Tool der Woche Bei grünen Geldanlagen den Überblick behalten

Sie sind noch ein Nischenprodukt, doch der Markt für ökologisch und sozial verträgliche Fonds wächst rasant. Die Anlagekriterien sind häufig allerdings nur schwer zu durschauen. Was Anleger wissen müssen: ein Überblick.

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Der Markt für nachhaltige Fonds wächst. Quelle: dpa

Düsseldorf Es war eine Entscheidung, die auch in der Finanzwelt viel beachtet wurde: Anfang Juni kündigte US-Präsident Donald Trump an, aus dem Pariser Klimaabkommen auszusteigen. Das brachte Trump nicht nur scharfe Kritik von Politikern und Klimaschützern ein. Er könnte damit auch den US-Finanzmärkten einen Bärendienst erwiesen haben.

Denn besonders institutionelle Anleger wie Pensionsfonds achten bei ihren Investments verstärkt auf ökologische und soziale Kriterien, sagt Robert Haßler, Chef der Umwelt-Ratingagentur oekom. Diese könnten in Zukunft von Anlagen in US-Staatsanleihen oder Unternehmen absehen. „Investoren haben verstanden, dass sich Nachhaltigkeit positiv auf das Verhältnis von Rendite und Risiko auswirken kann“, sagt Haßler.

Eine Erkenntnis, die auch eine Studie des Forums Nachhaltiger Geldanlage (FNG) bestätigt: 2016 hatten Investoren aus Deutschland, Österreich und der Schweiz rund 420 Milliarden Euro in nachhaltige Geldanlagen investiert – ein Plus von über 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das Volumen nachhaltiger Investmentfonds stieg sogar um 40 Prozent. Trotzdem bleibt das Feld ein Nischenmarkt: Laut Fondsrating-Gesellschaft Morningstar legen nur vier Prozent der Publikumsfonds für Privatanleger bei ihren Investmententscheidungen ökologische und soziale Kriterien an.

Ein weiteres Problem: In vielen Fällen ist es für Laien kaum zu durchblicken, welchen Nachhaltigkeitskriterien sich die Fondsmanager verpflichten. Bei einer Analyse der Verbraucherzentrale Bremen und der Stiftung Warentest erfüllten nur 13 von 46 Fonds grundlegende Transparenzkriterien. Bei knapp der Hälfte der untersuchten Fonds fällt das Urteil der Verbraucherschützer kritisch aus: „20 Fonds kommunizieren die Nachhaltigkeit ihrer Investitionen eher schlecht.“

Zunächst müssen Anleger den Überblick behalten, welche Anlagekriterien auf dem Markt verbreitet sind: Manche Fondsmanager formulieren Ausschlusskriterien. Sie verzichten beispielsweise generell auf Investments in Rüstungs-, Öl- oder Atomkraft-Unternehmen oder meiden Firmen, die grundlegende Arbeitsstandards der Internationalen Arbeiterorganisation nicht erfüllen.


Fülle von Nachhaltigkeitskriterien ist schwer zu überblicken

Wieder andere verfolgen einen Best-in-Class-Ansatz. Dabei wird analysiert, ob die Unternehmen in ihrer jeweiligen Branche führend bei der Einhaltung von ökologischen und sozialen und Unternehmensführungs-Standards sind. Dazu zählen Unternehmen, die besonders auf ihren Ressourcenverbrauch achten, ihre Mitarbeiter fortbilden oder unabhängige Aufsichtsräte benennen.

Manche Fondsmanager wie Michael Schneider, der für den Deka-Umweltinvest verantwortlich ist, setzen ausschließlich auf die Ökobranche. Anleger müssten trotz Trumps Klimapolitik nicht um ihre Rendite zittern. „Die Rahmenbedingungen sind weiterhin gut“, sagt er. Viele Fonds kombinieren zudem einige der Investment-Ansätze.

Angesichts der Fülle von Nachhaltigkeitskriterien behalten Privatanleger nur schwer den Überblick: Neben der Stiftung Warentest geben auch verschiedene Siegel wie das FNG-Siegel oder das Nachhaltigkeitsranking von Morningstar Orientierung. Allerdings widersprechen sich diese Siegel mitunter: Während beispielsweise der Fonds „Erste WWF Stock“ bei FNG die maximal möglichen drei Sterne erhält, wird derselbe Fonds bei Morningstar nur als „unterdurchschnittlich“ in Sachen Nachhaltigkeit bewertet.

Andere Nachhaltigkeits-Fonds wie etwa der „Ökoworld Ökovision Classic“, der bei Stiftung Warentest sehr gut abschneidet, haben hohe jährliche Kosten. Das führt nicht selten dazu, dass Anleger im Vergleich zu einem Investment in den MSCI World Renditeabstriche machen müssen. Eine Alternative können ökologische Aktienindexfonds sein. Doch hier bemängeln die Verbraucherschützer besonders geringe Transparenz. Und so bleibt Anlegern eine Recherche nicht erspart, wenn Sie ihr Geld nach nachhaltigen Kriterien anlegen wollen. Ein Ausgangspunkt kann das Fonds-Vergleichstool des Handelsblatt sein.

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