Stille Geldschwemme Die Dividendenkönige unter den Unternehmer-Clans

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Ausschüttung nach Bedarf

Diese Aktien halten Analysten für Flops

Beim Abfüll-Weltmeister Krones dagegen floss für die Eignerfamilie Kronseder ein Viertel mehr Dividende als im Vorjahr. Gabelstaplerkönig Jungheinrich packte den Familien Lange und Wolf zehn Prozent mehr Geld aufs Konto. Dagegen konnte Wacker Neuson aus dem Geschäft mit Baggern und Presslufthämmern nur gut 40 Prozent der Vorjahresausschüttung für die Familien Wacker und Neunteufel ausheben.

Rund eine Handvoll der im Vorjahr erfolgreichsten Kuponschneider ging sogar leer aus. Nicht nur die gut 600 Mitglieder starke Ruhrgebietsdynastie Haniel erlebte nach einer Wertberichtigung von gut einer Milliarde Euro auf den zu teuer gekauften Anteil an der Tochter Metro eine finanzielle Nulldiät – erstmals in Friedenszeiten übrigens. Nils Hansen bekam von seiner H&R Chemie ebenso kein Geld wie die Familie Kreke von ihrer Douglas Holding, deren „Handel mit Herz und Verstand“ (Eigenwerbung) bei den Parfümerien, den Thalia-Buchhandlungen und den Hussel-Süßwaren bittere 234 Millionen Verlust abwarf.

Doch auch ohne hohe Dividenden muss in der Regel keine Eigentümerfamilie darben. Unternehmen wie die Nürnberger Diehl-Gruppe mögen beschwören, ihre gut 30 Millionen Euro Gewinn aus dem Bau von Flugzeugeinrichtungen, besonders widerstandsfähigen Hohlstangen oder Lenkwaffen praktisch komplett im Unternehmen zu lassen. „Aber natürlich fließen auch im Mittelstand Ausschüttungen“, sagt Wirtschaftsprüfer Lutz Meyer von Deloitte. Die Höhe orientiere sich meist am aktuellen Bedarf der Anteilseigner.

So gönnte sich der badische Tunnelbohrpionier Martin Herrenknecht in den vergangenen Jahren stets eine Ausschüttung zwischen 7,2 und gut acht Millionen Euro, egal, ob der Gewinn wie zuletzt bei 45,2 Millionen Euro lag – oder bei knapp 23 Millionen wie im Jahr 2006. Manche Gesellschaften schütten auch aus, wenn es keine Gewinne gibt. Die Münchner Beteiligungsgesellschaft Custodia Holding der Milliardärsfamilie von Finck etwa überwies für 2012 die gewohnten 3,6 Millionen Euro. Dabei listete der Geschäftsbericht aus Investments etwa am australischen Baukonzern Leighton, dem österreichischen Ziegelproduzenten Wienerberger sowie Immobilien und Feingold erneut einen Fehlbetrag aus: gut 9,2 Millionen Euro. Das Geld stammt aus dem Gewinnvortrag genannten Überschuss vergangener Jahre, der beim jetzigen Tempo in spätestens drei Jahren aufgezehrt ist.

Wenn Unternehmen offiziell nicht ausschütten, gibt es für die Eigentümer doch oft andere Zuwendungen. „Fast alle Eigentümer ziehen natürlich finanzielle Vorteile aus ihrer Firma“, sagt ein Steuerrechtler einer kleinen Kanzlei. „Nur sprechen sie da noch weniger gern darüber als über Dividenden.“

Aus Angst vor neidischen Mitarbeitern oder Furcht vor den Einblicken von Wettbewerbern bevorzugten viele Inhaber unauffällige Ausschüttungen. „Jeder Bereich, bei dem es zwischen Anteilseigner und Unternehmen Kontaktpunkte geben kann, kommt da infrage“, sagt der Experte, der lieber anonym bleiben möchte. Richtig sichtbar sind dabei nur wenige Fäden wie ordentliche Gehälter für Geschäftsführer, die aus dem Kreis der Anteilseigner stammen, oder Beraterverträge, wie sie der Online-Reifenhändler Delticom im vorigen Jahr mit der Prüfer Immobilien 2 GmbH des größten Aktionärs und Aufsichtsratschefs Andreas Prüfer vereinbarte.

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