Star-Investor Buffett mischte sich bei Nyse ein

Die US-Investorenlegende Warren Buffett soll beim Poker um die New York Stock Exchange mitgespielt haben. Doch das Angebot des Milliardärs und seiner Investmentfirma Berkshire Hathaway war nicht gut genug.

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US-Investor Warren Buffett. Quelle: dpa

Miami Beach/New York/Frankfurt Im Poker um die Übernahme der New York Stock Exchange (Nyse) dringen immer mehr brisante Details an die Öffentlichkeit. Nach dem ersten Angebot des US-Konkurrenten ICE habe die Nyse-Spitze die Banker von Perella Weinberg angewiesen, auch bei anderen potenziellen Käufern vorzufühlen, wie aus einer Mitteilung an die US-Börsenaufsicht SEC hervorgeht.

Ein "Unternehmen A" habe daraufhin Ende November ein Angebot eingereicht. Die Offerte war jedoch schlechter als das 8,2 Milliarden Dollar schwere Angebot von ICE-Chef Jeff Sprecher und kam deshalb nicht zum Zug. Wie die Nachrichtenagentur Reuters erfuhr, handelt es sich bei dem ominösen "Unternehmen A" um niemand Geringeren als Warren Buffett. Die US-Investorenlegende habe mit ihrer Investmentfirma Berkshire Hathaway ein Angebot eingereicht, das unter anderem einen Verkauf der Nyse-Tochter Liffe zu einem bestimmten Mindestpreis vorsah. Die Nyse-Spitze konnte das "Orakel von Omaha" damit jedoch nicht überzeugen.

Nach einem Treffen des Nyse-Direktoriums am 12. und 13. Dezember wurde das "Unternehmen A" nicht mehr erwähnt, eine Woche später gingen ICE und Nyse mit ihren Plänen an die Öffentlichkeit. Die auf Futures und Optionen spezialisierte ICE hat es bei der Übernahme vor allem auf die Nyse-Derivatebörse Liffe in London abgesehen.

Der Aktienhandel, in dem die Nyse-Tochter Euronext schwerpunktmäßig aktiv ist, sei für die ICE dagegen wie ein "Klotz am Bein, den sie unbedingt loswerden will", sagt ein hochrangiger Branchenmanager. Die Euronext, die seit 2007 zur Nyse gehört, betreibt die Börsen in Paris, Amsterdam, Brüssel und Lissabon. Der bevorzugte Plan der ICE sei ein Börsengang der Euronext, sagten drei mit Vorgang vertraute Personen zu Reuters. Aber auch ein Verkauf sei denkbar.

Offiziell bestreiten Nyse-Chef Duncan Niederauer und ICE-Chef Sprecher Verkaufspläne. Er habe zwar bereits mehrere Anrufe von interessierten Börsenbetreibern erhalten, aber die Euronext stehe nicht zum Verkauf, sagte Sprecher am Montagabend zu Reuters. Ziel sei weiter, die Euronext abzuspalten und an die Börse zu bringen. So könne der wahre Wert der Euronext deutlich werden, den die größtenteils amerikanischen Aktionäre der Nyse bisher nicht erkannt hätten.


Auf Biegen und Brechen

Wie es mit der Euronext weitergehe, solle das Unternehmen selbst entscheiden und nicht die "ICE oder ich als Amerikaner", sagte Sprecher. "Es ist am besten, wenn wir der Euronext eine eigenständige Bewertung und Führung geben und dann die europäischen Interessensvertreter entscheiden lassen, wie sie sich in Europa am besten organisieren."

Die meisten Branchenvertreter gehen davon aus, dass sich Sprecher öffentlich vor allem deshalb für die Unabhängigkeit der Euronext einsetzt, um von den Wettbewerbshütern in Brüssel grünes Licht für die Übernahme der Nyse zu bekommen.

Die EU-Kommission hatte vor einem Jahr die Übernahme der Nyse durch die Deutsche Börse untersagt, weil der fusionierte Konzern aus ihrer Sicht den europäischen Derivate-Markt beherrscht hätte. Da es zwischen ICE und Nyse weniger Überschneidungen gibt, sehen Experten jedoch gute Chancen, dass die EU dieser Übernahme zustimmen könnte. Ausgemachte Sache ist dies aber natürlich noch lange nicht.

Sollte der Nyse-Kauf am Widerstand der Aufsichtsbehörden scheitern, würde es für die ICE teuer, wie aus der Mitteilung an die US-Börsenaufsicht hervorgeht. In der Übernahme-Vereinbarung ist nämlich eine sogenannte "hell-or-high-water"-Klausel ("Auf-Biegen-und-Brechen-Klausel") eingebaut. Sie besagt, dass die ICE bei einem Platzen der Übernahme eine Abfindungszahlung an die Nyse bezahlen muss - egal, ob die Aufsichtsbehörden für das Scheitern verantwortlich sind oder sonst wer.

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