Trotz Kursrutsch Bill Gross plädiert für Kurzläufer

Der Hinweis von Fed-Chefin Yellen, dass die Leitzinsen bald steigen könnten, hat die Kurse kurzläufiger Anleihen in den Keller geschickt. Auch der Pimco-Vorzeigefonds musste kräftig einstecken. Bill Gross hält dagegen.

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Hinterlässt einen Scherbenhaufen: Der ehemalige Pimco-Chef Bill Gross. Quelle: Reuters

Frankfurt Pimco-Chef Bill Gross empfiehlt Anlegern, weiter auf Anleihen mit Laufzeiten von fünf Jahren oder weniger zu setzen – auch wenn jüngste Äußerungen von Janet Yellen, der Chefin der Federal Reserve, die Kurzläufer-Renditen in die Höhe getrieben und die Kurse in den Keller geschickt haben.

„Der ein bis fünf Jahre laufenden Teil der Kurve, dem zuletzt die 'blaue-Punkt'-Prognose der Fed und Yellens 'sechs Monate danach' einen Schlag versetzt haben, sollte sein aktuelles Niveau halten, wenn die Inflation niedrig bleibt“, erklärte er in seinem monatlichen Investmentkommentar, der am Donnerstag auf der Webseite der Allianz-SE-Tochter veröffentlicht wurde. „Laufzeiten von fünf bis 30 Jahren bleiben jedoch gefährdet.“

Die Rendite zweijähriger Treasury-Schuldtitel war am 19. März so stark gestiegen wie seit 2011 nicht mehr, nachdem die US-Notenbank ihre Prognosen für den Leitzins erhöht hatte. Zudem hatte Yellen signalisiert, dass eine Leitzinserhöhung sechs Monate nach dem Ende der Anleihekäufe durch die Fed – das im Herbst erwartet wird – stattfinden könnte.

„Die Eintrittswahrscheinlichkeiten legen nahe, dass die fünf- bis 30-jährigen Anleihen, die die Fed aufgekauft hat, nach dem Ende des Bondkaufprogramms zu höheren Renditen verkauft werden müssen, um den Privatsektor wieder hinein zu locken“, schrieb der Manager des weltgrößten Anleihefonds.

Mit seiner Theorie, an der Gross auch weiterhin fest hält, ist der Pimco-Chef allerdings auf die Nase gefallen. Der weltweit größte Anleihefonds erzielte in den letzten Monaten den schlechtesten risikobereinigten Ertrag. Das liegt an den 16 US-amerikanische Fonds, die in Anleihen mit einer mittelfristigen Laufzeit investieren. 79 Prozent der Anlagen des Fonds in Anleihen haben eine Restlaufzeit von fünf Jahren oder weniger. Für die Zukunft steht also fest: Bill Gross nimmt die Investoren bei seinem 232 Milliarden Dollar schweren Pimco-Total-Return-Fund mit auf eine stürmische Fahrt.

Pimco-Income-Fund ist auf guten Kurs

In ruhigerem Fahrwasser schippert hingegen ein anderer Fonds, der Pimco-Income-Fund. Er landete in einem Ranking von Bloomberg auf dem zweiten Platz. Berücksichtigt wurden Fonds mit einem Anlagevolumen von mindestens fünf Milliarden Dollar.

Der risikogewichtete Ertrag wird berechnet, indem der Gesamtertrag durch die Volatilität – oder die täglichen Kursschwankungen – geteilt wird. Eine höhere Volatilität legt den Schluss nahe, dass es in kürzerer Zeit zu stärkeren Kursschwankungen kommen kann. Das erhöht letztlich das Risiko von Verlusten. In den vergangenen drei Jahren hatte die Volatilität im Pimco-Total-Return-Fund in jedem einzelnen Jahr zugenommen. Das senkte den risikobereinigten Ertrag.


Wetten auf Treasuries gingen schief

In den jüngsten zwölf Monaten kamen zu den Kursschwankungen auch noch sinkende absolute Erträge hinzu. Pimco-Mitbegründer Gross hatte offenbar den Zeitpunkt und die Auswirkungen der Entscheidung der US-Notenbank Federal Reserve, ihre monatlichen Anleihekäufe zurückzufahren, falsch eingeschätzt.

Gross hatte etwa auf fünfjährige Treasuries gesetzt. Eine Wette, die schief ging. Die Renditen bei den Papieren haben sich seit Mai mehr als verdoppelt. Zudem fielen die Kurse. „Bei dem Fonds hat es immer Volatilität gegeben“, erklärt Todd Rosenbluth, Chef der Investmentfonds-Analyse bei S&P Capital IQ, in einem Interview mit Bloomberg News. „Es ist nur einfach so, dass Investoren sonst dafür belohnt wurden – und dieses Mal eben nicht.“

Der Pimco-Total-Return-Fund büßte in dem am 31. März beendeten Zwölfmonatszeitraum rund 1,2 Prozent ein – er musste sich damit 88 Prozent vergleichbarer Fonds geschlagen geben. Zudem lag die Volatilität des Fonds bei etwa 4,3 Prozent – vergleichen mit einem Durchschnitt von rund 3,6 Prozent in der Vergleichsgruppe.

„Es ist wichtig, die Entwicklung eines Fonds mit seiner Benchmark zu vergleichen, nicht nur mit anderen Investmentfonds. Diese könnten risikoreichere oder höher rentierende Anlagen beinhalten. Der Total-Return war in den vergangenen sechs Monaten besser als sein Index“, sagte Mark Porterfield, ein Sprecher von Pimco.

Der frühere Fed-Vorsitzende Ben S. Bernanke hatte im Mai 2013 angedeutet, dass er das Anleihekaufprogramm der US-Notenbank reduzieren könnte. Das hatte dann zu einem Ausverkauf bei den vom Pimco-Total-Return gehaltenen mittelfristigen US-Staatsanleihen und inflationsgeschützten Bonds geführt.

„Gross hat keine Angst davor, Risiken einzugehen“, sagt Analyst Jeff Tjornehoj von Lipper in Denver, in einem Gespräch mit Bloomberg News. „Wenn man richtig liegt, kann man sehr richtig liegen. Aber bei ihm gab es zuletzt diese Momente, wo seine Annahmen zum Markt daneben lagen.“

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