Was trübt den Ausblick? Vom schwächeren Euro dürften doch einige Unternehmen profitieren.
Das schon. Allerdings erwarten wir, dass das Wachstum im Winter etwas schwächer ausfallen wird, auch bedingt durch Krisen wie die in der Ukraine. Zudem belasten Reformen wie der Mindestlohn oder das Rentenpaket den Arbeitsmarkt.
Und trotzdem sind Sie optimistisch für den Dax?
Ja, ein Plus von gut neun Prozent ist für 2015 möglich. Zum einen wird QE helfen. Zum anderen ist der Dax noch deutlich günstiger bewertet als andere Indizes, das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) ist niedriger als zum Beispiel beim EuroStoxx. Optimistisch sind wir vor allem für zyklische Branchen wie die Auto-, Bau- oder Chemieindustrie und Medien- oder Finanzwerte.
Gilt das auch für die US-Aktien?
Dort sind neben Finanztiteln vor allem IT- und Pharmawerte spannend.
Aktien bleiben also für renditeorientierte Anleger weiterhin unverzichtbar. Wie sieht es bei Anleihen aus?
Staatsanleihen sollten nur einen kleinen Teil des Portfolios ausmachen. Gegen zu viele Bonds spricht allein die attraktivere Rendite, die mit Dividendentiteln zu erreichen ist. Chancen gibt es allerdings in den USA, bei Unternehmensanleihen im Investment Grade-Bereich. Auch der stärkere Dollar spricht für solche Investments. Für risikofreudigere Anleger könnten auch Schwellenländeranleihen in lokaler Währung interessant sein.
Das ist die richtige Anlagestrategie für 2015
Aber wie hoch ist das Risiko an den Anleihemärkten? Einige befürchten bereits eine Blase. Bringt QE das Fass zum Überlaufen?
Die Sorgen um eine Blase sind berechtigt. Auch die Bundesbank warnte ja in ihrem Stabilitätsbericht vor Überhitzungen in bestimmten Segmenten, besonders bei Unternehmensanleihen. Das Problem besteht darin, dass der Kreditkreislauf nicht richtig funktioniert. QE wird meines Erachtens helfen, den Euro zu schwächen, und die Gewinne der Unternehmen zu steigern, die dann wiederum investieren. Tritt der Effekt allerdings nicht ein, sehe ich tatsächlich die Gefahr einer Blase, da die Anleihemärkte mit dem EZB-Geld vollgepumpt werden.
Trotz der Aussicht auf QE rechnen Sie nicht mit steigenden Inflationsraten. Ist die Beimischung von Gold als Inflationsschutz für das Depot ein Mythos?
Inflationsängste haben sich bisher als Phantomschmerzen entpuppt. Gut möglich, dass die prognostizierten hohen Inflationsraten irgendwann kommen, aber das dauert. Denn im Moment fallen die Inflationserwartungen. Auch die mögliche Zinserhöhung der Fed und der starke Dollar sprechen nicht für Gold. Ich würde es eher zur Absicherung von Eventualitäten und volatilen Phasen nutzen.
Was könnte Schwankungen auslösen?
Politische Entwicklungen in Europa könnten die Kurse durcheinander bringen. Gleiches gilt für eine Zinserhöhung in den USA. Auch wenn die sehr gut kommuniziert wurde und eingepreist ist, könnte es zu kurzfristigen Schwankungen kommen.