„Die heutigen Umstände begünstigen eindeutig das Entstehen einer Gruppe elitärer Outperformer an der Börse, wie es die Nifty Fifty waren“, sagt Morgan-Stanley-Analyst Ronan Carr, „wie in den Siebzigern ist das Wachstum schwach, politische Unsicherheit und Angst vor Inflation sind groß, die damit einhergehende Volatilität nimmt zu und verleidet den Investoren Engagements in Beta-Aktien – also solchen, die im Boom alles hinter sich lassen, in Schwächephasen aber sehr gefährlich sind.“
Welche Eigenschaften brauchen Aktien heute, um – wie die Nifty Fifty in den Sechzigern – für Anleger überdurchschnittlich attraktiv zu sein? Die Morgan-Stanley-Analysten nennen fünf Qualitätskriterien für Papiere, die Anlegern nach Abzug von Inflation und Steuern noch Rendite einbringen dürften:
1. finanzielle Stärke (solide Bilanz)
2. Preissetzungsmacht
3. verlässliches Gewinnwachstum
4. solide Dividende und
5. hoher Schwellenländer-Anteil
Stärken ausspielen
Die in der Tabelle auf Seite 94 aufgelisteten Werte erfüllen nicht nur diese Kriterien, sondern haben auch in den letzten fünf Jahren relativ zu ihren Wettbewerbern Stärke bewiesen. Sollte die Konjunktur weltweit doch wieder anspringen, dürften sie ihre Stärken voll ausspielen. Viele Investoren befürchten, dass mit dem nächsten Aufschwung auch die Inflation anziehen könnte. Noch verharren die von den Notenbanken in der Krise geschaffenen Billionen innerhalb des Finanzsystems; die Banken bringen sie nicht in Umlauf, sondern sanieren ihre Bilanzen und parken das Geld bei der Zentralbank.
„Das könnte sich aber ändern, wenn die Konjunktur anspringt und die Banken wieder mehr Kredite vergeben“, sagt Daniel Stelter, Managing Director bei Boston Consulting, „vor allem Preissetzungsmacht und Gewinnqualität der Unternehmen werden dann wichtig.“
Große Markenartikler haben nicht nur viele Kunden weltweit, sondern auch einen breiten Stamm an Zulieferern. So haben sie bei Preisverhandlungen im Einkauf relativ viel Macht. Ein weiterer Vorteil sind die hohen Markteintrittsbarrieren, die sie zur Abwehr von Konkurrenten aufgebaut haben.
Mehrere Hundert Produkte
Mittelständische Maschinenbauer oder Technologieunternehmen bekommen Probleme, wenn ein größerer Wettbewerber ihre Produkte nachbaut und besser oder billiger anbietet. Bei einem Konzern wie Procter & Gamble, Nestlé oder Unilever beruhen Umsatz und Gewinn auf mehreren Hundert Produkten.
„Selbst wenn jemand plötzlich viele dieser Markenartikel günstiger anböte, bräuchte er noch immer mehrere Jahre und Milliarden von Euro für Werbung, um die starken Markennamen wettzumachen“, sagt Stelter. Hinzu kommen Kostenvorteile der Giganten gegenüber kleineren und neuen Wettbewerbern bei Verwaltung, Herstellung, Vertrieb und Marketing.