchschnittlich gehen Analysten von einem Kursziel von 7,88 Euro aus. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis für dieses Jahr liegt bei einem Wert von 17,7.Fazit : Der Konzern blickt auf ein gutes Jahr zurück. Lediglich der Rechtsstreit mit Qimonda trübt den Optimismus der Analysten. Quelle: ZB
Nicht nur gut, sondern auch günstigDie Feiertage bei Volkswagen finden keine Ende. Nachdem der Konzern im abgelaufenen Geschäftsjahr 2011 einen Rekordgewinn erreicht hat, rückt sein Ziel greifbar nah: Er will Weltmarktführer werden. Davon profitiert auch die Aktie; seit Jahresbeginn legte das VW-Papier um satte 15 Prozent zu. Ein Ende scheint nicht in Sicht: Obwohl der Vorstandsvorsitzende Martin Winterkorn ankündigte, den hohen operativen Gewinn von 11,3 Milliarden Euro 2011 im laufenden Jahr lediglich halten zu wollen, rät die Mehrheit der Analysten weiterhin zum Kauf der Aktien. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 162 Euro, also weit über dem aktuellen Wert. „Ich sehe bei VW noch ein enormes Wachstumspotenzial“, sagt Christian Ludwig, Analyst beim Bankhaus Lampe. Dazu komme, dass die VW-Aktie im Vergleich zu anderen deutschen Autobauern relativ günstig ist. Sie wird mit dem Achtfachen des Gewinns bewertet, das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) liegt also weit unter dem anderer Papiere. Zuletzt wurde bekannt, dass sich die Konzerntochter Audi das Vorkaufsrecht auf den italienischen Motorradhersteller Ducati sichern will. Damit könnten die Wolfsburger ihre Angebotspalette noch weiter ausbauen. Allein 2012 will VW mehr als 40 neue Modelle und Varianten präsentieren.Fazit : Europas größter Autobauer verkündet einen Rekord nach dem anderen – das verleiht der Aktie Schwung. Ein Ende ist nicht in Sicht. Quelle: dpa

Bei der Dividende interessiert weniger deren Höhe, als die Nachhaltigkeit: Schreibt das Unternehmen nach Abzug aller Kosten, Steuern und Investitionen noch mehr Gewinn, als es an die Aktionäre ausschüttet? Und wie stabil ist dieser Gewinn? Der Absturz der Versorger E.On und RWE habe gezeigt, „wie kurzsichtig und gefährlich es ist, sich nur nach der aktuellen Dividendenrendite zu richten“, warnt Vorndran. Die betrug bei E.On zuweilen neun Prozent; Aktionäre der Telekom kamen auf bis zu elf Prozent Dividendenrendite. Doch beide konnten ihre Gewinne nicht halten und müssen Dividenden kürzen. Haben Konzerne stetig wachsende Gewinne und niedrige Ausschüttungsquoten (Anteil der Dividende am Nettogewinn), sinkt das Risiko, dass dies passiert.

So hat Nestlé seit 1923 fast in jedem Jahr Dividende bezahlt; in 27 der letzten 30 Jahre stieg die Dividende sogar – im Schnitt um 14 Prozent pro Jahr. Ein Anleger, der die Aktie vor zehn Jahren gekauft, liegen gelassen und die Dividenden reinvestiert hätte, läge heute mehr als 100 Prozent im Plus. Von Ausschüttungen aus der Substanz ist Nestlé dennoch weit entfernt: Die Ausschüttungsquote lag im Durchschnitt bei gesunden 50 Prozent des Gewinns. Die Dividende ist zudem vom langfristigen Umsatz- und Gewinnwachstum gut abgedeckt. Der Umsatz wuchs organisch, also ohne Zukäufe, seit 2001 um 6,4 Prozent, die Gewinnmarge vor Steuern und Zinsen (Ebit) steigerten die Schweizer seither Jahr für Jahr von rund 11 auf 15 Prozent.

Natürlich hat eine solche Aktie ihren Preis: Anleger bewerten Nestlé mit dem 17-Fachen der Gewinne von 2012. Droht eine neue Blase? Werden die heutigen Konsumgiganten enden, wie die Nifty 50 1973? Skandia-Fondsmanager Lee Freeman-Shor sagt, „aus den neuen Nifty 50 werden die neuen Nifty 40, 30, 20, 10.“ Soll heißen: Die Zahl der Aktien, die die hochgesteckten Erwartungen der Anleger künftig noch erfüllen könnten, sei zum Schrumpfen verdammt. Einzig die „hohe Liquidität im Markt“ und die Dummheit der Anleger, die sich ihre eigenen Aktienkäufe ständig schönredeten, trieben die Kurse noch an.

Stabile Konzerne noch relativ günstig

Richtig ist: Es ist viel Geld im Markt, und dieses Geld sammelt sich zurzeit in den Aktien überdurchschnittlich stabiler Konzerne. Und richtig ist, dass auch erstklassige Qualität irgendwann zu teuer sein wird. „Aber Markenkonzerne wie Nestlé hatten in den vergangenen 30 Jahren nahezu immer relativ hohe KGVs“, sagt Roelli. „Wer darauf wartet, dass er solche Aktien in der Rezession für ein KGV von zehn, also billig wie einen Bergbau-, Maschinenbau- oder Autowert abgreifen kann, der wartet möglicherweise ewig.“

Selbst Albert Edwards, Chefstratege der Société Générale und bekennender Pessimist, rechnet vor: „Aktien mit überdurchschnittlicher Gewinn- und Dividendenqualität sind weder historisch noch im Vergleich zu Gold, Immobilien oder Staatsanleihen teuer; sie liegen ziemlich genau auf ihrem langjährigen Durchschnitt seit 1981.“ Wenn man „1a-Qualität mit 1a-Qualität vergleiche“ und nicht Aktien nur mit Aktien, dann seien die Nestlés dieser Welt noch immer billig, sagt Antea-Chef Hirsch: „Für eine erstklassige Aktie zahlen sie derzeit den 16-fachen Nettogewinn eines Jahres; eine erstklassige Immobilie in München bekommen sie nicht unter 26 Netto-Jahresmieten. Und bei einer deutschen Staatsanleihe müssen sie 60 Jahre durchhalten, bis die Zinsen den Kaufpreis eingespielt haben.“

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