Torsten Dennin "Gold steigt auf 1400 Dollar“

Rohstoffexperte Torsten Dennin sprach beim WiWo-Club über die sich erholenden Rohstoffmärkte. Er hält Goldminenaktien für günstig und sieht großes Potenzial beim Industriemetall Zink.

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Diese Fehler sollten Anleger beim Goldkauf unbedingt vermeiden
Goldbarren vor einer Tresortür. Quelle: REUTERS
Goldbarren Quelle: REUTERS
Goldbarren und Goldmünzen Quelle: dapd
Kleinere Goldbarren Quelle: dpa
Kleinere Goldbarren Quelle: dpa
Goldbarren Quelle: REUTERS
Goldbarren Quelle: dapd

Bei Rohstoffen scheint das Tal der Tränen durchschritten. Insbesondere der Ölpreis hat zuletzt wieder kräftig zugelegt. Welche Chancen das Comeback von Öl, Gold und Industriemetallen Anlegern bietet, fasste der Rohstoffexperte Torsten Dennin bei einem WiWo-Club-Event am 18. Mai in Frankfurt zusammen.

Zur Person

WirtschaftsWoche: Herr Dennin, der Rohstoffmarkt hat sich seit dem Tief im vergangenen Jahr erholt. Ist die Wende bereits geschafft?

Torsten Dennin: Aus Anlegersicht lässt sich das nicht pauschal beantworten. Nehmen wir beispielsweise Öl. Der Ölpreis selbst hat noch Potenzial nach oben, weil die Lagerbestände sukzessive abschmelzen. Die Aktien von Ölkonzernen halten wir dagegen für inzwischen überbewertet.

Warum halten Sie die Ölaktien für zu teuer?

Wir denken, dass die Gewinnerwartungen, die in den Aktienkursen stecken, enttäuscht werden. Sprich die Kurs-Gewinn-Verhältnisse sind zu hoch.

Was treibt momentan den Ölpreis?

Die Produktionskürzungen von Saudi-Arabien, sowie die Konjunkturerwartungen in den USA und China. Dämpfend wirkt dagegen, dass nur wenige US-Förderer von Schieferöl wegen des zwischenzeitlichen Einbruchs des Ölpreises in die Insolvenz mussten. Die Saudis wollten diese Anbieter aus dem Markt drängen, was ihnen aber nicht gelang.

Torsten-Dennin Quelle: Presse

Gerüchte über eine mögliche Amtsenthebung von US-Präsident Donald Trump ließen den Goldpreis steigen.

Gold ist kein Rohstoff im klassischen Sinne, weil es in der Industrieproduktion kaum eine Rolle spielt. Es ist mehr eine Ersatzwährung und für viele Anleger nach wie vor eine Versicherung gegen Krisen. Damit der Goldpreis dauerhaft steigt, müsste die politische Krise auch nachhaltige ökonomische Auswirkungen haben.

Welches Investment ist derzeit attraktiver, physisches Gold oder Goldminenaktien?

Goldminen sind im Verhältnis zu Gold günstiger bewertet. Das liegt daran, dass unterhalb von 1200 Dollar je Unze Gold eine Reihe von Produzenten Probleme haben, Gewinne zu machen. Entsprechend stark sind die Kurse gesunken. Da wir in diesem Jahr von einem Anstieg des Goldpreises auf rund 1400 Dollar je Unze ausgehen, dürften vor allem die Kurse von Minenbetreibern mit hohen Produktionskosten profitieren.

„Zink wird weiterhin die restlichen Industriemetalle outperformen“

Ähnlich stark wie Goldminen mussten Konzerne bluten, die Industriemetalle fördern.

Der Abschlag an der Börse war enorm und meiner Meinung nach übertrieben. Denken sie beispielsweise an die wachsende Nachfrage nach Kupfer wegen der Elektrifizierung des Autoverkehrs. Das spiegelt sich nur unzureichend in den Kursen der Minenaktien wider. Mein Favorit ist derzeit allerdings Zink. Bereits jetzt ist zu erkennen, dass dieses Industriemetall knapp wird. Wir sind davon überzeugt, dass Zink weiterhin die restlichen Industriemetalle outperformen wird.

Welche Länder sind die wichtigsten Gold-Produzenten und welches Ereignis ließ den Silberpreis in die Höhe schnellen? Testen Sie Ihr Wissen in unserem Quiz.

Eignen sich Diamanten als Kapitalanlage?

Anders als bei physischem Gold gibt es keine handelbaren Standardprodukte. Bei gleichem Gewicht können Form, Farbe und Reinheit abweichen und den Preis beeinflussen. Zudem steigt der Preis nicht linear zum Gewicht, es gibt Sprünge zwischen einzelnen Karatgrößen. Meiner Meinung ist das Segment für Profis und nicht für Privatanleger geeignet.

Uran wird seit dem Unfall in Fukushima in Deutschland als Rohstoff kaum beachtet.

Völlig zu unrecht. Allein mit Erdgas wird sich der Übergang zu einer Energieversorgung ohne fossile Brennstoffe nicht bewältigen lassen. Außerhalb Deutschlands werden neue Atommeiler gebaut. Auch in Japan wird die Nachfrage nach atomaren Brenn-stäben wieder steigen. Minenkonzerne, die Uran abbauen, sollten daher die Talsohle durchschritten haben.

Dürfen Anleger guten Gewissens in Rohstoffaktien investieren, allein schon wegen der Umweltschäden?

Rohstoffe zu fördern, ist ein schmutziges Geschäft. Die Schäden sind für jedermann sichtbar. Allerdings gibt es in jeder Branche moralisch zweifelhafte Geschäftsmodelle, die erst auf den zweiten Blick erkennbar sind. Nehmen sie beispielsweise die Kinderarbeit in der Textilindustrie. Demnach dürften sie auch keine Aktien von Sportartikelherstellern kaufen. Wer nach moralischen Maßstäben investiert, muss sich jedes Unternehmen einzeln anschauen. Es reicht nicht, ganze Branchen auszuschließen.

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