Die wichtigsten Spieler in diesem Markt sind Goldman Sachs und Morgan Stanley und die britische Barclays Bank. Die EEX gehört zu 56 Prozent der Deutschen Börse, die restlichen Anteile liegen vor allem bei Energieversorgern und Banken. Sie hat bereits auf das verstärkte Interesse der Finanzinvestoren reagiert: Im vergangenen Jahr eröffnete sie ein Büro in London, um näher an ihren Kunden zu sein.
Die EEX registriert nach eigenen Angaben seit der Energiewende mehr Nachfrage nach kürzeren Terminkontrakten für Strom, der in Wochen oder Monaten geliefert wird. Weil Handelsteilnehmern nicht klar sei, welcher Strom-Mix in einigen Jahren auf dem Markt sein werde. Der kurzfristige Handel gewinne an Bedeutung.
Derivate für einzelne Tage
Derzeit prüft die Strombörse, ob sie auch spezielle Derivate (Futures) für einzelne Tage am Terminmarkt anbieten soll. „Es geht dabei nicht um den physischen Handel, sondern diese Futures werden finanziell durch Barausgleich erfüllt“, sagt EEX-Chef Peter Reitz. Bisher bot die EEX am Terminmarkt nur Futures für Stromlieferungen an, die ganze Wochen oder Monate umfassen.
Nicht nur Finanzinvestoren, auch die Händler der Stromerzeuger lassen sich bisweilen auf riskante Geschäfte ein. So stehen Stromhändler unter Verdacht, im Februar einen Beinahe-Blackout in der deutschen Stromversorgung ausgelöst zu haben. Strom, der im Inland gebraucht wurde, floss damals über die Grenze nach Frankreich. Wegen des Kälteeinbruchs hatten die Franzosen ihre Elektroheizungen aufgedreht. In Deutschland mussten die Netzbetreiber die Notreserve für Störfälle anzapfen, also zusätzliche Kraftwerke ans Netz bringen – etwa ein Gaskraftwerk in Wiesbaden und ein Kohlekraftwerk in Mannheim.
Bedarf nach unten gerechnet?
Stromhändler an der Börse, so der Verdacht, hätten den Bedarf ihrer deutschen Stromkunden bewusst nach unten gerechnet, um Kosten zu sparen. Bei korrekter Berechnung hätten sie Strom teuer an der Börse kaufen müssen, um ihre Lieferverpflichtungen gegenüber Kunden zu erfüllen. Stattdessen hätten sie darauf gesetzt, dass die Netzbetreiber die Stromlücke füllen. Viel Luft war nicht mehr: Anfang Februar war die Notreserve zeitweise zu 90 Prozent beansprucht.
„Die bisherigen Untersuchungen haben ergeben, dass es sich für die betroffenen Stromhändler nicht gelohnt hat, auf die Regelenergie zu vertrauen, statt sich an der Strombörse einzudecken“, sagt Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur. Abschließend geklärt ist der Fall noch nicht.