Stelter strategisch

Zehn Gründe für einen Crash in den nächsten Monaten

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Alter Aufschwung, viele Verlierer, Börsenboom auf Pump

8. Der Aufschwung ist schon alt

Doch auch ohne externen Schock müssen wir konstatieren, dass der Aufschwung der US-Wirtschaft – so schwach er auch im historischen Vergleich ist – schon sehr lange andauert. Nur zweimal währte ein Konjunkturaufschwung in den USA seit dem zweiten Weltkrieg länger. Steigende US-Löhne könnten die Margen der Unternehmen unter Druck bringen. Ohnehin sind diese wie angesprochen durch den übermäßigen Einsatz von Leverage künstlich überhöht und deshalb entsprechend anfällig. Zum anderen konzentrieren sich die Gewinne auf wenige Sektoren und Unternehmen. Der breite US-Unternehmenssektor ist sehr anfällig für Zins- und Lohnkostensteigerungen, was zu einem Rückgang der Investitionen führen würde, dem entscheidenden Indikator für die weitere konjunkturelle Entwicklung. Indikatoren für eine konjunkturelle Abschwächung sind in den harten ökonomischen Daten schon zu erahnen. Beispiel: der sprunghafte Anstieg fauler Autokredite und der entsprechende Absatzrückgang.

9. Die technologische Revolution produziert mehr Verlierer

Fast 50 Prozent des Kurszuwachses an der US-Technologiebörse NASDAQ seit Jahresanfang entfällt auf nur fünf Unternehmen, also rund 0,2 Prozent aller im Index vertretenen Firmen: Apple, Alphabet, Amazon, Facebook und Microsoft. Dies hat auch damit zu tun, dass diese und andere Firmen ganze Wirtschaftszweige auf den Kopf stellen. Die Folgen für die Verlierer sind dramatisch, wie wir an dieser Stelle schon diskutiert haben. So dramatisch, dass sie aus dem Markt ausscheiden und mit ihnen nicht nur die Arbeitsplätze verschwinden, sondern auch das Aktionärsvermögen. Je mehr sich die Wertschaffung auf wenige Unternehmen zu Lasten der anderen konzentriert, desto größer die Gefahr einer erheblichen Enttäuschung an den Märkten.

Die Kursraketen seit der Finanzkrise

10. Spekulation auf Kredit verstärkt die Gefahr von Margin Calls

Nicht nur die Unternehmen haben mehr Schulden als je zuvor. Auch die Investoren haben immer mehr auf Kredit spekuliert. Die Wertpapierkredite („Margin Debt“) befinden sich ebenfalls auf einem Rekordstand.

Nichts verdeutlicht mehr die Folgen der Politik billigen Geldes: Unternehmen, die mit Financial Engineering statt echter Verbesserung die Aktienkurse treiben und Investoren, die diese Aktien mit immer mehr Krediten nachfragen. Fallen die Kurse dreht der Effekt sich um. Was nach oben funktioniert, beschleunigt den Weg nach unten. Details dazu in dem am meisten gelesenen Stelter Straegisch: Margin Call für die Weltwirtschaft.

Die Nachricht ist klar: sollten die Märkte – aus welchem Grund auch immer – ins Rutschen geraten, haben wir mehr als einen Turbolader für die Beschleunigung nach unten.

Warnungen werden lauter

Nicht zu unrecht nehmen die warnenden  Stimmen zu. Die Bank of America sprach schon vor einigen Wochen von einem „Ikarus-Trade“. Viel Abwärtspotenzial aus hoher Flughöhe. Die Financial Times brachte es noch drastischer auf den Punkt: „The eventual decline in asset values will be catastrophic.”

Dennoch ist es nicht einfach als Anleger darauf zu reagieren. Denn es gibt einen entscheidenden Grund gegen einen baldigen Crash:

Es kann noch lange weiter gehen

Das letzte Mal, als US-Aktien in der Summe der Indikatoren so hoch bewertet waren, war im Jahre 1997. Wer damals ausstieg, erkannte die Fehlbewertung zwar richtig, verpasste jedoch weitere zweieinhalb Jahre Aufschwung mit 60 Prozent Kursgewinn. Dass es innerhalb von 20 Jahren zweimal zu einer historischen Blase kommt ist unwahrscheinlich aber nicht ausgeschlossen.

So bleibt es schwer, den Markt richtig zu timen. Wie immer wieder auch an dieser Stelle erläutert, gelingt es nur den wenigsten. Die meisten steigen zu spät aus und wieder ein und erzielen deshalb eine Performance, die deutlich unter jener des Marktes liegt.

Statt das zu probieren, sollte man sich als Investor diszipliniert an die Grundsätze der Geldanlage halten. Ein gleichgewichtiges Portfolio von Aktien, Immobilien, Gold und Liquidität/Anleihen, welches regelmäßig wieder adjustiert wird. Wer sich daran hält, wird nach dem jüngsten Aufschwung ohnehin ein paar Chips vom Tisch nehmen.

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