Umschuldungsängste Zinsen für Griechen-Anleihen steigen über 25 Prozent

Die Kurse von Griechenlands Staatsanleihen rutschen immer weiter ab, die Renditen steigen in extreme Höhen. Allen Dementis und Warnungen zum Trotz, rechnen die Märkte offenbar fest mit einer Umschuldung.

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Griechenlands Finanzminister George Papaconstantinou. Der Weg zum Kapitalmarkt ist verbaut. Quelle: handelsblatt.com

Die Lage an den Finanzmärkten wird für das hoch verschuldete Griechenland immer schwieriger: Anhaltende Umschuldungsgerüchte treiben die Renditen der Staatsanleihen in Rekordhöhe. So stieg die Rendite zweijähriger griechischer Staatsanleihen am Mittwoch erstmals seit Gründung der Währungsunion über die Marke von 25 Prozent.

Zeitweilig kletterte die Rendite auf bis zu 25,4 Prozent. Dagegen liegt die Rendite für zweijährige deutsche Staatspapiere derzeit bei 1,76 Prozent. Der Grund ist die erstklassige Bonität Deutschlands.

Dass die Marktteilnehmer eine Umschuldung Griechenlands für nahezu unumgänglich halten, zeigt auch der Blick auf die zehnjährigen Staatsanleihen. Deren Kurs fiel in der Spitze auf rund 53,50 Zähler, die Rendite stieg auf mehr als 16,4 Prozent. So viel haben die Anleihen seit Einführung des Euro noch nie abgeworfen. Für das hoch verschuldete Land ist der Weg an den Kapitalmarkt angesichts der extrem hohen Zinsen praktisch verbaut.

Zuletzt hatte unter anderem der Chef des weltgrößten Staatsanleihenhändlers Pimco, Mohamed El-Erian, schnelles Handeln gefordert, damit Griechenland die Europäische Währungsunion nicht in Gefahr bringe. Ohne eine „möglichst freiwillige und ordentliche Umschuldung“ werde der Mittelmeerstaat seiner Schuldenprobleme nicht Herr werden, schrieb El-Erian in einem Gastbeitrag für das Handelsblatt. Im Falle Griechenlands sei bereits eine zu große Schuldenlast auf öffentliche Institutionen und die Steuerzahler abgewälzt worden.

Für Griechenland und auch für Portugal war am Vortag ein noch höheres Staatsdefizit im vergangenen Jahr ausgewiesen worden als zuvor angenommen. Im Fall Griechenland lag das Defizit 2010 laut der Statistikbehörde Eurostat bei 10,5 Prozent statt zuvor ausgewiesener 9,6 Prozent. Erlaubt sind nach dem Maastricht-Vertrag höchstens drei Prozent.

Die Regierung in Athen dementiert Umschuldungspläne dagegen jeden Tag aufs Neue. Und auch europäische Politiker und Notenbanker warnen vor einem solchen Schritt. Der Chefvolkswirt der EZB, Jürgen Stark, sagte am Montag, eine Umschuldung berge unvorhersehbare Gefahren. Wenn es in strauchelnden Euroländern zu Umschuldungen komme, sei das auch für Banken ein großes Risiko. „Im schlimmsten Fall könnte die Umschuldung eines Mitgliedslandes die Auswirkungen der Lehman-Pleite in den Schatten stellen“, mahnte Stark in einem Interview mit dem ZDF-Nachrichtenportal heute.de.

Die Eskalation in Griechenland sorgte am Mittwoch auch bei den Anleihen anderer angeschlagene Euro-Länder wie Irland und Portugal für steigende Renditen, allerdings war der Anstieg bei weitem nicht so stark wie bei griechischen Staatspapieren. Zudem liegt das Renditeniveau für irische und portugiesische Staatsanleihen noch nicht einmal halb so hoch wie beim größten Euro-Schuldensünder Europas. Auch in Spanien, der viertgrößten Volkswirtschaft Europas, legten die Renditen am Mittwoch leicht zu. Hier liegt das Renditeniveau allerdings noch wesentlich tiefer als in Irland oder Portugal.

Allerdings wächst auch der Druck auf Portugal. In Brüssel wurde am Mittwoch klargestellt, dass die Finanzminister des Eurogebiets am 16. Mai einstimmig für die Portugal-Hilfen votieren müssen, sonst könne der europäische Rettungsfonds Lissabon nicht vor der Pleite retten. Für Portugal ist ein Hilfsprogramm von Europäern und IWF von rund 80 Milliarden Euro anvisiert. Dieser Betrag werde sich voraussichtlich nicht ändern, obwohl das Staatsdefizit im vergangenen Jahr mit 9,1 Prozent der Wirtschaftsleistung um 0,5 Punkte höher ausfiel als zunächst erwartet, hieß es in Brüssel.

Lissabon zahlt hohe Risikoprämien für seine Staatsanleihen und hatte sich Anfang des Monats nach langem Zögern entschlossen, unter den europäischen Rettungsschirm zu schlüpfen. Allerdings wird die Finanzspritze für Portugal auch wegen des Wahlergebnisses des Euro-Partners Finnland zur Zitterpartie. Der konservative Parteichef und bisherige Finanzminister Jyrki Katainen will bis Mai eine neue Regierung mit zwei Parteien bilden, die gegen die Euro-Reform einschließlich Rettungsschirm sind. Zudem stehen in Portugal am 5. Juni vorgezogene Neuwahlen an. Die EU und der IWF wollen sicherstellen, dass sich auch die neu gewählte Regierung an die Abmachungen für die Hilfen, die mit harten Sparauflagen verbunden sind, hält.

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