Tech-Aktien So profitieren Sie von der Smartphone-Revolution

Die Computer-und Softwarebranche ist derzeit so dynamisch wie zuletzt im Internet-Boom. Mobile Geräte drängen den klassischen Computer zurück. Welche Unternehmen davon profitieren.

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Ein Smartphone vor einer Kursanzeigetafel Quelle: dpa

Für Charlene Begley kann der Umbruch gar nicht schnell genug kommen. Die mächtige Managerin ist für die Informationstechnologie von General Electric zuständig. Die soll bis 2016 grundlegend verändert werden. Einer der größten Konzerne der Welt soll dann über Software aus dem Internet gesteuert werden, die stets aktuell ist. Begley würde klassische Computer lieber heute als morgen durch moderne Tablets oder Smartphones ersetzen. "Das reduziert Komplexität und damit Kosten", sagt sie.

Leute wie Begley und ihr Chef Jeffrey Immelt sorgen dafür, dass die Computer-, Software- und Internet-Branche derzeit so dynamisch ist wie zuletzt Ende der Neunzigerjahre im Dotcom-Boom. Anlegern bietet dies, wie immer, wenn sich Machtverhältnisse grundlegend verschieben und neue Unternehmen entstehen, viele Chancen.

Jederzeit Mobil im Netz. Smartphones gehört die Zukunft.

Die Post-PC-Ära, das Zeitalter nach dem klassischen Computer, ist eingeläutet. 2011 wurden laut Marktforschungsunternehmen IDC erstmals mehr Smartphones und Tablets verkauft als klassische Desktop-Computer und Notebooks (siehe Grafik).

Die mobilen Geräte fungieren als Katalysatoren für die gesamte Tech-Branche. "Wir sehen eine Verschiebung hin zu Tablets und Smartphones, mit ganz neuen Wachstumsmöglichkeiten", sagt Mark Anderson, Herausgeber des einflussreichen Tech-Newsletters Strategic News Service. Drei Beispiele für Wachstumsfelder:

  • Die Popularität der mobilen Geräte erfordert neue Investitionen in Infrastruktur. Telefongesellschaften, besonders ihre Mobiltöchter, müssen ihre Netze verstärkt ausbauen, was Nachfrage für Ausrüster wie Cisco und Ericsson erzeugt.
  • Weil Unternehmen ihre Mitarbeiter zunehmend mit Smartphones ausstatten, die aus der Ferne auf Unternehmensdaten zugreifen, wachsen die Sicherheitsprobleme. Das wiederum ist gut für Datensicherheitsexperten wie Symantec oder Trend Micro.
  • Neben den Netzen müssen auch Rechenzentren ausgebaut werden, unter anderem, um die vielen neu gewonnenen Daten über Kunden nutzen zu können. Das befeuert wiederum das sogenannte Cloud Computing, bei dem Softwarefunktionen aus dem Internet bereitgestellt werden. Die Cloud verändert die Softwarebranche grundlegend, sie kann ihre Programme nun stets aktualisiert und zu niedrigeren Kosten anbieten und vertreiben.

Salesforce: Über die Wolke

Smartphone-Profiteure an der Börse im Überblick

Vom Trend zur Cloud hat besonders der Online-Softwareanbieter Salesforce aus San Francisco profitiert. Salesforce entwickelt Vertriebssoftware und Programme zur Kundenbetreuung. Salesforce-Chef Marc Benioff sagt, er habe sich beim Weiterentwickeln der Benutzeroberfläche seiner Programme vom sozialen Netzwerk Facebook inspirieren lassen. An der Börse ist Salesforce ungleich erfolgreicher als Facebook, die Aktie steht so hoch wie nie seit dem Börsengang 2004. Der Börsenwert ist etwa achtmal so hoch wie der Jahresumsatz – teuer.

Ebay: Paypal zahlt sich aus

Die neue Mobilität lässt die Grenze zwischen stationärem und Internet-Handel verwischen. "Künftig wird es keinen reinen Internethandel mehr geben, sondern nur noch Handel", sagt John Donahoe, Chef des Online-Händlers Ebay. Er sieht einen Wachstumsmarkt darin, klassischen Händlern zu helfen, ihre stationären Geschäfte besser mit dem Internet zu koppeln. Mit seinem Zahlungsdienstleister Paypal will er sich in deren Zahlungsprozesse einklinken, was wiederum zusätzliche Daten, Bedarf nach Datensicherheit und neue Geschäftschancen nach sich zieht. Dank dieser Aussichten ist Ebay heute mehr wert als zu Dotcom-Zeiten. Daniel Kurnos, Internet-Analyst bei Benchmark & Company, empfiehlt die Aktie vor allem wegen der Einnahmemöglichkeiten durch Paypal und aus mobilem Shopping.

Intel: Bald Apple Lieferant?

Für antizyklische Investoren eröffnet die Revolution in der Tech-Branche nicht nur bei den aktuellen Gewinnern Chancen, sondern auch bei vermeintlichen Verlierern. Die Probleme, vor denen sie stehen, sind oft schon im Kurs enthalten, teilweise wurden Unternehmen auch übertrieben stark von der Börse geprügelt.

Eindrucksvoller Machtwechsel.

Wie beispielsweise der Halbleiterhersteller: Intels Prozessoren stecken in 80 Prozent aller PCs, doch bei Smartphones und Tablets hat Intel derzeit nichts zu melden. Mit einer Strom sparenden Version seines Atom-Prozessors will Intel das ändern. Sie soll zuerst von der Google-Tochter Motorola-Mobility in deren neuer Razr-Produktreihe sowie beim chinesischen PC-Hersteller Lenovo eingesetzt werden.

Zusätzlich hofft Intel im klassischen Geschäft mit Computerprozessoren auf einen Schub durch Microsofts neues Betriebssystem Windows 8. Das kommt Ende Oktober auf den Markt und dürfte dann auch auf vielen herkömmlichen Computern installiert werden, vor allem auf Ultrabooks.

Diese Leichtgewichte konkurrieren mit Apples Macbook Air, die Computerhersteller setzen vor allem in Verbindung mit Windows 8 große Hoffnungen in sie. Microsoft ist zudem entschlossen, mit seiner neuesten Betriebssystem-Generation endlich signifikante Marktanteile im Smartphone und Tablet-Markt zu erringen. Gelingt das, profitiert auch Intel. Wie stark, wird sich allerdings erst 2013 zeigen.

So sehr der Gigant im Geschäft mit Smartphones auch hinterherhinkt – Intel bleibt eine Größe im traditionellen Geschäft. Die Prozessorpreise kommen zwar unter Druck. Doch auch in den kommenden Jahren sollen weltweit über 400 Millionen Desktop-Computer und Notebooks verkauft werden – der Markt ist beileibe nicht tot.

Microsoft und Nokia

Mutige Anleger sollten sich die Aktie genauer anschauen. Denn Intel plant, künftig auch Chips für andere Unternehmen zu fertigen, beispielsweise für Netzwerkausrüster Cisco. Im Silicon Valley hält sich außerdem das Gerücht, dass Apple seine Chips für iPhones und iPads künftig nicht mehr vornehmlich von Samsung, sondern von Intel fertigen lassen könnte. Apple liegt mit Samsung wegen Patenten im Clinch, Intel fertigt bereits die Prozessoren für die Mac-Computer.

Microsoft: Endlich neue Ära?

Auch Microsoft ist einen Blick wert, vor allem, wenn es Konzernchef Steve Ballmer gelingt, mit Windows 8 endlich in die Post-PC-Ära vorzudringen. Noch lebt der Softwarekonzern von der Vergangenheit, vor allem vom Verkauf des Betriebssystems Windows und des Bürosoftwarepakets Office. Die bescheren noch immer gute Geschäfte, schließlich läuft Windows auf 90 Prozent aller Computer weltweit.

Windows 8 soll das Geschäftsmodell nun endlich auf Smartphones und Tablets bringen. Ballmer ist so verzweifelt, dass er sogar mit dem ehernen Grundsatz gebrochen hat, keine eigene Hardware zu verkaufen. Im Oktober will Microsoft mit dem Surface ein eigenes Tablet anbieten.

Doch Ballmers Strategie ist riskant. Denn damit Windows 8 sowohl auf Smartphones mit Mini-Bildschirm als auch auf Computern mit großem Display funktioniert, musste die Benutzeroberfläche radikal verändert werden. Das jedoch könnte langjährige Microsoft-Nutzer verärgern und zögern lassen, auf Windows 8 hochzurüsten.

Zudem ist Handyhersteller Nokia, Microsofts wichtigster Allianzpartner im Smartphone-Geschäft, finanziell so angeschlagen, dass eine Beteiligung oder gar Übernahme durch den Softwarekonzern nötig werden könnte. Die würde Microsoft mindestens 10 bis 15 Milliarden Dollar kosten. Strauchelt Microsoft auf dem Weg ins Post-PC-Zeitalter, steht nicht nur der Job von Konzernchef Ballmer zur Disposition, sondern auch der seines Kronprinzen Steve Sinofsky, der die Windows-Sparte und damit Windows 8 verantwortet. Dann müsste der Konzern seine gesamte Strategie grundlegend überdenken.

Nokia: Dank Ballmer nie pleite

Für Anleger mit Mut zum Risiko ist auch Nokia eine Option. Der finnische Handyhersteller ist so stark angeschlagen, dass seit Monaten über einen schleichenden Bankrott spekuliert wird. Anfang September präsentierte Nokia-Chef Stephen Elop gemeinsam mit Microsoft-Chef Ballmer die lang erwarteten Lumia Smartphones mit Windows 8. Weil Elop keine Preise und Liefertermine nennen konnte, fiel die Aktie. Doch Microsoft ist so stark auf Nokia angewiesen, fast alle Handys mit Windows stammen von den Finnen, dass ein Konkurs unbedingt vermieden werden muss.

Der Börsenwert ist zudem mit unter zehn Milliarden Dollar niedrig, zumal Nokia als Handypionier ein ganzes Arsenal von Mobilfunkpatenten hat – und fünf Milliarden Dollar Cash auf der Bank. Werthaltig dürfte auch der im Oktober 2007 für 8,1 Milliarden Dollar gekaufte Kartenanbieter Navteq sein. Funktionierende eigene Landkarten sind ein wichtiger strategischer Vorteil für Smartphone-Anbieter. Apple hat das gerade zu spüren bekommen.

Apple: Das Maß aller Dinge

Apple ist wertvollstes Unternehmen aller Zeiten
Platz 10 der US-BörsenriesenMit Konsumartikeln wie Windeln schafft der US-Konzern Procter & Gamble gerade so in die Spitzenliga der größten amerikanischen Aktiengesellschaften. Zum weit verzweigten Sortiment zählen aber etwa auch Rasierer, Waschmittel und Pflegeprodukte. Börsenwert: 184 Milliarden US-Dollar (Stand: 20. August 2012) Quelle: dapd
Platz 9Die Mischung macht's bei Johnson & Johnson. Der Konzern verkauft sowohl Haushaltsprodukte als auch frei erhältliche und rezeptpflichtige Medikamente. In Deutschland gehört wohl Penaten zu den bekanntesten Marken. Börsenwert: 186 Milliarden Dollar. Quelle: dapd
Platz 8Den Mobilfunkkonzern AT&T verbindet natürlich eine enge Geschäftsbeziehung mit Apple. So wurde dort lange Zeit das iPhone von Apple exklusiv verkauft, was zum Start des Smartphones vor mittlerweile fünf Jahren zu langen Schlangen vor AT&T-Geschäften führte. Börsenwert: 213 Milliarden Dollar. Quelle: dapd
Platz 7Einen Rang weiter vorn sortiert sich ein Ölkonzern ein. Chevron ist ein riesiger Konzern, der in den USA auch Tankstellen unter dem Firmennamen betreibt. Es gibt allerdings noch einen anderen Ölkonzern weiter vorne in der Rangliste. Börsenwert: 220 Milliarden Dollar Quelle: dapd
Platz 6Der Erzrivale des deutschen Industriekonzern Siemens, General Electric, baut unter anderem Flugzeugtriebwerke. Der Gigant gehört seit Jahrzehnten zur Spitzenklasse der größten Konzerne. Börsenwert: 220,5 Milliarden Dollar. Quelle: ap
Platz 5Den Wandel vom Hard- zum Softwareanbieter und Dienstleistungsunternehmen hat IBM erfolgreich absolviert wie man unschwer an dieser Rangliste der größten US-Börsenkonzerne erkennen kann. Börsenwert: 229 Milliarden Dollar Quelle: dapd
Platz 4 Der Einzelhandelskonzern Walmart ist ein Umsatzgigant. Anders als die deutschen Discount-Märkte ist der von der Familie Walton geschaffene Konzern an der Börse notiert. Den Firmenerfolg hat das nicht verhindert. Börsenwert: 255 Milliarden Dollar Quelle: dapd

Mit seinem eigenen, stark fehlerbehafteten Kartendienst, der auf iPhone und iPad Google-Karten ersetzen soll, hat sich Apple gründlich blamiert. Ein Warnschuss. Sonst scheint Apple noch alles richtig zu machen. Die Rekordnachfrage nach dem gerade vorgestellten iPhone 5 hat die Aktie zeitweise über 700 Dollar getrieben. Gene Munster, einer der renommiertesten Apple-Beobachter, hat sogar schon die 1000-Dollar-Marke im Blick. Sie soll laut dem Analysten der Investmentbank Piper Jaffray spätestens 2014 erreicht werden.

Die iPhone-Reihe ist Apples Wachstumstreiber. Sie ist wie eine Droge – und deshalb auch gefährlich. Denn wegen der Rekordnachfrage wird das iPhone in diesem Quartal wiederum deutlich mehr als 50 Prozent des Apple-Umsatzes ausmachen. Sollte die Nachfrage nach der ersten Euphorie-Welle abflauen, hat Konzernchef Tim Cook im nächsten Jahr ein Problem. Doch eine Neuauflage des iPads und vor allem das Ergänzen der derzeitigen Produktlinie durch eine Version mit kleinerem Bildschirm – dem sogenannten Mini-iPad – könnte die Abhängigkeit vom iPhone etwas verringern. JP-Morgan-Analyst Mark Moskovitz erwartet zudem, dass mit dem Erfolg des iPhone und iPad auch das Geschäft mit Mac-Computern beflügelt wird, wenn neue Kunden den Mac als Alternative zu Windows-Computern entdecken.

Cirrus Logic: Bücher voll

Wer nicht an allzu große Kurssprünge bei Apple glaubt, kann auf dessen Zulieferer setzen. Beispielsweise auf Cirrus Logic, dessen Audiochips im iPhone 5 eingesetzt werden. In Erwartung des Großauftrags hatte sich der Aktienkurs zwischenzeitlich auf 45 Dollar verdreifacht, fiel aber auf 38 Dollar zurück. Da das iPhone 5 wohl die nächsten 18 Monate das aktuelle Modell sein wird und auch nach dem iPhone 6 weitergeführt wird, haben die Texaner für mindestens 24 Monate volle Auftragsbücher. Apple steuert fast 60 Prozent des Umsatzes bei. Vernon Essi, Analyst von Needham & Company, sieht "wegen der starke Nachfrage nach dem iPhone 5" weiter Potenzial und ein Kursziel von 53 Dollar.

Audience: Mieser Sound

Doch der Ritterschlag als Apple-Zulieferer hat auch seine Schattenseiten, wie Audience gerade feststellen muss. Denn der Soundchipspezialist wurde zugunsten von Cirrus Logic als Zulieferer beim neuesten iPhone abgelöst, was die Aktie von 23 auf sechs Dollar abstürzen ließ. Das Unternehmen aus Mountain View im Silicon Valley war im Mai an die Börse gegangen. Apple steuerte bislang 35 Prozent des Umsatzes bei. Der Imageschaden durch den Vertrauensentzug durch Apple ist erheblich, eine Welle von Aktionärsklagen wird erwartet. Allerdings hat Audience mit Google und Samsung weitere wichtige Smartphone-Anbieter als Kunden. Die Aktie wird vermutlich in den nächsten Monaten weiter unter Druck bleiben, doch könnte sie sich mit Aufträgen von Google und Samsung dann wieder erholen.

Qualcomm: Überall drin

Aussichtsreiche TecDax-Unternehmen

Konservative Anleger können von Zulieferern profitieren, deren Produkte nicht allzu stark vom Wohlwollen von Apple abhängen – oder die nicht so einfach durch Konkurrenzprodukte ersetzt werden können.

Beispielsweise von der Aktie des südkalifornischen Chipherstellers Qualcomm, dessen Mobilfunkmodems in jedem iPhone stecken und der zugleich über ein reichhaltiges Patentportfolio an nahezu jedem verkauften Smartphone und Tablet mitkassiert. Seine Anwendungsprozessoren stecken auch in Nokia- und Samsung- Smartphones. Die Aktie hat sich mit dem boomenden Smartphone-Markt in den vergangenen zwei Jahren verdoppelt. Der Börsenwert des Unternehmens aus San Diego ist mit 110 Milliarden Dollar nur noch 6 Milliarden Dollar von Halbleitergigant Intel entfernt. Sein Managementteam unter dem Ingenieur Paul Jacobs, Sohn des Firmengründers, gilt als exzellent. Tavis McCourt, Analyst vom Vermögensberater Raymond James, sieht weiter Aufwind und einen Kursanstieg von derzeit 65 auf 73 Dollar.

Nvidia: Bezos nicht überzeugt

Zwar beherrscht Apple mit dem iPad derzeit das Tablet-Geschäft. Doch Wettbewerber wie Google und Amazon wollen das Feld nicht kampflos räumen. Google hat mit seinem Tablet Nexus 7 gekontert, das sich in den USA gut verkauft. Als Zulieferer für den Anwendungsprozessor wurde Grafikchipspezialist Nvidia gewählt. Auch in Microsofts Tablet Surface steckt mit dem Tegra deren Anwendungsprozessor.

von Stefan Hajek, Ulrich W. Hanke, Anton Riedl, Christof Schürmann

Nvidia-Chef Jen-Hsun Huang, der mit dem Verkauf von Grafikprozessoren für herkömmliche Computer groß wurde, muss noch stärker ins Smartphone- und Tablet-Geschäft expandieren. Ursprünglich sollte das mit dem neuen Kindle Fire HD Tablet von Amazon gelingen. Doch dessen Konzernchef Jeff Bezos entschied sich für einen Wettbewerber. Im Silicon Valley wird gemunkelt, dass Mike Rayfield, der das Mobilgeschäft von Nvidia verantwortete, deshalb zurückgetreten ist.

Texas Instruments: Klassiker

Von dem Nvidia-Fehltritt kann wiederum Texas Instruments (TI) profitieren, dessen Prozessor den Kindle Fire HD befeuert. Bezos ging sogar so weit, die Vorzüge des TI-Prozessors gegenüber dem von Konkurrent Nvidia zu preisen. Doch mit Blackberry-Hersteller Research in Motion und Nokia sind gleich zwei der wichtigsten TI-Kunden angeschlagen. Im Smartphone- und Tablet-Geschäft macht der Konzern wegen hoher Investitionen Verlust.

JP-Morgan-Analyst Christopher Danely hält TI trotzdem für einen der besten Halbleiter-Werte. Deren Signalprozessoren stecken in fast allen elektronischen Geräten, von Taschenrechnern über Unterhaltungselektronik und Maschinen bis hin zu Autos. Dort ist wesentlich weniger Wettbewerb als im Geschäft mit Prozessoren für Tablets und Smartphones, insbesondere seit TI 2011 seinen Wettbewerber National Semiconductor geschluckt hat.

Danley hält es für möglich, dass Texas Instruments die Schlagzeilen um den Kindle-Gewinn nutzt, um seine Chipsparte für Smartphones und Tablets mittelfristig auszugliedern oder zu verkaufen, was auf einen Schlag die Profitabilität des Konzerns verbessern würde.

Amazon und Google

Das sind die größten iPhone-Rivalen
Nokia Lumia 920Plattform - Windows 8: Hervorragende Kamera, die ähnlich gute Bilder wie die 41-Megapixel-Kamera in Nokias Pureview 808 liefert. Dank neuer Stabilisatortechnik sollen Wackelbilder vermieden werden. Ebenfalls positiv ist die kabellose Ladestation in Form eines Kissens, auch wenn das Laden mit dem Kabel immernoch deutlich schneller geht. Wie viel das neue Gerät kosten soll, wurde bei der Präsentation in New York Anfang September noch nicht verraten. Quelle: REUTERS
Samsung Galaxy S3Plattform - Android: Die aktuellste Smartphone-Version von Samsung ist seit März 2012 auf dem Markt. Das Gerät verfügt über ein 4,8 Zoll großes HD-Display und eine 8-Megapixel-Kamera mit Autofokus und LED-Blitz. Neben Fotos und Videos sind auch Videokonferenzen mit der Frontkamera möglich. Es ist in einer 16-GB- und einer 32-GB-Ausführung erhältlich. Schwächen: Sowohl die Spracherkennung "S-Voice" als auch eine erweiterte Gestensteuerung funktioniert nur bedingt. Außerdem macht das Smartphone ausgerechnet beim telefonieren Mätzchen. Störende Hintergrundgeräusche werden nicht gut gefiltert. Die Sprachqualität ist entsprechend deutlicher schlechter als bei anderen Anbietern. Quelle: dpa
Motorola RazrPlattform - Android: Gleich drei neue Modelle aus der Reihe Razr stellte Motorola im September 2012 vor: die größeren Droid Razr HD und Droid Razr Maxx HD sowie das etwas kleinere Droid Razr M. Angeblich sollen die Modelle über eine längere Speicherlaufzeit, hochauflösende Displays und eine schnelle LTE-Datenübertragung verfügen. Das kompakte und flache Razr M startet mit Zwei-Jahresvertrag bei 99 Dollar - die Hälfte des Preises eines Apple iPhone 4S. Ob das Smartphone jedoch überhaupt in Deutschland erhältlich sein wird, ist bisher nicht geklärt. Quelle: dapd
HTC 7 Mozart
LG Optimus Chic
Blackberry Torch 9800
Apple iPhone

Ob Nvidia und Texas Instruments von Googles und Amazons Offensive im Tablet-Geschäft profitieren können, wird jedoch nicht zuletzt davon abhängen, wie Apple-Chef Tim Cook mit seiner iPad-Reihe kontert. Sollte der iPad Mini ebenfalls zu einem Kampfpreis von 199 Dollar kommen, hätten Google und Amazon ein Problem. Amazon jedoch weit mehr als Google.

Amazon: Alles auf Kindle

Der mit Abstand führende Online-Händler ist auch erfolgreich im Geschäft mit Cloud Computing tätig. Doch die Margen sind dünn, auf eine sichere Profitquelle wie Google kann sich Gründer Bezos nicht stützen. Im vergangenen Geschäftsjahr setzte der Konzern 48 Milliarden Dollar um, wies aber nur 631 Millionen Dollar Gewinn aus.

Damit dies schnell klappt, verkauft Bezos die Hardware mit Verlust. "Wir wollen Geld mit den darauf laufenden Angeboten machen", sagt Bezos. Wenn die Geräte erworben, aber dann nicht genutzt werden, wird das gefährlich, zumal Amazon, anders als Mobiltelefongesellschaften, keinen Nutzungsvertrag verlangt. Geht Bezos Strategie nicht auf, wird die Aktie fallen. Gegenwind gibt es bereits: Walmart, der größte Einzelhändler der Welt, hat die Kindle-Reihe gerade aus dem Sortiment gekippt. Bei der Präsentation der neuesten Generation hatte Bezos allzu offenherzig darüber doziert, wie er mit dem Tablet parallel den eigenen Online-Verkauf ankurbeln will, zulasten stationärer Einzelhändler.

Google: Jetzt bauen sie Handys

Die Dominanz des Giganten im Geschäft mit suchbasierten Anzeigen erinnert immer mehr an die goldenen Zeiten von Microsoft mit Windows Ende der Neunzigerjahre. Hinzu kommt, dass Google dank Übernahme und guter Integration des Vermarkters Doubleclick erfolgreich ins Geschäft mit Bannerwerbung expandiert.

Nicht nur, dass Google-Chef Larry Page den langjährigen Marktführer Yahoo überholt hat, auch Facebook scheint mittlerweile in dem Marktsegment abgehängt zu sein. Niemand spricht mehr davon, dass Facebook Googles Geschäft massiv stören könnte. Obwohl das Unternehmen im September nächsten Jahres 15 Jahre alt wird, schafft es immer noch Wachstumsraten von über 30 Prozent. Sein mobiles Betriebssystem Android hat mittlerweile einen Marktanteil von fast 70 Prozent weltweit.

Googles Cashcow und Facebooks Absturz

Ein Blick in das Berliner Google-Büro
Google Berlin
Google Berlin
Google Berlin
google
Google Berlin
Google
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Die Google-Aktie hat deshalb kürzlich ein neues Allzeithoch erklommen. Allerdings ist nicht garantiert, dass die Zukunft so rosig bleibt. Denn mit der kürzlich abgeschlossenen Übernahme des Handyherstellers Motorola begibt sich Page auf Neuland. Zwar kann Google nun via Motorola wie Apple Hard- und Software aus einer Hand anbieten und vor allem seine Dienste und Angebote besser darauf platzieren. Doch das Hardwaregeschäft hat in der Regel dünne Margen und hängt besonders bei Smartphones nicht nur vom Wohlwollen der Käufer, sondern auch davon ab, wie stark die Geräte von Mobiltelefongesellschaften beworben und bezuschusst werden. Vor allem aber könnte Google mit seinen eigenen Handys langjährige Verbündete wie Samsung verärgern, was die Verbreitung von Android schmälern würde.

Allerdings bleibt Google wohl kaum etwas anderes übrig, als in die Offensive zu gehen. Denn die hohe Android-Verbreitung ist keine Garantie für Erfolg. Amazon beispielsweise hat Android für sein Kindle Fire Tablet so umgestrickt, dass die in Konkurrenz zu Google stehenden Angebote wie Videos zuerst promotet werden.

Floppen die Smartphones von Motorola, dürfte das den Profit von Google im nächsten Jahr erheblich drücken. Dass der immer noch hoch sein wird, dafür steht allerdings das Online-Werbeanzeigengeschäft von Google, das derzeit nahezu konkurrenzlos ist.

Facebook: Runter auf 15?

Eine solche Cash-Cow fehlt Facebook noch. Die Diskussion über die Veränderung der Tech-Welt hat der ohnehin gebeutelten Aktie eher geschadet als genutzt. Anfang September erreichte sie mit 17,55 Dollar einen neuen Tiefstand. Anlegern missfällt es, dass immer mehr Nutzer das soziale Netzwerk über ihre Smartphones ansteuern. Hier erwirtschaftet Facebook allerdings deutlich weniger Werbeeinnahmen als über den Desktop.

Doch im Silicon Valley wird spekuliert, dass Facebook-Chef Mark Zuckerberg sich bislang beim Monetarisieren seiner mobilen Anwendung zurückgehalten hat, um den Übergang auf das neue Medium nicht zu stören. Weil Apple, Google und Microsoft versuchen, ihre jeweiligen mobilen Betriebssysteme durchzudrücken, wird die Tablet- und Smartphone-Welt in den kommenden Jahren noch stark fragmentiert sein. Facebook hat die große Chance, sich als Mittler zwischen diesen Welten zu etablieren, also beispielsweise den Austausch von Kommunikation und Medien zwischen Apples iOS-, Googles Android- und Microsofts Windows-8-Mobilgeräten zu erleichtern.

Um neutral zu bleiben, hat Facebook Pläne für ein eigenes Handy wieder eingemottet. Nachdem Zuckerberg auf einer Konferenz enthusiastisch das Einnahmepotenzial von Smartphones pries, stieg die Aktie auf über 23 Dollar – der Börsenwert war damit neunmal so hoch wie der Umsatz. Das lässt Apple mit einem Wert von 4,2 schon wie ein Schnäppchen aussehen.

Facebook sei viel zu teuer, meint deshalb das einflussreiche US-Anlegermagazin "Barron’s", und proklamierte einen fairen Wert von 15 Dollar. Der WirtschaftsWoche-Kooperationspartner beförderte die Aktie damit mal eben um zehn Prozent nach unten, auf unter 20 Dollar. Die Gefahr, dass das "Barron’s"-Kursziel demnächst erreicht wird, ist durchaus nicht gebannt.

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