Strombörse Zocker treiben den Strompreis

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Außerbörslicher Preishandel

Euroscheine stecken an einer Steckdose Quelle: dpa

Der Fehler steckt im System. Kaum ein Markt ist so intransparent. Weil die großen Energiekonzerne den Strom erzeugen, verteilen und mit ihm handeln, haben konzerneigene Stromhändler deutlich mehr Macht als etwa Händler von Großbanken an der Aktienbörse. Sie wissen früher als andere, wann sich durch unvorhersehbare Ereignisse Nachfrage oder Angebot auf dem Strommarkt verändern. Zudem liefern sie der Konzernmutter wertvolle Informationen, wann es sich lohnt, Kraftwerke hochzufahren oder abzuschalten. Beides hat Einfluss auf den Strompreis und erleichtert es den Händlern, Informationen zu ihrem Vorteil zu nutzen.

Vorgeschobene Störfälle

2007 behauptete ein Mitarbeiter der Leipziger Strombörse, E.On und RWE hätten dem Börsenhandel große Mengen an Strom entzogen, um den Preis nach oben zu treiben. Das Bundeskartellamt schaltete sich ein, konnte aber keine Beweise für Preismanipulationen finden. Die Kartellwächter stellten aber fest, dass auffällig häufig Kraftwerkskapazitäten wegen technischer Probleme ausgefallen waren. Es sei nicht auszuschließen, so das Amt, dass Störfälle nur vorgeschoben waren.

Energiekonzerne waschen ihre Hände in Unschuld

2009 hatte die Bundesregierung Regeln für den bis dahin weitgehend unregulierten Spotmarkt für Strom eingeführt. Im selben Jahr verlagerte die EEX ihren Spotmarkt von Leipzig nach Paris. In Frankreich greifen die deutschen Handelsvorschriften nicht, die EPEX unterliegt keiner staatlichen Aufsicht. War es Zufall oder Absicht? Auf jeden Fall ist das Vertrauen in den Börsenhandel nicht gestiegen. Auch im außerbörslichen Stromhandel liegt einiges im Argen. Jeder der vier großen Energiekonzerne erzeugt für sich genommen mehr Strom als insgesamt an der EEX in Leipzig gehandelt wird. Wenn 80 Prozent des Stromhandels aber außerhalb der Börse und unbeaufsichtigt laufen, liegt die Vermutung nahe, dass die Preise hier gemacht werden. Zwar beteuern die Händler der Energiekonzerne, die Preise im außerbörslichen Handel unterschieden sich nur minimal vom Börsenpreis an der EEX, nachprüfbar ist das allerdings nicht.

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