Stefan Riße im Interview "Eine Aktienhausse zu erwarten, ist gefährlich"

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"Die EZB wird Staatsanleihen der Krisenländer kaufen"

Die Goldpreisprognosen der ängstlichen Analysten
Goldbarren Quelle: dpa
Goldman SachsDer Goldpreis wird im kommenden Jahr wahrscheinlich um mindestens 15 Prozent sinken. Zu dieser Einschätzung kommen die Analysten von Goldman Sachs in einer Studie. Sie sehen trotz eines beschleunigten US-Wirtschaftswachstums erhöhte Abwärtsrisiken für Rohstoffe. Die Preise für Gold, Kupfer und Sojabohnen werden demnach auf das niedrigste Niveau seit 2010 sinken. Die Goldman-Sachs-Analysten gehen beim Goldpreis von einem Rückgang bis Ende nächsten Jahres auf 1050 Dollar je Unze aus. Stand: 22. November 2013 Quelle: REUTERS
Die Schweizer Bank UBS prognostiziert im Jahresdurchschnitt für 2013 einen Goldpreis von 1396 Dollar je Unze. 2014 soll dann ein Durchschnittspreis von 1435 Dollar je Unze erreicht werden. Damit nahm die Bank ihre Prognose für das laufende Jahr um neun und für das kommende Jahr um zehn Prozent zurück. Stand: 25. Juni 2013 Quelle: REUTERS
Morgan StanleyFür 2013 geht die US-Bank nun von 1409 Dollar je Unze aus, nachdem es zuvor noch 1487 Dollar gewesen waren. Für 2014 rechnen sie mit 1313 Dollar je Unze, zuvor waren es 1563 Dollar. Für 2015 nahmen sie die Prognose von 1450 auf 1300 Dollar zurück. Stand 25. Juni 2013 Quelle: dapd
HSBCDie größte Bank der Welt senkte ihre Prognose für den Goldpreis auf einen Jahresdurchschnitt von 1396 Dollar je Unze in 2013 und 1435 Dollar für 2014. Damit senkte sie ihre alten Prognosen um neun bzw. zehn Prozent. Stand: 25. Juni 2013 Quelle: REUTERS
RBC Capital  Prognose am 1. Januar: 1275 Dollar / Unze (Goldpreis am 1. Januar: 1675 Dollar / Unze) Prognose am 11. April: 1275 Dollar / Unze (Goldpreis am 11. April: 1561 Dollar / Unze)Prognose am 28. Mai: 1275 Dollar / Unze (Goldpreis am 28. Mai: 1383 Dollar / Unze)  Alle Prognosen beziehen sich auf den erwarteten Goldpreis im vierten Quartal 2013. Quelle: Bloomberg; Stand: 28. Mai Quelle: REUTERS
Danske Bank Quelle: PR

Wo sehen sie die größten Unsicherheitsfaktoren?

Bis sich Europa stabilisiert und die EZB wieder eine Geldpolitik für alle Euro-Staaten machen kann, wird es noch dauern. Noch sind die Krisenländer nicht über den Berg. Die haben noch nicht einmal 50 Prozent der Wegstrecke geschafft, um wieder wettbewerbsfähig und zu gleichwertigen Schuldnern zu werden. Deswegen tritt EZB-Chef Mario Draghi sehr wortgewaltig auf – und ich glaube, er wird den Worten nach den Europawahlen auch Taten folgen lassen. Dann wird die nachlassende Inflation für ihn Grund genug sein, um Anleihen zu kaufen – und zwar vorrangig die Staatsanleihen der Krisenländer, um die Zinsunterschiede weiter anzugleichen.

Das andere große Risiko sehe ich in der Krim-Krise. Wenn Putin sich weiter der Einverleibung ehemaliger Sowjetrepubliken widmet und Sanktionen nicht greifen, bleibt nur noch die militärische Option. Dann sind wir zurück im kalten Krieg. Das wäre auch für die Aktienmärkte eine neue Situation. Die Wachstumsprognosen, die auf dem florierenden Welthandel basieren, wären hinfällig.

Gelten die Lehren ihres verstorbenen Freundes André Kostolany in so einem Umfeld überhaupt noch?

Insgesamt ist die Situation schon komplexer als zu Kostolanys Zeiten. Entscheidend sind für die Wechselwirkung zwischen Anleihemarkt und Aktienmarkt aber vor allem die amerikanischen Anleihen. Die machen die Tendenz an der Wall Street und damit an den Aktienmärkten weltweit. Das gilt sicher auch noch für deutsche Anleihen. Was Kostolanys Aussage betrifft, man solle Aktien kaufen und Schlaftabletten nehmen, so wird das in den Medien immer falsch wiedergegeben. Das war kein Dauer-Credo von ihm. Nach wie vor sind viele seiner Ansätze gerade was Börsenpsychologie betrifft, auch heute noch gültig. Schauen Sie sich Griechenland an. Vor ein paar Jahren wollten die Anleger die griechischen Schuldtitel nur loswerden und trieben die Zinsen für griechische Staatsanleihen auf 25 Prozent. Jetzt reißen sich institutionelle Anleger um diese Anleihen, die gerade mal fünf Prozent Rendite bringen. Obwohl die Arbeitslosigkeit in Griechenland auf Rekordniveau gestiegen ist. Die Mehrheit der Anleger – auch der institutionellen – ist nach wie vor dem Herdentrieb erlegen. Diesen Zyklus hat schon Kostolany mit den „Hartgesottenen“ und den „Zittrigen“ schön beschrieben. Und postuliert, dass man zu den wenigen gehören muss, die sich diesem Herdentrieb widersetzen. Wenn die Herde in voller Größe und mit höchster Geschwindigkeit galoppiert, sollten sich Anleger verabschieden.

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