Unilever nutzt diese Vorteile seit Jahrzehnten konsequent wie kaum ein anderer. Zum Konzern gehören Marken wie Langnese, Ben & Jerry’s oder Calvin Klein. In den vergangenen Jahren verlor Unilever in Westeuropa Marktanteile, der Umsatz stagnierte. Schuld daran waren nicht zuletzt Discounter wie Aldi oder Lidl. Unilever trennte sich von zahlreichen Marken und hat sich gesundgeschrumpft.
Der Umsatz je Aktie stieg seit 2005 kontinuierlich von 13,20 auf 15,50 Euro; der Gewinn je Aktie von 1,26 auf 1,55 Euro. Dabei erhöhte der Konzern die Dividende von rund 1,9 Milliarden Euro 2005 auf zuletzt 2,6 Milliarden Euro, was einer Rendite von durchschnittlich 3,6 Prozent entspricht. Einen nennenswerten Rückgang bei Umsatz, Gewinn oder Dividende verursachte die Krise zwar nicht; doch kürzte Unilever die Ausschüttung an die Aktionäre zwischen 2006 und 2009 vorübergehend um fast die Hälfte, hat sie seitdem wieder verdoppelt.
Damit ist Unilever kein ganz so verlässlicher Dividendenzahler wie die Branchenkollegen Nestlé, Colgate-Palmolive oder Procter & Gamble. Die Börse nimmt dies übel und bewertet die Niederländer nur mit dem rund 15-fachen Jahresgewinn, während die verlässlicheren Zahler auf KGVs zwischen 16 und 20 kommen. Dieser Abschlag dürfte übertrieben sein.
Procter & Gamble ist mit Marken wie Pampers, Ariel, Gilette und Wella stark in nicht zyklischen Konsumgütern wie Waschmitteln, Kosmetik und Hygieneartikeln. Pro Tag werden auf der Welt rund vier Milliarden Mal Produkte von Procter benutzt. Das Unternehmen vertreibt über 300 verschiedene Markenprodukte in mehr als 180 Ländern; 26 davon sind die Nummer eins oder zwei im Markt und bringen jährlich mehr als eine Milliarde Dollar Umsatz. „Dank dieser einzigartigen Marktmacht kann Procter Skaleneffekte noch effizienter nutzen als Wettbewerber und verfügt über mehr Preissetzungsmacht“, sagt Michael Romer, Analyst bei Sarasin. Ihm missfällt allerdings das schwache Wachstum: Procter hat mit nachlassendem Umsatzwachstum in den etablierten Märkten zu kämpfen. Zulegen kann der Konzern aber in den Schwellenländern, wo die Kaufkraft der Mittelschicht noch steigt. Der Umsatzanteil der Schwellenländer hat sich seit 2000 auf 39 Prozent verdoppelt. Für Anleger ist Procter vor allem wegen der guten Gewinn- und Dividendenqualität interessant: Die freien Cash-Flows sind hoch, die Margen stabil. In den vergangenen Jahren schaffte Procter unter dem Strich in jedem Jahr ein besseres Ergebnis pro Aktie; die Dividende pro Aktie stieg in 15 Jahren im Schnitt um elf Prozent pro Jahr.
Die zehn wichtigsten Aktien-Regeln
Gegen die größer werdenden Unwägbarkeiten sollte man sich zuallererst mit einer Strategie wappnen: Wer an kräftiges Wachstum in Deutschland glaubt, an einen anhaltenden Boom der Schwellenländer und hohen privaten Konsum, kann weiter am Aktienmarkt investieren. Wer skeptisch ist, sollte seine Bestände hingegen nicht aufstocken.
Eng verbunden mit der ersten Regel: Immer wieder kommt es vor, dass sich Dinge anders entwickeln, als man erwartet hat. Es ist wichtig, sich selbst immer wieder zu hinterfragen und nicht jeder Entwicklung hinterherzulaufen. Eine solche Reaktion zeugt nicht von einem geringen Vertrauen in die eigene Strategie. Es kostet meist auch Geld, weil die Masse schon vorher diese Richtung eingeschlagen und das Gros an Rendite eingefahren hat.
Groß oder klein, spekulativ oder konservativ, liquide oder illiquide, dividendenstark oder dividendenschwach, Substanz oder Wachstum: Bei Aktien ist die Auswahl riesig. Der richtige Mix aus spekulativen und konservativen Titeln hilft, Schwankungen zwischen guten und schlechten Zeiten auszugleichen. Nicht zu unterschätzen sind starke Dividendenzahler, die Jahr für Jahr den Grundstock für eine solide Rendite legen.
Keine Frage, die Börsen haben in den vergangenen zehn Jahren stärker geschwankt als in allen Dekaden zuvor. Das wird so bleiben, mit wachsendem Computerhandel sogar noch zunehmen. Wer sein Risiko minimieren will, baut Barrieren ein – sogenannte Stopps. Gerne werden Stopps bei 20 Prozent über und unterhalb des aktuellen Kurses gewählt. Dann wird automatisch verkauft, wenn diese Grenzen erreicht sind. Kommt eine Phase überraschend steigender Kurse mit anhaltendem Aufwärtstrend, lässt sich die Barriere leicht nach oben verschieben. Wichtig ist dann, auch die Barriere am unteren Ende nachzuziehen.
Wichtig in Phasen überraschender Kurssteigerungen oder -stürze ist es, das Verhalten der Masse zu beobachten. Ist es noch nachvollziehbar oder völlig irrational? Häufig ist es irrational. Dann hilft meist die zweite Regel: Widerstandskraft zeigen. Nach einigen Monaten kehrt die Rationalität von ganz allein zurück. Der Kurssturz aus dem vergangenen Jahr und die jüngste Entwicklung beweisen das gerade wieder.
Sind Aktien wie seit Jahresbeginn schon um 30, 40 oder gar 50 Prozent gestiegen, dann sind Anschlussgewinne in der Regel nur noch schwer zu erzielen. Phrasenverdächtig ist zwar die alte Weisheit: „An Gewinnmitnahmen ist noch niemand zugrunde gegangen.“ Richtig ist sie trotzdem.
Firmenchefs haben einen gewaltigen Vorteil gegenüber normalen Aktionären. Sie wissen weit mehr als jeder Analyst oder Kommentator, wie es in ihrem Unternehmen aussieht. Insider nennt man sie deshalb. Sie melden ihre Orders innerhalb von fünf Handelstagen an die Börsenaufsicht Bafin. Das Handelsblatt veröffentlicht alle zwei Wochen das sogenannte Insider-Barometer, das aus der Summe aller Kauf- und Verkaufsorders Schlüsse für den weiteren Verlauf in Dax & Co. zieht. Jüngste Tendenz: Vorstände und Aufsichtsräte verkaufen mehr als sie kaufen. Vorsicht also!
Terroranschläge und Naturkatastrophen kommen unerwartet. Politische Konflikte wie aktuell zwischen Israel und dem Iran schwelen meist länger. Entscheidende Wahlen wie jüngst in Russland und in diesem Jahr noch in Frankreich und den USA sind vorhersehbar und haben immer Einfluss auf die Börse. Dabei gilt generell: Wahljahre sind gute Börsenjahre.
Mit Optionsscheinen oder Bonus-Zertifikaten lässt sich zwar aus einem Aufwärtstrend ein noch größerer Profit schlagen. Dies sind jedoch in der Regel Wetten ohne realen Hintergrund. Aktien sind reale Werte.
Vor allem Aktien einzelner Branchen unterliegen immer wieder gewissen Moden. Doch die wechseln wie im realen Leben, und manchmal geht das schneller, als man denkt. Das bekommt gerade die einst angesehene Solarenergie-Branche bitter zu spüren.
Wettbewerber Colgate-Palmolive, gegründet 1806, ist weltweit in mehr als 200 Ländern präsent. Mundpflegeprodukte wie Zahncreme und -bürsten bringen rund ein Drittel des Umsatzes, der Rest verteilt sich auf Körperhygiene, Kosmetik und Reinigungsmittel. Bei der Mund- und Zahnpflege hat Colgate einen Weltmarktanteil von 45 Prozent. In den schnell wachsenden Konsumentenmärkten der Schwellenländer liegen die Marktanteile sogar deutlich höher, in Brasilien zum Beispiel bei Zahncreme bei 70 Prozent. Seit 1990 hat das Unternehmen ein beeindruckendes Gewinnwachstum von durchschnittlich 9,4 Prozent jährlich erwirtschaftet.
Der britische Tabak- und Genussmittelkonzern BAT verdient zwar nach wie vor gut, auch in den entwickelten Märkten Nordamerika, Westeuropa und Japan. Doch für das Umsatzwachstum von konzernweit rund sieben Prozent pro Jahr seit 2007 sorgen auch bei BAT die Schwellenländer, die überproportional zulegen. Dabei wirtschaftet BAT überaus profitabel: der Cash-Flow der Briten stieg seit 2006 von 1,5 auf über vier Milliarden Pfund; dazu schüttet BAT regelmäßig etwa 65 Prozent der Netto-Gewinne an die Anleger aus. In den letzten zwölf Jahren steigerten die Briten die Dividende um 14 Prozent pro Jahr.