Stelter strategisch

Bayer-Aktien sind ein Kauf

Seite 2/2

Kein Vergleich zur Daimler-Chrysler-Übernahme

Doch selbst wenn der Deal zustande kommt, spricht einiges für die Aktie. Zwar wird – gerade in Deutschland – immer wieder der Vergleich mit der Daimler/Chrysler-Übernahme ins Feld geführt. Dieser hinkt jedoch erheblich. Zum einen hat die strategische Logik bei den Stuttgartern nicht gestimmt (Premiumanspruch hier, Kostenfokus dort), zum anderen wurde Chrysler schlichtweg nicht integriert, was an den minimalen Synergien sichtbar wurde.

Bei Bayer/Monsanto dürfte das ganz anders sein. Es handelt sich nicht um Konsumprodukte mit unterschiedlicher Positionierung, sondern um komplementäre Technologien. Hier lassen sich Synergien viel leichter heben. Das einzige, was problematisch ist, ist die Tatsache, dass es sich hier wieder um ein US-Unternehmen handelt, welches gekauft wird. Getrost darf man davon ausgehen, dass wenn der Deal zustande kommt, die Bewertung stattlich und die ungehobenen Potenziale gering sind. Diese Erfahrung mussten nicht nur deutsche Unternehmen in der Vergangenheit machen.

Die Aktien der Agrarchemie-Riesen

Bleibt die Frage der Finanzierung. Es ist nicht das erste Mal in den vergangenen 15 Jahren, dass beim Konzernumbau von Bayer mit viel Fremdkapital gearbeitet wurde. Mehrere Übernahmen waren nur mit umfangreicher Finanzierung möglich – und sind gelungen. Die Vermutung dürfte nicht falsch sein, dass die hohe Verschuldung nach der Transaktion die anhaltende Effizienz der Mittelverwendung im Bayer-Konzern fördert. Befürchtungen, der Konzern könne deshalb an Forschung und Entwicklung und damit an der Zukunft sparen, decken sich nicht mit der Erfahrung der letzten Jahre.

Finanziert wird zu Zinsen, die noch vor wenigen Jahren als absolut undenkbar erschienen. Gelingt den Zentralbanken die gewünschte Inflationierung, sind die Schulden bald entwertet. Gelingt sie nicht, werden die Zinsen noch auf Jahre hinaus auf diesem tiefen Niveau verharren. In beiden Fällen droht Bayer keine Gefahr. Und sollte es wider Erwarten doch zu finanziellen Engpässen kommen, findet sich sicherlich eine Möglichkeit über Umstrukturierungen des Portfolios die Schulden abzubauen.

Bayer nutzt die momentane Schwäche von Monsanto und die Geldschwemme der EZB zu einem ganz großen Schritt – der weitaus weniger Risiken birgt als die Schlagzeilen vermuten lassen. Vor allem: wann, wenn nicht jetzt, sollte Bayer das machen? Pflanzenschutz ist ein recht stabiles Geschäft mit guten Wachstumsaussichten, was zur Zeit passiert ist die letzte Runde in der globalen Konsolidierung und wer hier gewinnt, hat die Aussicht auf ein stabiles Oligopol. Ein Blick auf den Markt der Industriegase genügt, um zu sehen wie attraktiv ein solcher Markt ist.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%