Mit kleinen und mittleren Aktien wie Borussia Dortmund (Börsenwert: 202 Millionen Euro) können Anleger gezielt auf solche prosperierenden Nischen setzen. „Nebenwerte eignen sich meist besser als große Dax-Werte, um als Anleger auf Trends oder Nischenbranchen zu setzen“, sagt der Hamburger Hedgefondsmanager Robert Suckel. Ihre Vorzüge:
- Fokussiert Mit der Aktie eines Großkonzerns wie Siemens lässt sich nur eingeschränkt vom Boom der Medizintechnik profitieren. Gewinn und Aktienkurs werden von zu vielen anderen Größen bewegt, etwa vom Energiegeschäft. Mit Spezialisten wie Drägerwerke, Eckert & Ziegler (siehe Seite 5) oder Pulsion setzen Anleger zu 100 Prozent auf die Branche.
- Flexibel Ergeben sich neue Marktchancen oder zieht die Branchenkonjunktur an, reagieren die Kleinen in der Regel schneller als Konzerne. Sie haben kürzere Entscheidungswege und können zeitnah auf Kundenwünsche reagieren.
- Unverfälscht „Die Kurse der kleinen Aktien reagieren stärker auf Nachrichten aus dem Unternehmen selbst, weniger auf die Großwetterlage in Politik und Weltkonjunktur“, sagt Reiner Sachs vom Fondsanbieter Shareholder Value. Auf lange Sicht wirken sich ein gutes Management oder Top-Produkte stärker auf den Kurs aus als bei Konzernen. Deren Aktienkurse hängen stärker am allgemeinen Börsentrend.
- Unterschätzt An der Börse finden viele der kleinen Werte kaum Beachtung. Medien berichten kaum; Banken verfassen keine Studien. Es lohnt sich nicht, weil die Aktien für die meisten Fonds oder Pensionskassen ohnehin nicht infrage kommen – zu klein, zu wenig gehandelt, Großorders bewegen den Kurs zu stark.
„Das kann im günstigen Fall dazu führen, dass die Kleinen an der Börse unterbewertet sind“, sagt Suckel. „Die Chance, Perlen zu fischen, ist bei Nebenwerten immer gegeben“, sagt Stephan Simmroß von der Heidelberger Fondsboutique FPS, „es kann aber lange dauern, bis sich die Unterbewertung auflöst. Drei bis fünf Jahre Geduld sollten Anleger mitbringen.“
Wie lukrativ die Kleinen sein können, zeigt ein Depot aus 16 Werten, die die WirtschaftsWoche im Juli 2012 empfahl. Die Aktien legten im Schnitt 34 Prozent zu (ohne Dividenden) und hängten auch den Dax ab. In der Tabelle auf Seite 147 finden Anleger zu jedem Titel eine Empfehlung, was jetzt zu tun ist. 15 Werte sind im Plus – aber auch nicht mehr so günstig bewertet wie vor knapp einem Jahr. Vor allem exportabhängige und konjunktursensible Werte aus Branchen wie Kfz-Zulieferung und Maschinenbau sind gut gelaufen.
Doch die Erholung der Weltkonjunktur vom Krisentief 2009 könnte ins Stocken geraten. „In diesem und im nächsten Quartal rechnen wir bei vielen Firmen mit stagnierenden oder leicht rückläufigen Gewinnen“, sagt Christian Struck vom Fondsberater Discover Capital. Viele Exportwerte haben im ersten Halbjahr 2012 noch vom damals gegenüber dem Dollar schwachen Euro profitiert; ein Sondereffekt, der nun nicht mehr wirkt. „Die Latte aus den Vergleichsquartalen des Vorjahres dürfte für viele Unternehmen zu hoch liegen, sodass kurzfristig Enttäuschungen drohen“, fürchtet Struck.
„Auf die lange Sicht“, meint Struck, „ist die Aktie aber alles andere als unattraktiv, vor allem angesichts der Alternativen.“ Das Problem ist bekannt: Die Zinsen sind unten, Immobilien sind teuer geworden, und Gold könnte seinen Nimbus als sicherer Hafen verlieren. „Gute Aktien aus Branchen mit eigener Konjunktur kann man eigentlich immer kaufen“, sagt Fondsmanager Simmroß. Auf den folgenden Seiten stellt die WirtschaftsWoche elf vielversprechende Werte vor.