US-Aktien auf Rekordniveau Viel Kraft und lose Zügel

Eine robuste Binnenkonjunktur und viel Chaos in anderen Ländern bilden den perfekten Nährboden für starke Kurse. Die Folge: Am amerikanischen Aktienmarkt ziehen S&P 500 und Dow Jones an.

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Die US-Konjunktur ist robust und die Fed will den Leitzins nur sehr vorsichtig, wenn überhaupt, anheben: Das beflügelt den US-Aktienmarkt. Quelle: AP

New York Genau 7,26 Punkte genügten am Montag, um den S&P 500 auf ein neues Rekordniveau von 2.137 Punkten zu bringen. Damit trotzt der wichtigste Aktienindex der Welt, der die wichtigsten 500 börsennotierten Unternehmen der USA abbildet, allen politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten. Der Dow Jones, der noch traditionsreicher ist als der S&P, landete knapp ein Prozent unter dem früheren Rekord.

Die Kurse der US-Aktien zogen in der ganzen Breite an. Schub bekommen sie durch eine traumhafte Kombination, die es nicht häufig gibt: Die US-Konjunktur ist robust, und dennoch sind bis auf weiteres kaum Zinserhöhungen der US-Notenbank (Fed) zu erwarten. Das heißt für die Börse: viel Kraft und nur lose Zügel.

Am Freitag hatte die US-Regierung einen überraschend starken Bericht zum Arbeitsmarkt bekannt gegeben. Die Ängste, der US-Konjunktur könne die Puste ausgehen, sind damit wieder verflogen.
Zugleich hat die Fed aber deutlich gemacht, dass sie nur sehr vorsichtig, wenn überhaupt, die Zinsen erhöhen wird, solange nicht klar ist, welche Auswirkungen der Brexit, der voraussichtliche Ausstieg der Briten aus der Europäischen Union, haben wird.

Indirekt dürfte das Referendum zum Brexit die US-Börse sogar beflügeln. Denn damit wurden die Renditen der Zinspapiere in Europa noch weiter in den Keller getrieben. Europas Anleger kaufen auf ihrer Suche nach einer besseren Alternative daher mehr US-Staatspapiere und haben deren Renditen im zehnjährigen Bereich auf ein Rekordtief von unter 1,5 Prozent getrieben.

Das aber macht Aktien im Vergleich dazu attraktiver und treibt deren Kurse. So profitieren US-Aktionäre indirekt von den Anleihekäufen der Europäer. Oder, wie David Bianco, Aktienstratege der Deutschen Bank, formuliert: „Die Bewertung der Aktien im S&P steht auf den Schultern der Anleihen.“

Bianco nennt ein paar Gründe, warum es sich trotz der ausgereizten Kurse immer noch lohnt, Aktien zu kaufen. Dazu gehören ein moderates, aber robustes Wachstum der US-Konjunktur, stabile und angemessene Bewertungen der Aktien gemessen an den Gewinnen und „Anleiherenditen von Null nach Abzug der Inflation“.

Anders gesagt: Allein schon die Verzweiflung sollte Anleger, die etwas Rendite brauchen, in Aktien treiben.

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