Übernahmen an der Börse Wetten auf das große Fressen

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Interessante Übernahmekandidaten und schnelle Reaktion gesucht

Sich beim Investieren aber allein auf Übernahmen zu verlassen ist ein gefährliches Spiel. Sie können sich verzögern, platzen, oder – für Aktionäre noch schlimmer – gar nicht erst versucht werden. Thomas Meier, Fondsmanager beim Frankfurter Finanzdienstleister MainFirst, warnt: „Nur zu hoffen, dass das Unternehmen, in das ich investiert habe, irgendwann übernommen wird, ist ein ziemlich sicherer Weg in den finanziellen Ruin.“ Besser sei es, sich auf die Fundamentaldaten eines Unternehmens zu konzentrieren. Also etwa, wie viel Marge eine AG schafft oder wie schnell der Umsatz wächst. Klappt es mit der Akquisition nicht, haben Anleger immerhin noch eine gute Aktie. Die WirtschaftsWoche hat deswegen fünf Papiere auf dem deutschen Kurszettel herausgesucht, die Aktionären ein starkes Geschäft, eine stabile Bilanz und eine Portion Übernahmefantasie bieten.

Übernahmen chinesischer Firmen in Deutschland

- Zum Beispiel die Aktie von Osram. Die Münchner wollen sich vom defizitären Glühbirnengeschäft trennen und sich auf die profitablen Zukunftsbereiche LED und Spezialbeleuchtung konzentrieren. Osram kann mit einer ordentlichen Dividende (aktuell ein Euro je Aktie) und einer lupenreinen Bilanz wuchern. Im Oktober bereitete der chinesische Halbleiterkonzern San’an ein Übernahmeangebot für Osram vor (siehe WiWo 42/2016). Zwar ist das bis jetzt noch nicht offiziell abgegeben worden. Aufgeschoben bedeutet aber nicht unbedingt aufgehoben. Anleger können sich jetzt für rund 50 Euro je Aktie ein profitables Unternehmen mit starker Bilanz schnappen.

- Ins Visier eines asiatischen Investors geriet auch der IT-Dienstleister und TecDax-Wert S&T. Apple-Zulieferer Foxconn sicherte sich im Dezember knapp 30 Prozent der Aktien. Gut möglich, dass es dabei nicht bleibt. S&T-Chef Hannes Niederhauser erklärt, auch eine Komplettübernahme sei denkbar. Aktuell kosten die S&T-Aktien rund 22 Jahresgewinne, die erwartete Dividendenrendite liegt bei nur gut einem Prozent. Das ist teuer, zumal S&T plant, den kriselnden Kleincomputerbauer Kontron zu übernehmen und damit ein großes Risiko eingeht. Andererseits bieten die Geschäftsfelder (Sicherheitslösungen für das Internet der Dinge, intelligente Stromnetze) reichlich Potenzial, und die Bilanz ist nach der jüngsten Kapitalerhöhung solide.

Wunschliste für Firmenjäger

- Ein feines Investment sind die Aktien des Issels-Favoriten M.A.X. Automation. Das Unternehmen stellt zum Beispiel Anlagen für Autozulieferer her, mit denen etwa Stoßstangen vollautomatisch gestanzt werden können. Das Unternehmen ist seit Jahren profitabel, wächst konstant und zahlt seit 2006 immer eine Dividende (aktuell 15 Cent je Aktie). Das schwächere Geschäftsjahr 2016 begründet der Vorstand mit dem niedrigen Ölpreis und entsprechend wenig Nachfrage nach Recyclinganlagen. Für 2017 sind die Aussichten wieder besser, das Auftragsbuch ist gut gefüllt. Ein Kauf durch die Günther Holding ist aber eher mittelfristig ein Thema.

- Als heißerer Übernahmekandidat wird der Pharmakonzern Stada gehandelt. Die Nachrichtenagentur Dow Jones berichtete im Mai von einem möglichen Angebot über 60 Euro je Aktie. Zwar blieb Konkretes aus, der Kurs schoss dennoch auf 50 Euro hoch. Für Furore sorgt der aktivistische Investor Active Ownership, Chef und Aufsichtsratsvorsitzender mussten 2016 gehen. Die neuen Macher wollen Stada auf Effizienz trimmen. Bis 2019 soll sich der Nettogewinn fast verdoppeln. Gelänge das, würde sich auch der teuer anmutende Kurs relativieren. Mit der Aktie holen sich Anleger zudem ein stabiles Geschäft ins Depot: In den vergangenen zehn Jahren schrieb Stada stets schwarze Zahlen.

- In den Fokus von Übernahmejägern könnte auch der im SDax gelistete Lkw-Zulieferer SAF-Holland geraten. Das Unternehmen wollte 2016 eigentlich selbst fressen und bot 442 Millionen Euro für den schwedischen Autozulieferer Haldex. Das Geld lag bereit, doch zwei Konkurrenten stachen SAF aus. Jetzt hat der Konzern gut 300 Millionen Euro in der Kasse und ist an der Börse nur doppelt so viel wert. Ein Aufkäufer könnte das nutzen, indem er darauf drängt, dass das Unternehmen viel ausschüttet, und so einen großen Teil des Kaufpreises finanzieren. SAF-Holland scheint leichte Beute, einen Ankeraktionär gibt es nicht.

So weit die Vernunftsaktien. Für alle, die 2017 auch mal einen riskanteren Zock wagen wollen, hat Übernahmespezialist Issels noch einen Tipp. Beim Überwachungskamerahersteller Mobotix kaufte im März der japanische Konzern Konica Minolta zwei Drittel der Anteile. Über kurz oder lang würden die Japaner auch den Rest wollen, um durchregieren zu können. Für den Zwei-Drittel-Anteil habe Konica laut Issels umgerechnet 19,70 Euro je Aktie bezahlt. Aktuell notiert sie nur bei gut 14 Euro. Gemessen daran wären knapp 40 Prozent Rendite drin.

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