Studienkredite „Die Leute dachten, wir sind verrückt“

Kredite spielen bisher bei der Finanzierung des Studiums in Deutschland eine untergeordnete Rolle. Das will Brain Norton vom irischen Studienkreditanbieter Future Finance ändern. Trotz der hohen Hürden hierzulande.

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Studieren kostet Geld. Future Finance aus Irland, nach eigenen Angaben Europas größter Spezialist für Studienkredite, wagt nun auf dem deutschen Markt einen zweiten Anlauf. Quelle: gms

London Fast klingt es, als wollte er sich selbst Mut machen: „Die Leute dachten, wir sind verrückt, als wir mit unserem Geschäft in Großbritannien loslegten“, sagt Brian Norton. Man habe die Skeptiker inzwischen überzeugen können. Genau dasselbe will der Chef von Future Finance jetzt auch in Deutschland schaffen – im zweiten Anlauf.

Das irische Start-up bietet ab diesem Freitag gemeinsam mit dem Münchener Finanzunternehmen Wirecard Studienkredite in Deutschland an. „Studieren wird teurer – vor allem in Großstädten wie etwa München“, sagt Norton, „wir wollen daher die Möglichkeiten, die Studenten haben, ihr Studium zu finanzieren, um eine weitere Alternative ergänzen.“

Eigentlich war Future Finance bereits im Frühjahr auf dem deutschen Markt gestartet und hat erste Kredite vergeben. „Doch wir brauchten eine Weile, um herauszufinden, wie man es richtig angeht und vor allem, um den richtigen Partner zu finden“, räumt Norton ein, „da man für solche Geschäfte in Deutschland eine Banklizenz braucht, die wir nicht haben.“ Jetzt könne es aber richtig loslegen. Darlehen im Volumen von insgesamt 25 bis 50 Millionen Euro will er im nächsten Jahr in Deutschland vergeben.

Kredite spielen bisher eine untergeordnete Rolle, wenn es um die Finanzierung des Studiums in Deutschland geht. Nach Angaben des Deutschen Studentenwerks bekommt die meisten Studenten Geld von den Eltern, Bafög, haben einen Nebenjob oder kombinieren diese verschiedenen Finanzierungsmöglichkeiten. Nur fünf Prozent nehmen einen Kredit in Anspruch. Fachleute erwarten nicht, dass der Anteil wächst, da Studiengebühren an staatlichen Hochschulen nach und nach abgeschafft wurden.

Future-Finance-Chef Norton will sich davon aber nicht abhalten lassen. Es gebe ja noch etliche Privatunis und gerade die Studenten dieser Einrichtungen hätten in einen verhältnismäßig großen Anteil, wenn man sich die ersten Kunden von Future Finance in Deutschland anschaue, sagt er. Studenten staatlicher Hochschule, die mit steigenden Lebenshaltungskosten kämpfen, könnten ebenfalls weitere Finanzierungsalternativen gebrauchen.


Weitere Länder in Europa im Visier

Die sind bei Future Finance mit einem effektiven Jahreszins von fast zehn Prozent verbunden, wie eine Beispielrechnung auf der Website des Unternehmens verdeutlicht. Bei der Förderbank KfW kann der Zinssatz bei Studienkrediten halb so hoch ausfallen.

Future Finance hat seinen Sitz in Dublin. Der erste Markt, den das Unternehmen sich vorgenommen hat, war aber Großbritannien. Auf der der Insel hat Future Finance bereits Kredite mit einem Volumen von 35 Millionen Pfund (umgerechnet 40,6 Millionen Euro) vergeben. Im Durchschnitt leihen sich Studenten in Großbritannien knapp 7000 Pfund bei Future Finance.

Es ist jedoch vor allem Studenten in den USA, die sich ihre Bildung auf Pump finanzieren. Schulden durch Studienkredite sind auf mehr als eine Billion Dollar gestiegen. Eine Reihe von Start-ups ist in den vergangenen Jahren gegründet worden, um Studenten Alternativen zu klassischen Krediten zu bieten oder ihnen zu helfen, mit ihren Schulden klarzukommen.

Future Finance ist eigenen Angaben Europas größter Spezialist für Studienkredite. Das Unternehmen hat im Frühjahr dieses Jahres in einer neuen Finanzierungsrunde 119 Millionen Pfund eingesammelt und damit die Gesamtsumme auf 185 Millionen Pfund erhöht. Zu den Geldgebern gehören unter anderem die US-Investmentbank Goldman Sachs und der Wagniskapitalgeber QED Investors.

Nach Großbritannien und Deutschland will Future Finance als nächstes Irland angehen. „Wir bemühen uns um die entsprechende Lizenz, um in Irland Studienkredite anzubieten“, sagt Norton, „und danach sehen wir weiter.“ Es gebe in Europa noch genug Länder, wo man Studenten bei der Finanzierung ihres Studiums helfen könnte.

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