Stelter strategisch

Am Brexit-Theater verdienen nur die Broker

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Banken profitieren von Unsicherheit

Diese Unsicherheit bleibt bestehen, mit oder ohne Brexit. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis andere Themen wieder zu ähnlichen Verwerfungen führen. Erhöht die Fed die Zinsen nun doch? (Stelter: nein), crasht China und wir gehen mit unter? (Stelter: noch nicht), gewinnt Madame le Pen die Präsidentschaftswahlen (Stelter: nein). Themen über Themen, die im Niedrigzins- und Niedrigertragsumfeld der Eiszeit die Volatilität erhöhen. Profitieren von dieser Unsicherheit tut nur die Bank. Volatilität treibt zum Handeln; wenn niemand handelt, verlieren die Banken eine weitere Ertragsquelle. Also gibt es nichts Schöneres als Krisen, mit denen die Banker den Kunden Sorgen machen können.

Die bekanntesten Brexit-Gegner und -Befürworter
 Christine Lagarde Quelle: dpa
David Cameron Quelle: REUTERS
George Osborne Quelle: REUTERS
 Jean-Claude Juncker Quelle: REUTERS
Michael Gove Quelle: REUTERS
Donald Trump Quelle: AP
Barack Obama Quelle: AP

„Hin und her macht Taschen leer“, wissen die Profis. Nur äußerst selten gelingt es Privaten, Kauf und Verkauf so zu timen, dass nach Spesen ein positiver Ertrag heraus kommt. Empirisch gesehen verkaufen Privatanleger in den fallenden Markt hinein und verpassen dann den Wiedereinstieg. Am schlimmsten wirkt sich dies in Extremsituationen aus. Beispielsweise im Oktober 2008, als der S&P 500 im Zuge der Lehman Pleite um 16,8 Prozent fiel. Die meisten Investoren verkauften in den fallenden Markt und verpassten die Rally am Monatsende, weshalb sie nach einer Studie des Analyseinstituts Dalbar mit 24,2 Prozent deutlich größere Verluste realisierten. Ähnlich war es beim Crash im Oktober 1987, während der Asienkrise im November 1997 und der Russlandkrise vom August 1998. Genauso wird es auch in Zukunft sein.

Spekulanten und Profis den Vortritt lassen

Timing bleibt etwas für Spekulanten, nicht für die langfristige Mehrung des Vermögens. Hinzu kommt, dass man gegen die echten Profis wettet, die nicht selten einen Informationsvorsprung haben. Im Falle des Brexit geht das Gerücht, dass große Fonds eine eigene Befragung der Wähler planen, um so vor der Veröffentlichung der offiziellen Ergebnisse basierend auf einer eigenen Hochrechnung zu handeln.

Aus strategischer Perspektive ist es wichtiger, sein Portfolio so auszurichten, dass es gegen starke Ausschläge in die eine oder andere Richtung, an dem einen oder anderen Markt gerüstet ist. Das ist weit weniger spannend als das schnelle Reagieren auf Panik, dafür schläft man besser und erzielt höhere Renditen. Und wenn die Banker die sprichwörtliche nächste Sau durchs Dorf treiben – einfach Augen, Ohren und Nase zuhalten!

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