US-Aktien Die skandalgebeutelte CSC-Aktie startet durch

Für den lange krisengeschüttelten IT-Service-Anbieter CSC geht es wieder aufwärts. Ausgerechnet im Cloud Computing - mitverantwortlich für die Krise - entpuppt sich CSC als heimlicher Profiteur.

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CSC - erfolgreiche Sanierung

Wie passt das zusammen? Die traditionsreiche Software- und IT-Beratungsfirma Computer Sciences (CSC) wird im aktuellen Geschäftsjahr nur noch 13,6 Milliarden Dollar umsetzen, im Vorjahr waren es 15, vor drei Jahren 16 Milliarden Dollar gewesen. Die CSC-Aktie legte trotz des Umsatzeinbruchs in nur einem Jahr 63 Prozent zu, 45 Punkte mehr als der Standard & Poor’s-500-Index. Es passt: CSC trennt sich von schlecht laufenden Geschäftsbereichen und senkt die Kosten. Die Gewinne steigen, Analysten erwarten im laufenden Geschäftsjahr (bis Ende März 2014) trotz Umsatzrückgangs 26 Prozent mehr Gewinn (auf 3,64 Dollar je Aktie) und für die nächsten zwei Jahre weitere 23 Prozent plus. Und es gibt noch mehr Verbesserungspotenzial.

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Das traditionelle Geschäft der 1959 gegründeten CSC hatte seine Blütezeit vor rund 20 Jahren. Damals entstanden in allen Unternehmen neue IT-Umgebungen, meist als Client/Server-Netze. Das Integrieren von Standardsoftware machte viel Arbeit und war den Anbietern wie Microsoft oder SAP oft zu mühsam. Die Lücke füllten Unternehmen wie CSC, die sich das gut bezahlen ließen. Doch mit dem Trend zum Auslagern von Rechen- und Speicherkapazität (in die Datenwolke, Cloud) ändern sich die Anforderungen, CSC geriet ins Trudeln. Auch machen sich die Budgetkürzungen im Verteidigungsbereich bemerkbar, dem zweiten Standbein von CSC.

Größtenteils waren die Probleme aber hausgemacht: Systemintegratoren müssen vor allem die Kosten klein halten können. Bei CSC ging es allzu lange um Marktanteile, die Rentabilität kam zu kurz. Ein 2006 vom britischen National Health Service erteilter Auftrag über 5,4 Milliarden Dollar Umsatz etwa wurde zum Verlustbringer.

Neue Besen kehren

2011 musste sich CSC einer Untersuchung durch die US-Börsenaufsicht SEC unterziehen. Nach Prüfung der Rechnungslegung sah sich CSC zu hohen Abschreibungen auf frühere Zukäufe und verlustträchtige Aufträge gezwungen, die Aktie verlor die Hälfte an Wert. Eine Sammelklage von Aktionären konnte CSC erst Anfang dieses Jahres mit einer Zahlung von 97,5 Millionen Dollar beilegen.

Seit Kurzem hat CSC ein neues Management. Vorstandschef Mike Lawrie verfügt über reichlich Branchenerfahrung, die er etwa bei IBM sammelte. Lawrie steht im Ruf, notleidende Vermögenswerte rasch zu veräußern. Paul Saleh hat sich als Finanzvorstand bei Honeywell und Gannett einen Namen als Sanierer gemacht. Zunächst identifizierte das Team 40 defizitäre Aufträge, die zusammen ein Fünftel des Umsatzes ausmachten. Kosten wurden reduziert, die Ertragsflüsse verbessert oder die Aufträge eingestellt. Das Management wurde von 13 auf 8 Ebenen reduziert. Ursprünglich bezifferte CSC die geplanten Einsparungen auf rund eine Milliarde Dollar, hat die Prognose inzwischen auf 1,3 Milliarden Dollar erhöht.

Noch zwei Unbekannte

Vor allem eine Neuausrichtung des Geschäfts auf Cloud Computing und große Datenmengen („Big Data“) sollen Schub bringen. Saleh äußert sich bereits für das zweite Halbjahr optimistisch über das Wachstum und verweist auf eine Reihe kleinerer Aufträge, die zeigen, dass die Kunden den neuen Service bereits ausprobieren. Analysten der Gartner-Group bewerteten im Vormonat 15 Anbieter von Cloud-Infrastruktur und -Dienstleistung. CSC kam hinter Amazon Web Services bereits auf Platz zwei. Cloud-Dienstleistungen benötigen keine hohen Investitionen in neue Ausrüstung. Das heißt, der freie Cash-Flow könnte nach und nach auf 100 Prozent des Gewinns steigen.

Aktien aus der Technologiebranche und ihre Kurschancen

Es gibt noch zwei Unbekannte in der Rechnung. Im August verkündete Microsoft-Chef Steve Ballmer seinen Rücktritt. Nach Ansicht einiger Wall-Street-Größen könnte Microsoft CSC-Chef Lawrie in die Wahl ziehen. „Das ist ein neues, überraschendes Risiko“, meint Analyst James Friedman. Dafür könnte CSC aber bald das Geschäft mit dem Verteidigungsministerium abspalten; mögliche Käufer sind Private-Equity-Investoren, die Firmen gerne in Phasen schwacher Branchenkonjunktur kaufen und wieder aussteigen, nachdem der Branchentrend gedreht hat. Der Verkauf könnte 20 Dollar je Aktie bringen.

Die CSC-Aktie erscheint günstig, selbst wenn sich dieser Deal nicht verwirklichen sollte. Derzeit wird sie zum 14,2-Fachen der Gewinnschätzung für das laufende Jahr gehandelt; Konkurrent Accenture notiert zum 17,2-Fachen.

Wenn man davon ausgeht, dass die Anleger das 15-Fache des Gewinns zu zahlen bereit wären, sobald Microsoft einen anderen als Mike Lawrie als neuen CEO bekannt gibt und das Umsatzwachstum bei CSC wieder anzieht, könnte der Aktienkurs binnen Jahresfrist durchaus auf 65 Dollar klettern – rund 20 Prozent mehr als heute.

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